Starnberg und Region:Was das Fünf-Seen-Filmfestival zu bieten hat

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Der Eröffnungsfilm "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" (im Bild Luna Wedler und Ronald Zehrfeld) wird am Dienstag, 22. August, unter freiem Himmel gezeigt. (Foto: Alamode Film)

Die 17. Ausgabe des flirrenden Sommer-Events zeigt 130 neue Filme, vorrangig aus Mitteleuropa, aber auch aus Iran und Taiwan. Beeindruckend ist nicht nur die bayerische Kulisse, sondern auch die Liste der Ehrengäste.

Von Josef Grübl

Es soll ja Menschen geben, die nur wegen der Klimaanlage ins Kino gehen. Oder wegen der hübschen Plakate im Foyer. Das mag etwas eigenwillig anmuten - unterscheidet sich aber gar nicht so sehr von jenen Zeitgenossen, die ihre Urlaubsorte nach Instagram-Tauglichkeit aussuchen.

Und dann gibt es noch das Fünf-Seen-Filmfestival in und um Starnberg. Obwohl dort ein vielfältiges Programm angeboten wird und prominente Filmmenschen anreisen, wird hier mitunter nur nach Spielstätte entschieden. Man möchte es den Festivalbesuchern nicht verübeln, schließlich haben sie die Wahl zwischen dem Seebad oder der Schlossberghalle Starnberg, dem Pfarrstadel Weßling und den Breitwand-Kinos in Gauting, Starnberg oder Schloss Seefeld. Sogar auf einer Dampferfahrt über den Starnberger See werden Filme gezeigt.

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Wenn dieses Festival also ein Problem hat, dann ist es höchstens sein prächtiges Umfeld. Das schöne Wetter, das im August ja auch keine Seltenheit ist, tut sein Übriges: An lauen Sommerabenden sitzen die Menschen manchmal doch lieber am Wasser oder hüpfen gleich in einen der Seen. Wer sich aber in eines der Kinos (drinnen oder draußen) wagt, wird belohnt: Der Festivalleiter Matthias Helwig und sein Team haben in der 17. Ausgabe ein attraktives Programmpaket geschnürt, rund 130 Filme werden an neun Tagen in vier verschiedenen Orten (Starnberg, Gauting, Seefeld und Weßling) gezeigt.

Der Fokus des Festivals liegt auf mitteleuropäischen Filmen, die Auswahl an deutschen Produktionen ist groß, aber auch viele Spiel- oder Dokumentarfilme aus Nachbarländern wie Österreich, Frankreich oder der Schweiz sind zu sehen. Daneben gibt es wie bereits in den Vorjahren einen taiwanesischen Länderschwerpunkt, neu ist eine iranische Reihe: Sieben Filme aus dem vorderasiatischen Staat stehen auf dem Programm, unter anderem das deutsch-iranische Liebesdrama "Leere Netze" oder der auf der Berlinale gefeierte Animationsfilm "Die Sirene".

Fokus Iran: Auf dem Programm steht unter anderem das deutsch-iranische Liebesdrama "Leere Netze". (Foto: Fünf-Seen-Filmfestival)

Sechs Filme aus Belgien, Polen oder Ungarn konkurrieren um den von einer Jury vergebenen Fünf-Seen-Filmpreis; verliehen werden auch ein Dokumentarfilmpreis, ein Kino-Klima-Award oder ein Preis für den besten Debütspielfilm. Die Zuschauer dürfen ebenfalls entscheiden: Beim "Best Of Festivals - Publikumspreis" wählen sie ihren Favoriten aus Festivalhits wie dem Berlinale-Bären-Gewinner "Auf der Adamant", Aki Kaurismäkis Cannes-Liebling "Fallende Blätter", dem Locarno-Preisträger "Last Dance" oder der erst kürzlich beim Filmfest München uraufgeführten Liebeskomödie "Weißt du noch" mit Senta Berger und Günther Maria Halmer.

