Nach den streikbedingten Ausfällen im Bahn- und Flugverkehr haben arbeitskämpfende Mitarbeiter an diesem Montag in Bayern auch noch den Seeweg blockiert. Genau genommen betraf der eintägige Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten der Bayerischen Seenschifffahrt aufgerufen hat, eigentlich nur die Überfahrt von Schönau über den Königssee nach St. Bartholomä. Dort fahren die Elektroboote der Seenschifffahrt auch den gesamten Winter über rund ein Dutzendmal am Tag hin und zurück.
Für die Ausflügler zur bekannten Wallfahrtskirche ist die gut halbstündige Überfahrt nahezu alternativlos. Der Rinnkendlsteig hoch über dem Westufer des Sees ist nur was für sichere Bergsteiger und kaum unter fünfeinhalb Stunden reiner Gehzeit zu bewältigen, die weite Schleife durchs Gebirge östlich und südlich um den See ist normalerweise mit mindestens einer Übernachtung verbunden.
Der Landweg um die anderen drei Seen im oberbayerischen Alpenvorland, auf denen die staatseigenen Schiffe unterwegs sind, wäre zwar einfacher, doch hier hat die Saison ohnehin noch nicht begonnen. So sind die Ausflugsdampfer am Starnberger und am Ammersee erst von Ostersonntag an unterwegs, am Tegernsee beginnt die reguläre Saison am Wochenende davor.
Verdi fordert 9,86 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 465 Euro im Monat mehr für die gut 160 Beschäftigten der Seenschifffahrt. Sie befördern mit mehr als 30 Schiffen jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Fahrgäste. Das Unternehmen wurde vom Freistaat 1997 privatisiert, gehört ihm aber immer noch zu 100 Prozent.