Katholische Kirche:Fastenbrechen mit der Resl

Ausgerechnet ein späterer Papst soll den Verehrern der Resl von Konnersreuth einen frommen Schwindel empfohlen haben.

Glosse von Sebastian Beck

Ausgerechnet zu Beginn der Fastenzeit gibt es neue Zweifel an der Nahrungslosigkeit der Resl von Konnersreuth. Auf all jene, die sich gerade mit dem zeitweisen Verzicht auf Alkohol oder Gummibären herumplagen, wirkt so eine Nachricht natürlich demotivierend. Sie hat es also auch nicht geschafft. Gut, man kann sich abends schon mal heimlich ein oder zwei Weißbier reinschütten und danach einfach weiter fasten, so ein kleiner Ausrutscher ist nur menschlich, da gibt es auch nichts zu beichten.

Bei der Resl ist der Fall allerdings anders gelagert. Bei ihr ging es nicht um 40 Tage Torten-Entzug oder einen Dry January, sondern um 36 Jahre der Nahrungslosigkeit im Dienste der himmlischen Macht. Abgesehen von Hostien soll die Fromme jahrzehntelang nichts verspeist haben, dazu gab es lediglich einen Schluck Wasser zum Runterspülen, weil die Oblaten sonst hinten in der Speiseröhre kleben. Die Stigmata, aus denen sie blutete, seien hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Die Frau hatte es anscheinend nicht leicht, wenn man zusätzlich bedenkt, dass ihr der Arzt nach dem Tod 1962 Fettleibigkeit bescheinigte.

Während sie schon bald zur Volksheiligen aufstieg, behaupteten Ketzer, dass sie sich wohl kaum vom Glauben alleine genährt haben konnte. War die Resl womöglich auch bloß eine scheinheilige Fastenbrecherin?

Die Frankenpost berichtete nun darüber, dass die Publizistin Gerlinde Gräfin von Westphalen im Bayerischen Hauptstaatsarchiv einen Brief von 1938 gefunden habe. Darin rate der Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli den Freunden von Resl zu einem frommen Betrug: Man solle sich die Nahrungslosigkeit von einem Arzt des Vertrauens bescheinigen lassen und das Resultat in einem versiegelten Umschlag in Rom deponieren. Wenn jemand reinschauen wolle, könne man ihm sagen: "Das geht Dich einen nassen Staub an." Später wurde Pacelli übrigens als Papst Pius XII. bekannt.

"Auch das Leben der Resl stand durchaus im Einklang mit den Naturgesetzen", resümiert von Westphalen. Den Verdacht hatten freilich auch schon andere vor ihr. Wenn es mit den Enthüllungen so weitergeht, wird das nächste Werk über Resl ein Buch mit ihren Lieblingsrezepten sein. Titel: Meine heimliche Küche.

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