Ausblick vom Vulkanschlot
Der Rauhe Kulm in der Oberpfalz ist einer der seltsamsten Berge Bayerns, obwohl er es auf gerade einmal 682 Meter bringt. Sein Basaltkegel ragt aber so markant und urzeitlich aus der Landschaft, als habe er als Kulisse für einen Saurierfilm gedient. Tatsächlich ist der Rauhe Kulm ein Vulkanschlot, der nie zum Ausbruch kam. Das umgebende Gestein ist im Laufe der Jahrmillionen wegebröselt, sodass nur eine Blockhalde aus Basalt übrig blieb. Auf dem Gipfel thront ein Aussichtsturm. Von dort oben hat man einen sensationellen Blick über unverbaute Landschaft soweit das Auge reicht: keine Autobahn, keine Gewerbemischgebiete, nichts.
Observatorium am Rande des Universums
Als Oberbayer kenne ich zwar alle Hausberge zwischen Wendelstein und Zugspitze, trotzdem zählt der Lusen im Bayerischen Wald zu meinen Lieblingsgipfeln. Tagsüber ist er ungefähr so langweilig und ausgelatscht wie der Blomberg bei Bad Tölz. Nachts aber, da verwandelt er sich zum Observatorium am Rande des Universums: Oben leuchtet der Sternenhimmel so hell wie nirgendwo sonst, unten erstreckt sich dafür im Osten eine so tintenschwarze Finsternis, dass man glauben möchte, hier sei die Welt zu Ende. Das war sie lange Zeit auch, denn in der Dunkelheit verstecken sich die Wälder des tschechischen Nationalparks Sumava, eine menschenleere Gegend. Nach der Sternenschau sollte man sich im Lusenschutzhaus einen Bärwurz gönnen und anschließend in der "Perle Tirols" in Freyung österreichische Spezialitäten speisen.
Bayerische Geschichte an einem magischen Ort
Für eine Reportage bin ich ein halbes Jahr lang regelmäßig nach Altötting gefahren. Seitdem mache ich bei Gelegenheit immer wieder einen Abstecher zur Gnadenkapelle. Ein geradezu magischer Ort, an dem sich 1300 Jahre bayerische Geschichte wie Sedimentschichten übereinander abgelagert haben. Am besten setzt man sich in einen Wandnische der Kapelle und schaut dem Kommen und Gehen der Gläubigen zu. Danach ein obligatorischer Abstecher in die Stiftspfarrkirche zum Grab des Feldherren Tilly und noch ein freundlicher Gruß hinauf zum berühmten Sensenmann auf der Uhr, dem Tod von Eding. Wer sich den Luxus leisten will, in Altötting zu übernachten, der sollte sich das erstaunlich mondäne Zimmer 106 im Hotel Münchner Hof gönnen: Das Fenster zum Kapellplatz rahmt die Gnadenkapelle nachts wie ein Bilderrahmen ein.
Mittelalterlich und spektakulär modern
Die Stadt Waldsassen hat der Zisterzienserabtei viel zu verdanken. Die barocke Stiftsbibliothek und die Klosterkirche locken schon lange viele Besucher an. Letztere ist vier Jahre lang renoviert worden und erstrahlt nun innen in einem ebenso eigenwilligen wie zarten Rosa. Neuerdings kommt das Gästehaus St. Josef als eigene Attraktion hinzu. Ein mittelalterlicher Anbau des Klosters ist auf spektakuläre Weise modern überbaut und mit Zimmern ausgestattet worden. Zum Essen gibt es schlichte Klosterkost, aber wie jedermann weiß, werden Nonnen dank Griesnockerlsuppe steinalt. Zum Baden legt man sich ins einzige Kurbad der Oberpfalz, das radonhaltige Sybillenbad bei Neualbenreuth.
Fachwerk, von der Welt vergessen
Königsberg in Bayern? Nie gehört. Vor ein paar Jahren hat mir ein Kollege aus dem Nürnberger Büro den Geheimtipp gegeben. Danke! Königsberg in Unterfranken ist wie Rothenburg ob der Tauber, nur ohne Touristen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es vom Feldherren Tilly zerstört (siehe Altötting), danach aber als wunderschöne Fachwerkstadt wieder aufgebaut und von der Welt zum Glück vergessen. Im Alten Brauhaus stellen Künstler aus, in den Haßbergen locken Wanderwege. Wer Zeit hat, der sollte noch ein paar Kilometer weiter nach Norden fahren und sich den in Kleinbardorf den Jüdischen Friedhof anschauen, einen der größten in Bayern.