Los geht es am Dienstag, 22. August: Auf der Liegewiese im Seebad Starnberg wird unter freiem Himmel Margarethe von Trottas jüngste Regiearbeit "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" gezeigt, darin geht es um die Beziehung der titelgebenden österreichischen Literatin (dargestellt von Vicky Krieps) zu ihrem Schweizer Schriftstellerkollegen Max Frisch (Ronald Zehrfeld). Ihr Briefwechsel wurde letztes Jahr in Buchform veröffentlicht, jetzt folgt ein Spielfilm über das ungleiche Paar. Von Trotta hat schon viele berühmte Frauenpersönlichkeiten porträtiert, das Fünf-Seen-Filmfestival begrüßt sie als Ehrengast und zeigt neben dem Eröffnungsfilm einige ihrer älteren Werke: "Rosa Luxemburg", "Das zweite Erwachen der Christa Klages" und "Hannah Arendt".

Auch das Regie-Debüt von Schauspieler Charly Hübner wird in Bayern gezeigt: "Sophia, der Tod und ich" nach dem Roman von Thees Uhlmann. (Foto: Mike Krüger/DCM)

Prominente Gäste werden auch an den weiteren Festivaltagen erwartet: Dominik Graf wird seinen Dokumentarfilm über Schriftsteller im Nationalsozialismus vorstellen ("Jeder schreibt für sich allein") und bringt seinen Protagonisten Anatol Regnier mit. Die Macher von "Luise" (Regie: Matthias Luthardt) wollen in Starnberg die Deutschlandpremiere ihres deutsch-französisch-elsässischen Historiendramas feiern. Ebenfalls in Starnberg erwartet wird der beliebte Schauspieler Charly Hübner zur Vorstellung seines Spielfilmregiedebüts "Sophia, der Tod & ich" (nach dem gleichnamigen Roman von Thees Uhlmann).

Und dann wären da noch die Ehrengäste des Festivals: Paula Beer erhält den diesjährigen Hannelore-Elsner-Preis für bedeutende Schauspielkunst; die 28-Jährige stand bereits als Kind vor der Kamera, ihre Filmografie ist beeindruckend. In Starnberg und Gauting werden "Das finstere Tal", "Frantz" und "Roter Himmel" gezeigt, in allen drei Filmen beeindruckt sie mit ihrem intensiven Spiel.

Schauspielerin Paula Beer wird mit dem Hannelore-Elsner-Preis 2023 ausgezeichnet. (Foto: Christian Hartmann)

Als Schauspielerin angefangen hat auch Maria Schrader, in den vergangenen Jahren wechselte die Berlinerin aber auf den Regiestuhl. Sie ist ebenfalls Ehrengast des Festivals, auf dem Programm stehen ihre jüngsten drei Kino-Regiearbeiten "Vor der Morgenröte", "Ich bin dein Mensch" und "She said". Auch am alljährlich in Tutzing stattfindenden Filmgespräch am See wird sie teilnehmen; dort geht es um das Thema: "Hat Film ein Geschlecht?"

Männliche Ehrengäste begrüßt das Festival ebenfalls: Ulrich Seidl reist aus Wien zur Deutschlandpremiere von "Böse Spiele" an. Der Film verwebt Seidls jüngste Regiearbeiten "Rimini" und "Sparta" zu einer 200-minütigen Familiengeschichte. Seidls Werke polarisieren, die einen jubeln, andere würden ihn am liebsten verklagen. Beim Festival gezeigt werden auch zwei seiner besten Filme, die Cannes-Wettbewerbsbeiträge "Import Export" und "Paradies: Liebe".

Als Ehrengast ginge auch Frank Griebe durch, doch der vor allem durch seine Arbeit mit Tom Tykwer bekannt gewordene Kameramann und Bildermagier darf mit einer Auszeichnung nach Hause fahren: Er erhält den erstmals verliehenen Kamerapreis des Festivals, gezeigt werden von ihm "Cloud Atlas", "Lara" und sein jüngster Film "The Dive". Drei starke Titel, bei jemandem wie Griebe könnte man aber auch nur wegen der Bilder ins Kino gehen.

17. Fünf-Seen-Filmfestival, Di., 22., bis Mi., 30. Aug., diverse Orte, www.fsff.de

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