Wer schon 249 Euro für ein Essen auf einer Almhütte ausgibt, wird doch nicht zu Fuß dort hinaufgehen müssen! Denn der "Tegernseer Hochgenuss" neulich sollte ja sicher nicht nur von jenen 927 Metern Seehöhe kommen, auf denen die ehemalige Söllbachau- und jetzige Saurüsselalm im Hinterland von Bad Wiessee liegt.
Die Söllbachaualm war mal eine einfache Alm, gänzlich gastrolos und ohne Eintrag auf den Wanderkarten der Gemeinde. Als "Saurüsselalm" ist sie seit fast zwei Jahren mindestens zeitweise eine echte und genau deswegen vielfältig umstrittene Eventlocation, siehe "Hochgenuss" mit Beiträgen von vier Spitzenköchen aus dem Tal. Aber die Anreise war dann doch beschwerlicher als sonst oft.
Denn sonst fahren bei Events oft dunkle Shuttlebusse auf die Alm. Das dürfen sie sogar, aber eigentlich nur ohne Fahr- und Hüttengäste. Denn die Genehmigung vom Landratsamt Miesbach sieht bloß Talfahrten vor, damit das Ereignispublikum nicht nachts in grölenden Gruppen durch den Wald rumpelt. Andererseits: Wenn diese Vans schon runterfahren dürfen, dann müssen sie vorher hinauf, und da ist es vielleicht auch schon egal, wer alles drinsitzt.
Neulich beim Hochgenuss aber haben sich den Fahrgästen die Bayerischen Staatsforsten in Person ihres Schlierseer Forstbetriebsleiters entgegengestellt. Sie sehen sich genötigt, ihre Langholzlaster auf weiten Umwegen ins Tal zu manövrieren, weil der Großgrundbesitzer und Saurüsselalm-Eigner Franz Josef Haslberger diese Laster nicht mehr über seine Waldwege rollen lässt. Allerdings gehört wiederum den Staatsforsten ein Stück des Fahrwegs zur Ereignisalm, welches der Forstbetriebsleiter zum Hochgenuss mit ein paar rot-weißen Hütchen abgesperrt hat.
Die Sperrung hat er Helmut Kohls früherem Leibkoch und Haslbergers heutigem Hüttenwirt Martin Frühauf zuvor angekündigt. Haslberger hatte da aber eigentlich schon vor zwei Jahren Vorsorge getroffen und Richtung Saurüsselalm eine stark befestigte Furt durch den Söllbach anlegen lassen. Dass das Bachbett ebenfalls Staatsgrund ist, hatte nur die Fertigstellung einer neuen Brücke verhindert, nicht aber die der Furt - und am Tag des Hochgenusses auch nicht die fotografisch gut dokumentierte Durchquerung mit mindestens einem dunklen Geländewagen und einem Traktor mit Personenanhänger. Hütchen sind dort ja auch keine gestanden.