Ende der Kernenergie:Umweltschützer kritisieren "Wahlkampfgetöse" um Atomkraft

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Noch steigt Wasserdampf aus dem Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2 auf. In wenigen Tagen geht das AKW vom Netz. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Wenige Tage bevor das letzte bayerische AKW vom Netz geht, flammt der Streit um einen Weiterbetrieb noch einmal auf. Verbände werfen CSU und Freien Wählern die Verbreitung von Unwahrheiten vor.

Wenige Tage vor dem Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland kritisieren Umweltverbände in Bayern CSU, FDP und Freie Wähler. Diese verbreiteten Unwahrheiten über Kernenergie. Richard Mergner, Vorsitzender des Bundes Naturschutz (BN) in Bayern, sagte am Mittwoch, Kernenergie sei gefährlich und teuer. Die Parteivorsitzenden von CSU, Freien Wählern und FDP in Bayern müssten das Aus des Atomzeitalters akzeptieren. Deutschland könne aus erneuerbaren Energien ausreichenden und billigen Strom produzieren. Am Donnerstag wollen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) das Kernkraftwerk Isar 2 besuchen, beide hatten sich zuletzt vehement für einen Weiterbetrieb ausgesprochen.

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Der Ausstieg aus der Atomkraft sei jedoch der richtige Schritt, sagte Heinz Smital, Atomphysiker und Experte bei Greenpeace. Atomkraft behindere den Ausbau erneuerbarer Energien, etwa weil sie finanzielle Mittel binde. Und zu behaupten, das Kraftwerk Isar 2 sei das sicherste der Welt, sei "Wahlkampfgetöse". Angesichts der bevorstehenden Abschaltung habe es keine große Sicherheitsüberprüfung mehr gegeben. Eine solche wäre auch notwendig, falls ein Meiler nach dem Abschalten wieder hochgefahren werden soll, und das wäre sehr zeitaufwendig. Zudem müssten neue Brennelemente besorgt werden.

Debatten um einen Reservebetrieb oder einen Neustart der AKW seien nicht sinnvoll. Durch ihren hohen Wasserbedarf seien sie auch gerade in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Trockenheit keine sichere Energiequelle, sagte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Und weiter: "Der Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung ist mit unter fünf Prozent verschwindend gering. Darauf können wir verzichten." Am Samstag veranstalten BN und Greenpeace in München auf dem Odeonsplatz ein "Abschaltfest". Sie rechnen einem Sprecher zufolge mit 1000 bis 5000 Teilnehmern aus der Anti-AKW-Bewegung.

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