Naturschutz:Neue Lebensräume für die Helm-Azurjungfer

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Sattes grün, wohin das Auge blickt: Das ist der Kalterbach. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Verein Dachauer Moos will sich in interkommunaler Zusammenarbeit um das Ufer des Kalterbachs kümmern. Außerdem soll eine Torfstichhütte errichtet werden, die über die Bedeutung des Brennmaterials informiert

Von Horst Kramer, Bergkirchen

Der Verein Dachauer Moos (VDM) hat große Pläne, das wird auf der Jahreshauptversammlung der interkommunalen Vereinigung klar. Dort präsentieren der VDM-Vorsitzende Felbermeier und Geschäftsführer Rossa ihre Pläne für den Kalterbach und die Kooperation mit der Technischen Universität (TU) München. Es wird ein spannendes Jahr für den Verein, ein Zusammenschluss von sieben Kommunen aus drei Landkreisen sowie der Landeshauptstadt München. Diesen Eindruck vermittelten auch der Erste Vorsitzende des Vereins, Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU), sowie der Geschäftsführer Robert Rossa auf der Jahreshauptversammlung 2021, die kürzlich als Online-Konferenz abgehalten wurde. "Wir haben Großes vor", kündigte Felbermeier an.

So wollen die beiden heuer ein großes interkommunales Projekt rund um den Kalterbach "auf die Schiene setzen". Es soll an die Maßnahmen anknüpfen, die der Landschaftspflegeverband im Rahmen des Biodiversitätsprojekts "Neues Leben im Dachauer Moos" durchgeführt hat und die für heuer geplante Renaturierung des Gewässers auf Hebertshausener Gemeindegrund in einen größeren Rahmen stellen. Felbermeier und Rossa wollen dazu heuer einen Runden Tisch mit allen Beteiligten einberufen.

"Mit der Stadt München, der Großen Kreisstadt Dachau, Karlsfeld, Hebertshausen und Haimhausen wären fünf große Kommunen beteiligt", zählt Rossa auf. Zudem seien mit der Ludwig-Maximilians-Universität, dem Landkreis München und dem Wasserwirtschaftsamt weitere öffentliche Stellen involviert, so Rossa. Die Idee zu dem Projekt stammt eigentlich vom Hebertshauser CSU-Chef Clemens von Trebrau-Lindenau. Der diplomierte Land- und Forstwirt hatte sie im vergangenen Juli während einer Gemeinderatssitzung geäußert, bei der Rossa und der Biologe Martin Baars das Aufwertungskonzept für einen 300 Meter langen Uferstreifen auf der Ostseite des Kalterbachs vorgestellt hatten. Ziel des Vorhabens ist es, Lebensräume für Arten zu schaffen, die auf der Roten Liste stehen, etwa die Helm-Azurjungfer (eine Libelle), der Schneider (eine Fischart) oder der Kriechenden Sellerie (eine Wasserpflanze).

Ein weiteres Projekt ist im Graßlfinger Moos bei Eschenried geplant. Dort hat sich der Verein Dachauer Moos einen Landstreifen auf einem ehemaligen Torfstichareal gesichert. Rossa möchte dort eine historische Torfstichhütte aufbauen und über die frühere Bedeutung des Brennmaterials informieren. "Eine Schau wäre natürlich, wenn wir dort zeigen könnten, wie das Stechen von Torf früher betrieben wurde", erläutert der VDM-Geschäftsführer.

Auf der langen Liste weiterer Vorhaben findet sich die Betreuung eines Feuchtbiotops zwischen Günding und Maisach, die Anlage zusätzlicher Blühstreifen in den Mitgliedskommunen sowie die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Weihenstephaner Lehrstuhl für Landschaftsentwicklung der TU München. In den vergangenen beiden Jahren hatten Studierende des Lehrstuhls spannende Konzepte zu Themen wie "Klimaangepasste Landschaft" oder "Landwirtschaf(f) Moore" entwickelt: mit fundierten Ist-Analysen, Formulierung von Leitbildern und Umsetzungsplänen, die bis in das Jahr 2050 reichen. "Diese Studierenden sind die Planer von morgen, die in den Rathäusern, Landratsämtern, Behörden und Fachbüros sitzen werden", erläutert Rossa. Ziel des VDM in der Kooperation sei es, frühzeitig auf die Bedeutung der Moore in Zeiten des Klimawandels hinzuweisen und die Studierenden auf die Probleme bei der Realisierung von Projekten vorzubereiten.

Das Ufer des Kalterbachs soll so gestaltet werden, dass die Helm-Azurjungfer, eine seltene Libellenart, sich dort wohlfühlt. (Foto: imago)

Insgesamt hat der VDM ein Programm mit rund 100 Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene vorbereitet. Alleine im Umwelthaus und an der Kaltmühle sind sechzig Projekttage für Schulen, Kindergärten und Horte geplant. Weitere "Renner" werden das Waldtheater in Dachau sowie Exkursionen und Radltouren zu Renaturierungsflächen sowie entlang des Schleißheimer Kanals und des Würmkanals. "Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Bei uns gilt das Prinzip Hoffnung", betont Rossa. Rund drei Dutzend Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sowie Repräsentanten der Kooperationspartner nahmen an der Veranstaltung teil, darunter die Münchner Vizebürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne), der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) sowie Dachaus OB Florian Hartmann (SPD). Zu den Mitgliedskommunen aus dem Landkreis Dachau zählen neben der Kreisstadt die Gemeinden Bergkirchen, Haimhausen, Hebertshausen und Karlsfeld. Die Gemeinde Gröbenzell (Landkreis Fürstenfeldbruck) und die Stadt Oberschleißheim (Landkreis München) ergänzen den Kreis nach Süden und Osten.

© SZ vom 23.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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