Mietpreise:Teurer Wohnen in Bayern

Lesezeit: 2 min

Die Stadt Kulmbach (im Bild) und der zugehörige Landkreis gehören zu den bayerischen Regionen, in denen die Mietpreise zuletzt besonders stark gestiegen sind. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

In den Landkreisen Dillingen, Kulmbach und Regen sind die Mieten zuletzt am stärksten gestiegen - und reichen trotzdem noch lange nicht an München heran.

Von Nina von Hardenberg

Dillingen zieht an - mit diesem Slogan wirbt die Stadt Dillingen an der Donau auf ihrer Webseite für sich. Zuletzt zogen in der Stadt und dem gleichnamigen Kreis aber vor allem die Mietpreise an. Die Nettokaltmiete für aktuell angebotene Wohnungen stieg zwischen 2021 und 2022 um 16,6 Prozent von 8,73 auf 10,18 Euro. Der Kreis verzeichnete damit im Jahresvergleich die bayernweit höchsten Preissteigerung, gefolgt von Kulmbach und Regen (12,8 und 12,3 Prozent). Im Zehnjahresvergleich steigen die Angebotsmieten am stärksten in Dillingen, Memmingen und Bad Kissingen.

Und trotzdem geben Mieter dort überall wesentlich weniger für Wohnen aus, als etwa im heiß gelaufenen Münchner Mietmarkt. Wer in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr überhaupt eine Mietwohnung fand, zahlte im Schnitt 19,57 pro Quadratmeter und Monat. Die Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag zu Wohnkosten in Bayern hervor.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Die Ampelkoalition in Berlin ist angetreten, den steigenden Mieten in Ballungszentren entgegenzuwirken. Und in Bayern hat dessen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den Bau von 10 000 bezahlbaren Wohnungen versprochen und dafür schon 2018 die staatliche Bayernheim gegründet. Etwa 5500 Wohnungen sind demnach inzwischen auf den Weg gebracht, fertig aber sind nur einige Hundert.

Statt Erleichterung sei deshalb eine weitere dramatische Teuerung zu beobachten, kritisieren die Linken im Bundestag. München etwa erlebe einen Rekordanstieg bei den Mieten. Aber auch in den angrenzenden und nahen Landkreisen Fürstenfeldbruck, Starnberg, Dachau und Miesbach liegen die Angebotsmieten, also die Preise für die aktuell auf dem Markt angebotenen Wohnungen, bei 14 bis knapp 15 Euro, im Landkreis München bei 16,47 Euro Kaltmiete. "Wir laufen geradewegs auf eine soziale Katastrophe zu", warnte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken Nicole Gohlke.

"Niederschmetternd, aber erwartbar", hatte auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die gestiegenen Mietpreise bereits im März genannt. Damals war der neue, um 21 Prozent gestiegene Mietpreisspiegel veröffentlicht worden, die höchste Steigerung in der Geschichte des Münchner Mietspiegels. Reiter kritisiert, dass nur Verträge in den Mietspiegel einfließen, die in den vergangenen sechs Jahren abgeschlossen oder verändert wurden. Geförderte Wohnungen werden nicht berücksichtigt. So steige der Mietspiegel unweigerlich. Und auch die Mietpreisbremse, die sich an ihm orientiert, bleibt wirkungslos. Diese gibt vor, dass die Preise bei Neuvermietung nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfen.

Die Mieten steigen also trotz Mietpreisbremse. Auch die Bestandsmieten in langjährigen Wohnverhältnissen legten seit 2020 um 3,5 Prozent zu. Eine Umkehr ist aus Sicht von Experten nicht in Sicht. Die hohen Zinsen hätten den Markt für Kaufimmobilien einbrechen lassen, erklärt Stephan Kippes vom Immobilienverband IVD Süd. Viele Menschen, die sich bei den niedrigen Zinsen noch eine Wohnung gekauft hätten, suchten jetzt ebenfalls Mietwohnungen. Das verknappe das Angebot und treibe die Preise nach oben.

Weniger Sozialwohnungen

Gleichzeitig ist die Zahl der Sozialwohnungen in Bayern weiter gesunken, allerdings nur noch leicht. 2022 gab es 133 129 solche Wohnungen, im Vorjahr waren es noch mehr, nämlich 133 552. "Eine Trendwende bei den Sozialwohnungen ist in weiter Ferne", kritisierte Gohlke. Das sieht die Staatsregierung anders. Man habe 2022 den Bau von insgesamt 3538 neuen sozial gebundenen Mietwohnungen gefördert und damit mehr als im gleichen Jahr aus der Bindung fielen (3453 Wohnungen).

Der Rückgang des Bestands belegungsgebundener Sozialmietwohnungen sei damit deutlich gebremst worden, sagte Bauminister Christian Bernreiter (CSU). Dass trotzdem weniger solche Wohnungen zur Verfügung standen, lag daran, dass die geförderten Objekte noch nicht direkt verfügbar waren. Es hielt Bernreiter nicht davon ab, bereits im Februar von dem "neuen Zuhause für viele Menschen", zu schwärmen: "Hinter jeder Einheit steckt ein Krankenpfleger, eine Rentnerin oder eine Familie, die in einer dauerhaft bezahlbaren Wohnung leben kann."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBaupolitik
:Immer wieder Ärger mit der Bayernheim

Sein Wahlversprechen von 2018, in großem Umfang bezahlbare Wohnungen zu schaffen, wird Ministerpräsident Söder klar verfehlen. Die neue Idee der CSU: eine Fusion der drei staatlichen Wohnbaugesellschaften. Droht die nächste Blamage?

Von Maximilian Gerl, Andreas Glas, Johann Osel und Klaus Ott

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: