Mitten in Freilassing:Querverkehr in der Einflugschneise

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Das Freilassinger Storchenpaar aus Sicht der am Nest installierten Live-Kamera. (Foto: Youtube/Webcam Freilassing)

Die vielen Starts und Landungen am Salzburger Airport gehen den Freilassingern sowieso schon auf die Nerven. Jetzt sollen auch noch ihre Lieblingsstörche gefährlich sein.

Glosse von Matthias Köpf, Freilassing

Das mit dem Luftverkehr geht den Freilassingern schon lang auf die Nerven. Sicher, der Flughafen drüben in Salzburg ist auch irgendwie ihr Airport. Aber die Fluglotsen dort lassen die allermeisten Jets über Freilassing starten und landen statt über den Salzburger Süden, wo es bergiger ist und wo es außerdem Anwohner gibt, die sich teure Anwälte leisten könnten. Der "Schutzverband Rupertiwinkel" versucht da beharrlich, sich Gehör zu verschaffen, was schon akustisch nicht so leicht ist, wenn das österreichische Bundesheer wie neulich zwei Eurofighter losschickt, um an einem Alpha-Jet aus der Staffel des Dosenimperiums Red Bull ein Abfangmanöver zu üben. 2016 soll es bei so was sogar zu einer Verletzung des deutschen Luftraums gekommen sein, aber das war höchstens ein kleiner Kratzer. Außerdem haben die Verteidigungsministerinnen beider Länder gerade ein Abkommen unterzeichnet, wonach Militärjets verdächtigen Zivilflugzeugen auch über die Grenze folgen dürfen. Aber über Störche steht darin natürlich wieder nichts.

Störche scheren sich nicht um menschliche Vereinbarungen wie Staatsgrenzen, obwohl die Zugvögel wegen des Klimawandels immer öfter auf Fernflüge verzichten und hier überwintern. Brutsaison ist aber gerade nicht, das Nest am Kamin des Freilassinger Eisenbahnmuseums Lokwelt ist leer. In Abwesenheit der Störche hat eine Vertreterin der Schutzgemeinschaft nun laut überlegt, ob dieses Nest nicht besser vom Kamin geholt werden sollte. Denn noch schlimmer als ein Jet, der über Freilassing hinwegdröhnt, wäre einer, der wegen eines Storchs herunterkracht.

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Das Luftamt Südbayern pflichtete sicherheitshalber bei, aber die Naturschützer in allerlei Ämtern und Verbänden sowie viele zivile Freilassinger sehen da keine Gefahr. Denn ganz so tief wie die Störche fliegen die Flieger auch wieder nicht über die Stadt. Außerdem war erst voriges Jahr mit einigem Aufwand ein Metallkorb auf dem Kamin befestigt worden, damit ein artgerecht standorttreues Storchenpaar nach zwei Fehlversuchen endlich richtig nisten und brüten kann. Der Erfolg war groß, mit dem Nachwuchs wie mit den Klickzahlen der dort droben installierten Live-Kamera. Nun soll die Regierung von Oberbayern den Fall prüfen. Den Störchen und den vielen anderen Vögeln, die dort auch noch umherfliegen und teils direkt rund um den Salzburger Flughafen nisten, hat sie aber nichts zu sagen.

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