Bundesliga:Freund Mino grüßt und sucht

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Warten auf ein klares Wort zur Zukunft: BVB-Torjäger Erling Haaland. (Foto: Joosep Martinson/Getty Images)

In Zeiten sportlicher Rückschläge gibt es bei Schlüsselpersonalien Hoffnung für Borussia Dortmund. Im Ringen um einen längeren Verbleib von Torjäger Erling Haaland könnten dem BVB die Auswirkungen der Pandemie helfen.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Dass der Spielerberater Mino Raiola den Dortmunder Klubboss Hans-Joachim Watzke als "einen Freund" bezeichnet, wie vor ein paar Tagen im Sport-1-Interview, das verursacht in der Chefetage des BVB Heiterkeit. "Das", sagt Watzke mit einem Grinsen, "wird er wahrscheinlich einen Tag so und am anderen Tag anders sehen. Man darf das nicht allzu persönlich nehmen". Aber weil Raiola unter anderem die geschäftlichen Interessen von Erling Haaland vertritt, bleibt dem Arbeitgeber des norwegischen Torjägers wenig anderes übrig, als sich mit dieser "Freundschaft" des auf seine Art ziemlich mächtigen italienisch-niederländischen Agenten mit Wohnsitz Monaco abzufinden.

Die ständigen Fragen nach dem gerade neuesten Wasserstand in Sachen Haaland nerven Watzke und seinen Sportdirektor Michael Zorc allerdings vermutlich noch mehr als die Unwägbarkeiten der Freundschaft mit Raiola. Inzwischen schürt fast jedes Ergebnis, vor allem jede Niederlage der Borussia Spekulationen darüber, wann dieser Wunderstürmer mit seinen bisher 75 Toren in 74 Spielen die Durchgangsstation Dortmund denn verlässt.

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Das 0:3 bei Sporting Lissabon und das damit verbundene frühe Ausscheiden aus der Champions League wurde auch klubintern als schwerer Rückschlag gewertet, finanziell - und im Hinblick auf das Ringen um die gute Laune von Übertalenten wie Haaland oder Jude Bellingham. Es folgten die umstrittene Heimniederlage gegen den FC Bayern und am Samstag noch ein bitteres 1:1 beim kleinen Revier-Nachbarn Bochum, nach eigenem Dauer-Sturmlauf und einem der BVB-üblichen Abwehrschnitzer, der dem hoffnungslos unterlegenen VfL das eine Tor ermöglichte, das sogar beinahe zum Sieg gereicht hätte.

Dortmund liegt damit vor dem Heimspiel am Mittwochabend gegen Schlusslicht Greuther Fürth nicht mehr nur einen, sondern, schwuppdiwupp, neun Punkte hinter den Münchner Dauermeistern zurück. Fazit für Haaland, Bellingham, Raiola und den Rest des Big Business: Dortmund raus aus der Champions League - und mit der nationalen Meisterschaft wird es wohl auch 2022 wieder nichts. Wer will da noch beim BVB bleiben, der allenfalls ab und zu mal Pokalsieger wird?

Haaland soll als nächsten Karriere-Schritt eindeutig Real Madrid favorisieren

Ganz so einfach allerdings liegen die Dinge weder für Raiola, noch für andere Beteiligte. Die Corona-Situation hat viele jener Vereine, die für einen Ausnahmekönner wie Haaland infrage kommen, in Mitleidenschaft gezogen. Und sie tut das immer noch. Zwar gehen die finanziellen Einbußen an den aus arabischen Quellen gespeisten Klubs wie Manchester City oder Paris Saint-Germain oder auch am FC Chelsea mit seinen russischen Millionen vorbei. Aber andere, wie etwa die beiden spanischen Edeladressen Real Madrid und FC Barcelona, tun sich mit der Welt in Pandemie-Zeiten ähnlich schwer wie die deutschen Klubs. Und man weiß schließlich nicht, was da noch kommt.

Spieleragent Mino Raiola während der Fußball-Weltmeisterschaft mit Star-Stürmer Zlatan Ibrahimovic. (Foto: imago)

Raiola soll seinen Klienten Haaland für Fabelsummen anbieten. Von 50 Millionen Euro Jahresgehalt hört man, dazu eine Ablöse an Dortmund, die sich zwischen 75 und 90 Millionen bewegen könnte. Die viel zitierte "Ausstiegsklausel" in Haalands Vertrag scheint nicht so präzise fixiert zu sein, wie man es von anderen Fällen kennt. Vom Norweger weiß man schon länger, dass er sich in Dortmund noch immer ganz wohl fühlt, dass er aber als nächsten Karriere-Schritt eindeutig Real Madrid favorisieren soll. Real müht sich finanziell gerade auch, zudem wollen die Madrilenen das Großprojekt zu Ende bringen, den französischen Weltklassestürmer Kylian Mbappé aus Paris zu holen. Kann also gut sein, dass da so ein 1:1 von Dortmund in Bochum keine so große Rolle spielt, weil selbst einem Raiola bei dem hohen Regalbrett für Haaland die potenziellen Klubs ausgehen.

In Dortmund heißt es, eine feste Zusage von Adeyemi gebe es nicht

Für beide, Raiola und Haaland, könnte sich eine Verschiebung des Projekts Wechsel sogar lohnen, denn 2023 oder gar 2024 dürften die Aufräumarbeiten nach der Pandemie fortgeschritten sein. Raiola würde solch eine Strategie wohl eher als Geste der Freundschaft mit den beiden führenden Borussen Watzke und Zorc verkaufen. Auch sportlich jedoch würde Haaland, da sind sich Raiola, der Spieler und dessen Vater wohl ziemlich einig, ein Jahr der weiteren Entwicklung im vergleichsweise entspannten Dortmund gut tun. Der BVB erwartet, dass Haaland sich rund um die Winterpause erklärt, ob man mit ihm ab Sommer 2022 weiter rechnen kann.

In umgekehrter Richtung geht es beim deutschen Jungnationalspieler Karim Adeyemi, 19, von RB Salzburg gerade um ziemlich ähnliche Abwägungen. Dessen Berater Thomas Solomon ließ die spanische Zeitung Sport wissen, dass "für ihn ein deutscher Klub am besten" sei. Dies dürfte auf Borussia Dortmund zulaufen, nachdem die Bayern offenbar aus dem Rennen um ihren ehemaligen Jugendspieler schon ausgeschieden sind. Auch Adeyemi dürfte sich angelockt fühlen vom Sprungbrett-Versprechen BVB und den Einsatzchancen, die Dortmund blutjungen Spielern fast zwangsläufig gibt. Wie einst Haaland hat er als Zwischenstation Salzburg eingelegt.

Allerdings, so heißt es in Dortmund, liege noch keineswegs eine feste Zusage Adeyemis vor. Dem Vernehmen nach wäre der 19-Jährige, der oft als Sturmspitze eingesetzt wird, nicht als Haaland-Ersatz vorgesehen, sondern der BVB würde mit beiden in der neuen Saison spielen wollen.

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