Tourismus:Deutsche Urlauber zeigen keine Flugscham

Tourismus: Die Karibikinsel Sint Maarten erreicht man am besten mit dem Flugzeug. Darauf wollen deutsche Urlauber nicht verzichten.

Die Karibikinsel Sint Maarten erreicht man am besten mit dem Flugzeug. Darauf wollen deutsche Urlauber nicht verzichten.

(Foto: Ramon Kagie/Unsplash)
  • Die private Nachfrage von Mittel- und Langstreckenflügen ist bei deutschen Urlaubern ungebrochen.
  • Reiseanbieter wie Tui und Alltours blicken deswegen auf ein erfolgreiches Jahr zurück und rechnen mit einem anhaltenden Trend fürs kommende Jahr.

Von Maximilian Helmes

Die Reiselust in Deutschland ist ungebrochen. Vor allem zieht es die Urlauber dabei ans Mittelmeer - und Gebiete rund um den indischen Ozean. Der Trend zur Fernreise ist also genauso ungebrochen. Klimastreiks und Schülerprotesten zum Trotz spürt die Reisebranche keine Flugscham, die Kunden wollen der Umwelt zuliebe offenbar nicht freiwillig aufs Fliegen verzichten.

Das bestätigen der Marktführer Tui und der Branchen-Fünfte Alltours. Im Gegenteil: "Die private Nachfrage nach Flügen auf der Mittel- und Langstrecke wächst über alle Flughäfen in Deutschland", bestätigt Ralph Beisel, der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV. Das leicht schwächere Wachstum im Luftverkehr sei konjunkturell erklärbar. So ging in erster Linie die Zahl von Geschäftsreisen zurück. Ebenso sei der Anteil des Frachtverkehrs gesunken.

So kam die gestiegene private Nachfrage bei Fernreisen auch bei den Reiseveranstaltern an. Am Dienstag lud Alltours nach Düsseldorf ein, um Rückschau auf seine Zahlen für dieses Jahr zu halten und das Sommerprogramm für 2020 vorzustellen. "Angesichts der großen Herausforderungen im Flugbereich sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden", sagte Alltours-Inhaber Willi Verhuven. Gemeint sind zum einen der Konkurs der Fluglinie Germania und zum anderen die Flugausfälle bei verschiedenen Airlines aufgrund des weltweiten Flugverbots für Maschinen des Typs Boeing 737 Max - nicht aber, dass sich die Nachfrage der Kunden verändert habe.

Dabei hat sich das Verhalten der Reisenden anderswo durchaus geändert: In Schweden beispielsweise war der Flugscham-Effekt bereits 2018 spürbar, die Buchungen von Inlandsflügen sanken merklich, zugleich spürte die Bahn verstärkte Nachfrage. Als Auslöser gilt die gestiegene Sensibilität für umweltschädliches Verhalten, die durch Klimaproteste wie Fridays for Future um Greta Thunberg entstand.

Die Pleite des Rivalen Thomas Cook lässt bei den Anbietern auf Wachstum hoffen

Bei Alltours dagegen wuchsen die Buchungen von Fernreisen zuletzt überproportional, um 30 Prozent. Besonders im Trend lagen dabei Ziele in Fernost: Indonesien, die Malediven und Thailand. Hier legten die Buchungen sogar um 50 Prozent zu. Den Trend zu Reisen nach Fernost stellte nach eigenen Angaben auch Tui fest. Deutsche Reisende buchten demnach verstärkt Urlaub auf den Seychellen, aber auch auf Sansibar und in Kenia. Für den Sommer 2020 zeige sich bei den Frühbuchern eine Fortführung des Trends.

Gleiches gilt für die Reise-Klassiker ums Mittelmeer. Doch verschiebt sich der Fokus vom Westen wieder weiter Richtung Osten. Auch wenn Mallorca wahrscheinlich auch im kommenden Jahr erneut zum Lieblingsziel der Urlauber werde, locke die Türkei mit günstigen Preisen. Auch Griechenland, Ägypten und Tunesien würden touristisch wieder stärker nachgefragt, hieß es. Im Mittel bleiben die Preise stabil.

Für das kommende Jahr rechnen Tui und Alltours wegen der Pleite des Rivalen Thomas Cook und der Absage aller für 2020 gebuchten Reisen bei Tochtermarken wie Öger Tours, Bucher Reisen oder Neckermann mit einem deutlichen Wachstum. Alltours habe darauf bereits frühzeitig reagiert und habe rund 90 Prozent der bisher exklusiv von Thomas Cook vermarkteten Hotels in sein eigenes Angebot aufgenommen.

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