Verbrechen in Aschau:Mordfall Hanna W.: Was bislang bekannt ist - und was nicht

Lesezeit: 3 Min.

Im Club "Eiskeller" in Aschau feierte die 23-Jährige, bevor sie getötet wurde. (Foto: Uwe Lein/dpa)

Seit Freitag sitzt ein junger Mann in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, die 23-jährige Studentin getötet zu haben. Doch noch sind viele Fragen offen. Ein Überblick.

Von Thomas Balbierer und Matthias Köpf, Aschau

Fast zwei Monate nach dem Tod einer 23-jährigen Studentin im oberbayerischen Aschau, hat die Polizei am Wochenende den mutmaßlichen Täter festgenommen. Ein junger Mann wird verdächtigt, Hanna W. nach einem Clubbesuch getötet zu haben. Die Leiche der Frau war am Nachmittag des 3. Oktober aus dem Fluss Prien geborgen worden, seitdem rätselten Polizei und Öffentlichkeit, wer die Medizinstudentin umgebracht hat. Überregionale Aufmerksamkeit zog der Fall auf sich, nachdem die Ermittler in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" um Hinweise gebeten hatten. Trotz der Festnahme sind viele Fragen rund um den mutmaßlichen Mord weiterhin ungeklärt. Die SZ erklärt, was feststeht - und was nicht.

Was ist über die Tatnacht bekannt?

Die Medizinstudentin aus Hohenaschau besuchte in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober den Club Eiskeller, der etwa einen Kilometer vom Wohnort der Familie entfernt ist. Dort feierte sie mit Freundinnen, bevor sie gegen 2.30 Uhr das Lokal verließ, um allein zu Fuß nach Hause zu gehen. Dort kam sie jedoch nie an, stattdessen wurde sie am folgenden Nachmittag tot in der Prien gefunden - circa zehn Kilometer flussabwärts in der Nachbargemeinde Prien am Chiemsee.

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"Was genau zwischen dem Verlassen des Clubs und dem Fund ihrer Leiche passierte, können wir aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht sagen", erklärt Polizeisprecher Stefan Sonntag auf SZ-Anfrage. Der Tatort liege nach bisherigen Erkenntnissen auf halber Strecke zwischen Club und Wohnhaus, am Parkplatz der Kampenwandseilbahn. Dort hatte die Polizei nach der Tat einen Ring des Opfers gefunden. Zudem verläuft dort ein Bach, der kurz darauf in die Prien mündet und die Leiche dorthin geschwemmt haben könnte. Der Bach führte in jener Nacht Hochwasser.

Wie kam Hanna W. ums Leben?

Laut offiziellen Angaben starb Hanna W. durch "schwere äußere Gewalteinwirkung". Konkreter will sich Polizeisprecher Sonntag auf Nachfrage nicht äußern. Auch zur Tatwaffe macht er keine Angaben.

Wer ist der Tatverdächtige?

Am frühen Freitagnachmittag verhaftete die Polizei einen jungen Mann aus dem südlichen Landkreis Rosenheim. Der Haftbefehl lautete auf Mordverdacht, wie Sonntag bestätigt. Weil es sich bei dem Verdächtigen um einen "Heranwachsenden im Alter zwischen 18 und 21 Jahren" handelt, hält sich die Polizei mit weiteren Informationen zurück und verweist auf die Unschuldsvermutung. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der Tatverdächtige allerdings wie das Opfer aus Aschau stammen. In welcher Beziehung die beiden standen und ob der Mann am Tatabend ebenfalls den Eiskeller besuchte, ist nicht bekannt. Auch zu einem möglichen Motiv äußern sich die Behörden nicht.

Im Laufe der vergangenen Woche hätten sich konkrete Verdachtsmomente ergeben, sagt Polizeisprecher Sonntag. Derzeit sitzt der junge Mann in Untersuchungshaft. Auch Rechtsanwalt Harald Baumgärtl, der am Freitag zu seinem Pflichtverteidiger bestellt wurde, will keine weiteren Details zu seinem Mandanten nennen, um ihn und seine Angehörigen vor einer Vorverurteilung zu schützen. In der Familie herrsche große Bestürzung über den Vorwurf. Laut Baumgärtl habe sich der Verdächtige gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft bislang nicht zum Mordverdacht geäußert.

Welche Rolle spielte die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" bei der Festnahme?

Die entscheidenden Hinweise, die zur Verhaftung am vergangenen Freitag führten, stehen laut Stefan Sonntag nicht im Zusammenhang mit der Fernsehsendung vom 9. November. Darin hatte Hans-Peter Butz, Leiter der Sonderkommission "Club", zum Beispiel um Hinweise zu einer hölzernen Armbanduhr gebeten, die im Bereich des mutmaßlichen Tatortes gefunden worden war. Mehr als 90 Hinweise gingen während und nach der Sendung bei der Polizei ein. Die Spur zum Tatverdächtigen ergab sich allerdings nach Zeugenvernehmungen in der vergangenen Woche, sagt Sonntag. "Die Festnahme ist ein Ergebnis der großartigen Teamleistung unserer Soko." 50 Ermittlerinnen und Ermittler arbeiten seit Anfang Oktober an dem Fall.

Was ist mit der hölzernen Armbanduhr?

Welche Rolle die Uhr der Marke "Holzkern" spielt, die die Polizei in dem Bach am mutmaßlichen Tatort gefunden hat, ist noch nicht geklärt. Bislang war sie eines der wichtigsten Beweisstücke der Ermittler. "Wir versuchen weiterhin herauszufinden, wem sie gehörte", sagt Sonntag. War es die Uhr des Tatverdächtigen? Das sei "nicht geklärt", so der Polizist.

Wie geht es in dem Fall weiter?

Derzeit werten die Ermittler Datenträger und weitere Gegenstände aus, die sie bei einer Hausdurchsuchung des Verdächtigen sichergestellt haben. "Die Soko ermittelt weiter", sagt Sonntag. "Es gibt noch viele Dinge, die wir rund um den Fall klären müssen." Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Rosenheim sagte am Montag, dass die Aufklärung "sicher noch Monate dauern" werde.

In Aschau jedenfalls ist nach diesem Wochenende eine Art Aufatmen zu spüren. In den Kommentarspalten von Facebook äußern sich Nutzer erleichtert darüber, dass der mutmaßliche Täter nun in Haft sitzt - und nicht mehr frei in der 6000-Einwohner-Gemeinde herumläuft. "Ich hoffe, man hat den Richtigen", schreibt einer - und spricht damit wohl auch der Polizei aus der Seele.

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