SZ-Klimakolumne:Die dunklen Winkel der Klimakrise

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Stahlwerk von Salzgitter: In Deutschland werden viele Milliarden für den klimafreundlichen Umbau benötigt. (Foto: Sean Gallup/Getty Images)

In Dubai beginnt die nächste Weltklimakonferenz, eine der wichtigsten überhaupt. Welche Konflikte sich dort abzeichnen.

Von Michael Bauchmüller

Demnächst packen mein Kollege Thomas Hummel und ich die Koffer. Wir beide werden von der Weltklimakonferenz in Dubai berichten. Für gewöhnlich ist dieser knapp zweiwöchige Gipfel der Moment, in dem sich alle Augen auf das Weltklima richten. Doch in diesem Jahr ist vieles anders. Deutschland ist mit sich selbst beschäftigt, seit das Bundesverfassungsgericht die Buchungstricks der Ampelkoalition kippte. Berlin blickt ratlos in leere Kassen. Welche Schockwellen der furchtbare Angriff der Hamas auf Israel und der Krieg im Gazastreifen auf die Konferenz senden wird, ist nicht abzusehen.

Das alles ist bitter für einen Gipfel, der vielleicht der wichtigste nach dem Abkommen von Paris 2015 werden könnte. Die Staaten müssen in Dubai nicht nur die Karten auf den Tisch legen, wie viel sie seit Paris erreicht haben. Sie sollen auch festlegen, wie es in Zukunft besser laufen soll. Dazu müssten sie Vorgaben entwickeln, denen künftig die Klimaziele der Staaten genügen müssen. Das ist brisant, denn zu diesen Vorgaben - so fordern es viele Staaten - könnte auch eine zur Zukunft fossiler Energien zählen. Allein das wird ein zähes Ringen. Auch ein lange geforderter Fonds, der die bereits auftretenden Klimaschäden bei den Ärmsten abfedern soll, könnte in Dubai Gestalt annehmen.

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Hier wie dort geht es ums Geld. In Deutschland um die vielen Milliarden für die längst fällige Modernisierung der Wirtschaft, in Dubai um die Zukunft des fossilen Geschäftsmodells. Die Freunde von Kohle, Öl und Gas werden versuchen, den Abschied davon hinauszuzögern - gerade weil sie damit zuletzt so gut verdient haben wie lange nicht. Sie werden Technologien preisen, mit denen sich Kohlendioxid abscheiden und unterirdisch speichern lässt - obwohl das nie und nimmer die Lösung sein wird.

Erst recht nicht in einer Zeit, in der erneuerbare Energien längst wettbewerbsfähig sind. Wie sagte Fatih Birol dieser Tage im SZ-Interview? "Sie können nicht auf der einen Seite die Pariser Klimaziele erreichen wollen und gleichzeitig weiterhin fossile Brennstoffe nutzen. Das funktioniert nicht. Das ist unmöglich. Das ist die Wahrheit, das ist Mathematik." Recht hat er.

In Dubai könnten sich also eine Menge Dinge klären - doch die Bedingungen sind schwierig. Nun droht auch noch die globale Klimabewegung, sich über ihre Position zum Gaza-Konflikt zu zerlegen. Was es bedeutet, wenn eine Greta Thunberg von der Klima- zur Palästina-Kämpferin wird und sich damit ins Abseits stellt, hat mein Kollege Philipp Bovermann gerade erst treffend beschrieben: Statt für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen, sei die Bewegung mit sich selbst beschäftigt und verstummt. Dabei bräuchte der Klimaschutz gerade in diesen Tagen grellstes Scheinwerferlicht.

Thomas Hummel und ich werden dennoch versuchen, auch die dunkelsten Winkel der Klimapolitik auszuleuchten. Denn was würde aus dem globalen Kampf gegen die Klimakrise, wenn sich keiner mehr dafür interessiert? Ich mag es mir nicht vorstellen.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter "Klimafreitag", den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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