In Deutschland liegen die Überreste von mehr als 1,8 Millionen deutschen und ausländischen Toten beider Weltkriege. Auf einem Soldatenfriedhof in Hofkirchen nahe Passau sind neben Tausenden Wehrmachtssoldaten auch fast 400 SS-Männer begraben, denen, ohne Unterscheidung zwischen Opfern und Tätern, jedes Jahr am Volkstrauertag gedacht wird.
Dabei wurde die SS im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess zur verbrecherischen Organisation erklärt. Sie war eine Terrorgruppe, die für die Untaten in den KZ, für zahlreiche Gewaltverbrechen in den Vernichtungskriegen und für die mörderische Umsetzung der "Endlösung der Judenfrage" zuständig war. Sie war "ein Staat im Staate", wie Eugen Kogon in seinem Standardwerk "Der SS-Staat" über das System der deutschen Konzentrationslager geschrieben hat. Ein System, in dem die "Furchtbarkeit des Bösen" zutage getreten ist.
Unter den Toten des Friedhofs in Hofkirchen ist auch SS-Sturmscharführer Karl Jochum, Mitglied der Totenkopf-SS, der in den KZ Dachau und Flossenbürg Karriere gemacht hat. Zum Ende des Krieges begleitete er als Wachmann einen mörderischen Todesmarsch von KZ-Häftlingen. SZ-Redakteur Patrick Wehner aus der Bayern-Redaktion hat mit Erwin Farkas, einem Überlebenden dieses infernalischen Marsches, gesprochen. Farkas war erschüttert, als er davon erfuhr, dass beim Gedenken in Hofkirchen nicht zwischen Opfern und Tätern unterschieden wird.
Wehner sagt: "Mir war es wichtig, dass niemand mehr sagen kann, man hätte nicht so genau gewusst, wer da bestattet ist." Nach der Veröffentlichung von Wehners Recherche hat das zuständige Landratsamt Passau zugesagt, dass in Hofkirchen künftig ein Lernort mit entsprechenden Schautafeln errichtet werden soll.
Den Text zur Wehners Recherche über den "Friedhof der Täter" finden Sie hier.
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