Prozess in Traunstein:Eiskeller-Mordfall kommt vor Gericht

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Nach dem Tod der jungen Frau hatten Polizeitaucher in der Ortschaft das Flussbett der Prien nach Spuren abgesucht. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Das Landgericht Traunstein hat 27 Verhandlungstage festgesetzt, um den gewaltsamen Tod einer 23-jährigen Studentin in Aschau im Chiemgau aufzuklären. Als mutmaßlicher Mörder angeklagt ist ein 22-Jähriger aus demselben Ort.

Von Matthias Köpf, Traunstein

Rund ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod einer 23-jährigen Studentin in Aschau im Chiemgau hat das Landgericht Traunstein die Termine für den Prozess gegen ihren mutmaßlichen Mörder festgesetzt. Laut einer Mitteilung des Gerichts vom Freitag will die 2. Jugendkammer vom 12. Oktober an in enger Taktung an insgesamt 27 Tagen gegen einen jungen Mann aus Aschau verhandeln. Ihr Urteil über den zur Tatzeit 21-Jährigen und deswegen rechtlich als heranwachsend geltenden Mann könnte die Kammer demnach am 22. Dezember sprechen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen 22 Jahre alten Auszubildenden vor, in der Nacht auf den 3. Oktober vergangenen Jahres die 23-jährige Hanna W. von hinten überfallen und getötet zu haben. Die junge Frau war gegen halb drei Uhr nachts auf dem nicht einmal einen Kilometer langen Heimweg durch den Ort in ihr Elternhaus. Zuvor hatte sie im "Eiskeller" in Hohenaschau gefeiert, einem bekannten Club, den an jenem Abend auch Hunderte andere Gäste besucht hatten.

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Der junge Mann, den die Staatsanwaltschaft für Hannas Mörder hält, soll zu jener Zeit als Jogger durch den Ort unterwegs gewesen sein. Nach Überzeugung der Strafverfolger soll er die vollkommen ahnungslose Frau wohl aus sexuellen Motiven verfolgt, sie von hinten angegriffen, zu Boden gerissen, stranguliert und ihr mindestens fünfmal mit einem Gegenstand gegen den Kopf geschlagen haben, während er auf ihren Schultern kniete.

Anschließend soll er die schwer verletzte und bewusstlose Frau in den damals Hochwasser führenden und entsprechend reißenden Bärbach geworfen haben, wo sie nach den Erkenntnissen der Forensiker wenige Minuten später ertrank. Die Leiche von Hanna W. wurde am folgenden Nachmittag mehrere Kilometer flussabwärts in der Prien gefunden, in die der Bärbach bei Hohenaschau mündet.

Die Tat hat im Chiemgau und weit darüber hinaus großes Entsetzen ausgelöst. Eine Sonderkommission der Kriminalpolizei Rosenheim ermittelte mit großem Aufwand über rund sieben Monate hinweg, vernahm Hunderte Besucher des Eiskellers aus jener Nacht und sichtete zahllose Fotos, Videos und Aufnahmen von Überwachungskameras aus dem Club.

Taucher suchten mehrmals die Prien ab, auch Feuerwehr und Bergwacht halfen bei der letztlich erfolgreichen Suche unter anderem nach der Jacke und der Tasche der getöteten Frau. Ihr ebenfalls mit Hochdruck gesuchtes Mobiltelefon wurde erst im Frühjahr zufällig von einer Spaziergängerin in der Prien entdeckt. Obwohl es bereits mit Algen überwachsen war, konnten die Kriminaltechniker von dem Handy noch Daten sichern.

Der nun angeklagte junge Mann hatte schon früh die Aufmerksamkeit der Ermittler geweckt. Zunächst hatten sie den nächtlichen Jogger öffentlich als möglichen Zeugen gesucht, woraufhin er selbst sich bei ihnen meldete und zunächst nur vernommen wurde. Der Verdacht gegen ihn hat sich erst später erhärtet, sodass er rund sechs Wochen nach der Tat festgenommen wurde.

Auch danach suchte die Polizei noch mit großem Aufwand und unter anderem über die ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" nach dem ursprünglichen Besitzer einer aus dem Wasser geborgenen hölzernen Armbanduhr und fand ihn schließlich auch. Mit dem Tod von Hanna W. hat er laut den Ermittlern aber nachweislich nichts zu tun.

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