Brennerzulauf im Kreis Ebersberg:Die Vorstellungen der Kritiker waren unrealistisch

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Bisher verkehren auf der Strecke durch den Landkreis Richtung Rosenheim 180 Züge. Ist der Brenner-Basistunnel erst eröffnet, könnten es doppelt so viele sein. Vor allem der Güterverkehr wird wohl massiv zunehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Varianten der Bahn für zwei zusätzliche Gleise stoßen auf Gegenwehr. Diese ist nur teilweise verständlich.

Kommentar von Wieland Bögel, Ebersberg

Knapp 64 Kilometer lang ist der Brenner-Basistunnel. Da könnte man doch, wenn man die Maschinen eh am Start hat, gleich auf 80 Kilometer Tunnel aufrunden und zwischen Grafing und der Landkreisgrenze auch unterirdisch fahren. Ein bisschen so klang es oft, wenn über den Brenner-Zulauf diskutiert wurde - dass die Bahn eine Neubaustrecke keinesfalls komplett im Tunnel errichten würde, war aber kein Geheimnis. Eine solche Trasse wäre sowohl unverhältnismäßig teuer - zu bezahlen wohlgemerkt mit Steuergeld - als auch wohl von der Umsetzung her schwierig. Was nun im Umkehrschluss nicht bedeutet, die von der Bahn vorgestellten Entwürfe seien der Weisheit letzter Schluss. Verbesserungen sind immer vorstellbar - nur umsetzbar sollten sie halt auch sein.

Einiges in dem Schreiben der Politiker aus dem Landkreis ist nämlich durchaus überlegenswert. Etwa die Frage, ob sich die Bahn denn sicher ist, dass man die zusätzlichen Gleise in der Region südlich Grafing-Bahnhof wirklich benötigt. Dass der Güter- und Personenverkehr zunehmen wird - und das im Sinne einer nachhaltigeren Verkehrspolitik auch soll - steht zwar außer Frage. Allerdings noch nicht vollständig beantwortet ist jene nach dem Wo.

Denn nicht der gesamte Bahnverkehr zwischen Mittelmeer und Atlantik muss zwingend durch München fahren. Die Forderung nach einem Bypass für die Gleise in der Landeshauptstadt in Form des "Ostkorridor" genannten Streckenabschnitts über Rosenheim und Mühldorf ist nicht nur aus Landkreissicht sinnvoll. Schließlich ist nördlich von Grafing-Bahnhof ein weiterer Ausbau der Strecke so gut wie ausgeschlossen. Die Bahn setzt hier zwar auf Taktverdichtung, aber alles, was um München herumfährt, muss erstens nicht verdichtet werden und könnte zweitens ein weiteres Akzeptanzproblem mindern helfen: die Zunahme des Bahnlärms an der Strecke Richtung München.

Zum Realismus gehört aber auch, dass irgendwann wohl eine weitere Bahnstrecke im südlichen Landkreis gebaut werden wird - und das sicher nicht komplett in einem Tunnel. Daher gilt es nun auszuloten, inwieweit bei der Annahme, dass dies entlang des Bestandes unmöglich ist, noch Spielraum besteht - und diesen gegebenenfalls mit dem nötigen politischen Druck auch zu erweitern.

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Von Wieland Bögel

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