Bier und Gras:Warum Kiffen nicht zum bayerischen Wertekanon gehört

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Gelegentlich ein Joint gehört für viele dazu. Dennoch ist Cannabis keine harmlose Droge. Über die Legalisierung von Cannabis wird deshalb heftig debattiert. (Foto: imago stock&people)

Spätestens nach der zweiten Mass Starkbier steigt auch im tolerantesten CSUler die Wut aufs Kiffen hoch. Warum eigentlich?

Glosse von Sebastian Beck

Ganz früher, liebe Kinder, also wirklich in der Steinzeit, als die Menschen noch Telefone mit Schnüren benutzten, da hat der Onkel, nun, wie soll er es sagen, mal an einem Joint gezogen. Okay, ein paarmal vielleicht. Das ist schon so lange her, dass es sich echt nicht lohnt, jetzt gleich ein SEK loszuschicken, das in der Wohnung vom Onkel Rauchbomben oder Blendgranaten zündet und Türen eintritt, um in seiner Kiste mit den Schulheften nach Zigarettenstummeln zu suchen, auf denen sich noch DNA-Spuren von der Feier im Jugendzentrum 1982 finden. Das war eine Superparty. Voll legendär.

Aber die bayerische Polizei und die CSU kennen kein Pardon, wenn es um die verkommenen Haschbrüder- und schwestern geht. Man spürt förmlich die Wut, die in einem CSUler aufsteigt, wenn er sich beim Starkbierfest die zweite Mass reingestellt hat: Kiffen gehört einfach nicht zum bayerischen Wertekanon. Alles verbieten wollen, sogar den Verbrenner, aber Drogen erlauben, ja spinnt's denn ihr in Berlin?

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Der Onkel erinnert sich freilich noch gut an die Bubis von der Jungen Union, die sich für ein Gramm Schwarzen Afghanen noch mehr begeistern konnten als für Franz Josef Strauß. Und wenn der Onkel sich das Personal der CSU so anschaut, dann steigt in ihm der Verdacht auf, dass der ein oder andere auch heute umfangreiche Drogenerfahrung hat.

In der Zeit der Schnurtelefone war der Onkel allerdings auch ein bisschen dämlich. Er las wie alle die Bücher von Carlos Castaneda und faselte von Bewusstseinserweiterung. Als dann aber Schlaumeier auftauchten und dozierten, dass es außer Gras noch viel besseres Zeugs gebe, da verabschiedete er sich aus seinem Freundeskreis. Später traf er einen Spezl vor Gericht wieder: Der hatte eine Apotheke überfallen, litt unter Polytoximanie - und Aids im Endstadium. Ein anderer lallte den Onkel an, man habe ihm den Führerschein genommen, da müsse die Presse was dagegen machen.

Und dann gab es noch den Klassenkameraden, der einem Freund im Biergarten den Geldbeutel klaute, um sich Heroin zu besorgen. Die Liste ließe sich verlängern, aber die Kolumne hat nur 60 Zeilen. Deshalb, liebe Kinder, seid gewarnt: Lasst doch besser die Finger davon. Und wenn ihr schon kifft, dann lasst euch nicht erwischen - weder von der Polizei noch von eurem Onkel.

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