Cabriotauglich und kostenlos
Gerade Münchner stellen sich eher selten die Frage: Steigerwald oder Gardasee? Dabei ist die Steigerwald-Höhenstrasse absolut cabriotauglich, mountainbiken kann man dort auch, und der Ippesheimer Herrschaftsberg schmeckt besser als ein Bardolino. Sehenswert ist das Kloster Ebrach mit seiner Kirche, wobei die meisten Bewohner hier nicht freiwillig leben, denn in dem barocken Gebäude ist ein Gefängnis untergebracht. Der Steigerwald ist eine einsame Gegend, auch deshalb zählte er lange zu den Anwärtern für den dritten Bayerischen Nationalpark. Naturfreunde dürfen in der Waldabteilung Kleinengelein Riesenbuchen umarmen - kostenlos natürlich. Abends zum Essen und Wein testen ins lauschige Prichsenstadt.
Wo auch Zynikern weich ums Herz wird
Das Ahorntal in der Fränkischen Schweiz ist im Spätsommer so kitschig schön, dass auch Zynikern ganz weich ums Herz wird. Oben an der Hangkante thront die Burg Rabenstein, als habe jemand eine Zeichnung aus Grimms Märchenbuch ausgerissen. Tagsüber steigen sich in der Falknerei und nebenan in der Sophienhöhle die Ausflügler auf die Füße, die Fränkische Schweiz ist schließlich längst kein Geheimtipp mehr. Abends aber wird es hier still und romantisch. Gut und teuer sind die Zimmer auf der Burg. Wer alleine unterwegs ist, sollte jetzt Hölderlein lesen. Paare sollten mit Blick übers Tal oder vor dem Kamin einander Heiratsanträge, zumindest aber Liebesschwüre machen. Einziges Problem: Die Gastronomie in der Gegend - die Burg mal ausgenommen - kommt teilweise sehr altfränkisch und fetttriefend daher. Deshalb: Tipps für Lokale ohne Bürgermeistertopf und Schnitzel werden gerne entgegengenommen.
Freigelegte Geschichte
Eine KZ-Gedenkstätte als Ausflugsziel? Ja, sicher. Dazu wurde dieser Ort in den vergangenen Jahren ja auch umgebaut. Flossenbürg ist ein Beispiel dafür, wie man kommenden Generationen die Schrecken der NS-Herrschaft vermitteln kann. Die hervorragenden Ausstellungen zeigen auch, wie nach dem Krieg die Erinnerung in Flossenbürg zunächst verdrängt wurde. Wo die Häftlinge einst in Baracken vegetierten, entstanden Siedlungshäuser, auf dem Appellplatz machte sich ein Industriebetrieb breit. Erst vor wenigen Jahren wurden die Reste des Lagers wieder freigelegt und gesichert. Ein Besuch dort ist nicht nur Geschichtsunterricht, sondern auch eine Verneigung vor den schätzungsweise 30 000 Opfern in Flossenbürg und dessen Außenlagern.
Bayerisch Kanada
Nirgendwo sonst ist Bayern kanadischer als im Nationalpark Berchtesgaden und dort speziell im Wimbachgries. Von Ramsau aus führt der Weg durch eine Klamm in das Tal hinein, links ragt der Watzmann auf, rechts der Hochkalter, ganz hinten grüßt der Große Hundstod - allesamt veritable Zweitausender. Der Talboden ist auf seine ganz Länge von etwa 15 Kilometer bedeckt von einem riesigen Strom aus Kies. Bis zum Wimbachschloss, einem ehemaligen Jagdhaus von Prinzregent Luitpold, dauert es zu Fuß nur etwa eine Stunde. Bergsteiger legen hier eine Brotzeitpause ein, bevor sie weiter in Richtung Steinernes Meer aufbrechen, das Turnschuhvolk zieht wieder zurück nach Ramsau. Wer ein bisschen Glück hat, der sieht einen Steinadler kreisen. Danach in eine der zig Jägerschnitzel-Wirtschaften, kann man sich ja auch mal gönnen.
Eine geheime Bank für jeden
Vor einiger Zeit habe ich mich im Osten Bayerns verfahren und bin mit dem Auto in einer Hofdurchfahrt zum Stehen gekommen. Gleich rechts am Hang steht dort eine Bank. Von ihr bietet sich ein unverbauter Blick über Wälder in Richtung Berge. Zu dem Foto muss man sich noch das Rufen eines Kuckucks vorstellen. Eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Deshalb bleibt der Platz geheim. Nur ein kleiner Tipp: Der großer Berg in der Mitte ist der Watzmann. Also dann, einfach losfahren, geradeaus, bis es irgendwann nicht mehr weiter geht. Dann links abbiegen. Irgendwann findet jeder seine Bank.