Aschau im Chiemgau:Ermittlungen im Mordfall Hanna W. stehen vor dem Abschluss

Lesezeit: 2 Min.

Nach dem Tod einer jungen Frau suchen Polizeitaucher im Chiemgau das Flussbett der Prien nach Spuren ab. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Polizei hat nun auch den Besitzer der hölzernen Armbanduhr gefunden, die als wichtiges Beweisstück galt. Der Mann hat nichts mit der Tötung der 23-Jährigen zu tun - ein anderer Verdächtiger aber wohl schon.

Von Matthias Köpf, Aschau im Chiemgau

Fünf Monate nach dem Mord an einer jungen Clubbesucherin im oberbayerischen Aschau im Chiemgau sieht sich die Polizei mit ihren Ermittlungen auf der Zielgeraden. Nach eigenen Angaben hat sie nach monatelanger Suche nun auch den Eigentümer einer hölzernen Armbanduhr ausfindig machen können, die beim vermuteten Tatort am Bärbach im Ortsteil Hohenaschau gefunden worden war. Dieser Mann habe mit der Tat aber "nachweislich nichts zu tun", versichert die Polizei. Sie hat bereits Ende November einen jungen Mann aus der Region festgenommen, den sie dringend der Tat verdächtigt. Er sitzt seither in Untersuchungshaft.

Die Verdachtsmomente gegen diesen jungen Mann reichen aus, um ihn weiterhin in U-Haft zu behalten. Obwohl er keinen Bezug zu der hölzernen Uhr hat, zeigt sich die Polizei nun zufrieden, dass sie auch diese Spur bis ans Ende verfolgt hat. Geführt hat sie bis nach Baden-Württemberg. Dort lebt ein Mann, der laut Polizei ein paar Tage vor der Tat wegen einer Firmenfeier in Aschau gewesen war und die Uhr beim Bärbach in der Nähe des Parkplatzes der Kampenwandbahn verloren hatte, als er mit dem Arm an einem Ast hängen geblieben war.

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Von dem gesamten Mordfall hat der Mann später demnach ebenso wenig mitbekommen wie von der mit großem Aufwand betriebenen Suche nach dem Eigentümer der Uhr. Die Polizei hatte auch mehrmals öffentlich um Hinweise gebeten, unter anderem in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY...ungelöst". Polizei und Staatsanwaltschaft sind auch aufgrund eines überprüften Alibis absolut sicher, dass der Mann mit dem Mord nichts zu tun hat.

Die Tat hat die gesamte Region erschüttert. In der Nacht auf den 3. Oktober hatte die 23-jährigen Studentin Hanna W. in ihrem Heimatort Aschau den bekannten Club "Eiskeller" besucht und sich in den frühen Morgenstunden offenbar alleine auf den Heimweg gemacht. Ihre Leiche wurde etliche Stunde später und einige Kilometer entfernt zufällig in dem Flüsschen Prien entdeckt, in das der Bärbach unterhalb von Hohenaschau mündet. Im Bärbach fand die Polizei später unter anderem Hannas Ring und in der Nähe jene beschädigte Holzuhr.

Die Verunsicherung im Chiemgau legte sich erst, als mehrere Wochen später der Tatverdächtige festgenommen wurde, der offenbar in jener Nacht durch den Ort gejoggt war. Die Polizei hatte den nächtlichen Jogger zunächst als Zeugen gesucht, er hatte sich daraufhin selbst bei den Ermittlern der Sonderkommission "Club" gemeldet. Als Tatverdächtiger festgenommen wurde er erst eine ganze Weile später.

Davor und auch noch danach haben Beamte in einer zeitweise 60-köpfigen Sonderkommission rund 700 Clubbesucher befragt und zahllose private Fotos und Videos von jenem Abend sowie Aufnahmen von Überwachungskameras gesichtet. Für die Suche nach dem Eigentümer der Uhr hatte ihnen deren österreichischer Hersteller Vertriebswege genannt, die unter anderem zu 1800 einzelnen Käufern in Deutschland und Österreich führten, darunter nun auch zu jenem Mann in Baden-Württemberg.

Ihre Sonderkommission hat die Polizei nun aufgelöst, die Mordkommission der Rosenheimer Kripo wird ihre Ermittlungsergebnisse nach Angaben des dortigen Polizeipräsidiums wohl in einigen Woche endgültig an die Staatsanwaltschaft übergeben. Diese wartet demnach auch noch auf verschiedene Gutachten, ehe sie Anklage gegen den Verdächtigen erheben kann.

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