Bildung in Bayern:Expertengremium fordert bessere Sprachförderung an Schulen

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Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, hat das Gutachten des Aktionsrats Bildung vorgestellt. (Foto: Claus Schunk)

Sprache ist der Schlüssel zu einem besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des Aktionsrats Bildung, der von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft initiiert wurde.

Von Clemens Sarholz, München

Bei der Vorstellung des Gutachtens "Bildung und sozialer Zusammenhalt" führte der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Wolfram Hatz, zunächst Negativbeispiele an: den Angriff auf Vizekanzler Robert Habeck, als er eine Fähre verlassen wollte, die Zunahme von Hate-Speech, das Erstarken extremistischer Parteien oder die erbitterten Debatten zum Klimawandel - "die Liste ließe sich lange fortsetzen".

Die Gesellschaft hat mit Krisen zu kämpfen. Um die Wirtschaft und den Sozialstaat jedoch aufrechtzuerhalten, sieht das Expertengremium des Aktionsrats Bildung großes Potenzial im Schulsystem. In einem Gutachten hat es sich der Frage gewidmet, wie Schulen dazu beitragen können, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dabei wurden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Das Gutachten sieht den kleinsten gemeinsamen Nenner für gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Sprache und empfiehlt, mehr für die Stärkung von Sprachkompetenzen zu tun. "Ohne gemeinsame Sprache kann Zusammenhalt nicht funktionieren", sagt Hatz. Schulklassen seien heute viel heterogener als vor vielen Jahren. Viele Kinder hätten Deutsch nicht als Muttersprache. Deshalb habe die Sprachförderung die höchste Priorität.

Erst wenn Sprachbarrieren überwunden seien, könne man demokratische Werte vermitteln. Dafür sei das Personal in Schulen gefordert, Mobbing, Hass und Gewalt "im Keim zu ersticken". Helfen könnten dabei Musik- oder Sportvereine, die zur Entstehung von kultureller Identität beitrügen. In Bayern könne man sich dahin gehend glücklich schätzen: Rund 40 Prozent aller Bürger seien ehrenamtlich engagiert.

Tina Seidel von der Technischen Universität München schlug bei der Vorstellung des Gutachtens vor, das Engagement von Vereinen in Schulen zu honorieren, beispielsweise mit Zertifikaten, die von der Schule vergeben würden. Außerdem solle in Schulen auch der gesellschaftliche Zusammenhalt gemessen werden, um sich so einen Überblick zu verschaffen, wie es um das Soziale bestellt sei, und um präventive Maßnahmen auf Grundlage von Daten erarbeiten zu können.

Die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), würdigten das Gutachten mit Grußworten.

Der Aktionsrat Bildung hat sich auf Initiative der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft im Jahr 2005 gegründet. Das Gutachten steht auf der Internetseite www.aktionsrat-bildung.de zum Herunterladen zur Verfügung.

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