SZ-Klimakolumne:Es gibt auch gute Klima-Nachrichten

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Seit dieser Woche ist das Meeresschutzabkommen der Vereinten Nationen endlich unterschriftsreif (Foto: FAROOQ NAEEM/AFP)

Menschen sterben bei Umweltkatastrophen, Politiker bremsen beim Klimaschutz, und die Gesellschaft ist zunehmend polarisiert. Doch wer sucht, findet auch gute Nachrichten.

Von Jakob Wetzel

Hinter uns liegen Tage mit einigen großen und kleinen Katastrophen. Unwetter sind über mehrere Länder am Mittelmeer hinweggefegt. Bei einer verheerenden Flut in Libyen starben mehr als 10 000 Menschen, auch in Griechenland, Bulgarien, der Türkei und Spanien gab es Todesopfer. Das waren die großen Katastrophen, befeuert vom Klimawandel. Die kleinen Katastrophen sind politische Entscheidungen, die sich abzeichnen: Die deutsche Bundesregierung tritt bei der Wärmedämmung von Gebäuden auf die Bremse (SZ Plus), und der britische Premierminister Rishi Sunak will länger als vorgesehen erlauben, dass neue Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden. Damit verschreckt er selbst Autohersteller, denn die wünschen sich verlässliche Vorgaben (SZ Plus).

Dabei geht es ohnehin nicht mehr darum, den Klimawandel zu verhindern, sondern darum, ihn zu begrenzen und zu lernen, mit manchen Veränderungen zu leben. Wie das gelingen kann, haben zuletzt Forscher des "Complexity Science Hub" in Wien untersucht. Sie haben mehr als 150 historische Krisen untersucht, um herauszufinden, wie Gesellschaften mit Umweltkatastrophen und Klimaveränderungen zurechtkommen. Eine Quintessenz der Studie lautet: Je stärker der soziale Zusammenhalt, desto besser kamen Gesellschaften mit Katastrophen zurecht. Wenn man sich ansieht, wie in Bayern gerade der Wahlkampf eskaliert (SZ Plus), lässt das eher nichts Gutes erwarten, weder für den Klimaschutz noch für unsere Resilienz.

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Doch zwischen all den schlechten Nachrichten gibt es auch gute: Seit Mittwoch ist etwa das Meeresschutzabkommen der Vereinten Nationen endlich unterschriftsreif. Das Abkommen haben gleich am ersten Tag 70 Länder unterschrieben, Deutschland folgte am Donnerstag. Die Unterzeichner müssen es nun noch ratifizieren, damit es in Kraft tritt.

Und es gibt noch eine irgendwie gute Nachricht - zumindest für den Fall, dass Sie sich von Bekannten hin und wieder anhören müssen, dass es Hitze und Stürme doch immer schon gegeben habe. Alles ganz normal, das Wetter sei eben wechselhaft. Ab sofort können Sie diese Totschlagargumente anhand konkreter Fakten überprüfen. Anhand eines neuen Wetter-Tools der SZ können Sie jeden Tag nachsehen, wie normal das Wetter in Ihrem Heimatlandkreis oder in Ihrer kreisfreien Stadt gerade ist, von Trier bis Görlitz und von Flensburg bis Berchtesgaden. Das hilft zwar nicht direkt dem Klima, aber dafür hilft es vielleicht Ihnen.

In München ist das Wetter demnach übrigens nur noch selten "normal". In den vergangenen 30 Tagen war es durchschnittlich 1,9 Grad wärmer als noch in den Sechzigerjahren. An 18 Tagen war es außergewöhnlich warm und an vier Tagen ungewöhnlich kühl, inklusive heute. Mit 15,8 Grad Celsius liegt die Stadt heute knapp unter dem Normalbereich.

(Dieser Text stammt aus dem wöchentlichen Newsletter Klimafreitag, den Sie hier kostenfrei bestellen können.)

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