Der Bundeskanzler hat am Dienstag bei seinem Besuch des Deutschen Fußball-Bundes seine Forderung bekräftigt. Ihm geht es um gleiche Prämien für die Nationalspielerinnen wie für die Männer. Das hatte er schon während der Europameisterschaft angeregt, woraufhin ihn DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff einlud, um ihn über Zahlen aufzuklären. Darunter dürften diese gewesen sein: Den DFB-Frauen stand mit 60 000 Euro pro Spielerin nach den Engländerinnen - gegen die sie das Finale 1:2 verloren - mit umgerechnet 65 000 Euro der zweithöchste Titelbonus in Aussicht. Gemessen an der Ausschüttung der Europäischen Fußball-Union Uefa hätten sie damit 2022 prozentual sogar einen größeren Anteil erhalten als die Männer 2021.
Für Scholz ist es leicht, etwas zu kritisieren, um dessen Umsetzung er sich nicht kümmern muss. Seine Forderung ist dennoch berechtigt - relevant ist sie allemal. "Es ist wichtig, dass sich bekannte Persönlichkeiten für uns einsetzen", sagte zuletzt Nationaltorhüterin Merle Frohms. Und selbstverständlich wäre es ein gesellschaftlich starkes Zeichen, wenn die Prämien angeglichen würden, beispielsweise durch einen freiwilligen Verzicht der Männer wie in Norwegen.
Keine der DFB-Frauen hätte etwas dagegen einzuwenden. Aber solche Boni wollen erst einmal erspielt, Finals erreicht, Titel gewonnen werden. In England hätten sich 23 Fußballerinnen über die verhandelte Summe freuen können. Der nachhaltigen Entwicklung der gesamten Sparte hilft das jedoch nicht. Zu Recht heißt es hier Equal Play vor Equal Pay: Chancengleichheit in jeglicher Hinsicht, bei Trainingsbedingungen, medizinischer Behandlung, Anstoßzeiten und, ja, letztlich auch beim Geld.
Dabei geht es in erster Linie nicht darum, ähnliche Summen wie die Fußballmillionäre zu erhalten, sondern um ein Grundgehalt. In einer Bundesliga, in der schätzungsweise die Hälfte der Spielerinnen neben dem Sport arbeiten muss, würde das die Professionalisierung vorantreiben. Eine höhere Prämie für das Nationalteam darf es gerne zusätzlich geben.