Fußball:"Da pinkeln sowieso nur die Hunde ran"

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Franz Beckenbauer im Jahr 2001 bei einem Ausflug mit Hund. (Foto: imago/Hasenkopf)

Das Münchner Stadion umbenennen oder einen bundesweiten Gedenktag einführen: Ideen, wie Franz Beckenbauer geehrt werden könnte, gibt es einige. Vor einem Denkmal hat allerdings der Kaiser schon gewarnt.

Von Kassian Stroh

Noch liegen an diversen Orten Kondolenzbücher aus, noch ist Franz Beckenbauer nicht einmal zu Grabe getragen - da sind bereits mehr als ein halbes Dutzend Vorschläge auf dem Tisch, wie man der am Sonntag gestorbenen Fußball-Legende dauerhaft gedenken kann. Und zwar nicht nur der Klassiker der Straßen(um)benennung. Manche Idee ließe sich rasch umsetzen, bei anderen wird es schwieriger. Ein Überblick.

Ein Denkmal vor dem Stadion

Die Idee: Vor dem Stadion in München-Fröttmaning steht seit vier Monaten eine überlebensgroße Bronzestatue, die den großen Stürmer Gerd Müller in seiner typischen Jubelpose zeigt. Daneben könnte auch ein Denkmal für Beckenbauer Platz finden.

Die Urheber: Ex-Nationalspieler Jürgen Kohler und Sepp Maier, Torwartlegende und Teamkollege Müllers und Beckenbauers.

Die Realisierungschancen: Gut, ein Denkmal ist schließlich die klassische Form der Würdigung, vor dem Stadion des FC Bayern ist sehr viel Platz, Geld zur Finanzierung hätte der Verein auch. "Ein Denkmal hat Franz in jedem Fall verdient", schreibt Maier im Fachblatt Kicker und denkt wehmütig an Beckenbauer und Müller: "Wie gerne würde ich mit beiden noch mal ein Bier trinken, aber jetzt bin nur noch ich übrig." Stellt man vor die Denkmäler eine Bank, könnte Maier das zumindest im Anblick der beiden tun. Und dabei aufpassen, dass nicht das eintritt, was Beckenbauer prophezeite, als vor vielen Jahren schon mal über ein Denkmal für ihn debattiert wurde: "Da pinkeln sowieso nur die Hunde ran."

Franz Beckenbauer mit Sepp Maier (links) 1972 im Trikot des FC Bayern. (Foto: imago sportfotodienst)

Franz-Beckenbauer-Arena

Die Idee: Das Stadion des FC Bayern München, das bisher "Allianz Arena" heißt, wird umbenannt.

Der Urheber: Ottmar Hitzfeld, zweimal Trainer des FC Bayern.

Die Realisierungschancen: Eher schlecht, auch wenn Beckenbauer vor einem Vierteljahrhundert eine der treibenden Kräfte für den Neubau des Stadions war. Aber für dessen Namensrechte überweist die Allianz-Versicherung eine Menge Geld - angeblich sechs Millionen Euro im Jahr, wie der Kicker berichtet. Ob die FC Bayern München AG, die sich im internationalen Vergleich ohnehin finanziell schlecht ausgestattet sieht, darauf verzichten will? Zumal da die Allianz auch noch einer ihrer vier Anteilseigner ist? Beim Geld hat der Spaß ein Loch, wie man in München sagt - und aufs Geldverdienen legte auch Beckenbauer stets Wert.

Franz Beckenbauer mit Ottmar Hitzfeld (rechts). (Foto: imago sportfotodienst)

Bundesweiter Gedenktag

Die Idee: Der 8. Juli wird jedes Jahr als "Franz-Beckenbauer-Gedenktag" begangen.

Der Urheber: Mario Voigt, Chef der CDU Thüringen.

Die Realisierungschancen: Am 8. Juli 1990 wurde Deutschland unter Teamchef Beckenbauer Fußball-Weltmeister. Voigt nennt das "die emotionale Gründung unseres Vaterlandes", drei Monate vor der Wiedervereinigung. Auch wenn CSU-Chef Markus Söder bereits grundsätzliche Unterstützung bekundet hat, ohne sich dabei allzu weit aus dem Fenster zu lehnen - die Idee dürfte im Sande verlaufen: Personen-Gedenktage sind jenseits des katholischen Heiligenkalenders höchst ungewöhnlich. Dass der 8. Juli ein Feiertag wird, an dem alle freihaben, ist quasi ausgeschlossen. So müsste halt jeder individuell für sich gedenken.

Beckenbauer-Gedenken
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Das Stadion erstrahlt mit dem Schriftzug "Danke Franz", an seinen Wirkungsstätten in Giesing brennen Kerzen, es gibt erste Rufe, eine Straße umzubenennen. In der Arena wird der FC Bayern eine große Gedenkfeier für Franz Beckenbauer veranstalten.

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Benennung einer Straße oder eines Platzes

Die Idee: In München wird eine Straße oder ein Platz nach Beckenbauer benannt.

Die Urheber: diverse Politiker im Münchner Rathaus.

Die Realisierungschance: Gut. Auch das ist schließlich ein Klassiker der Huldigung wichtiger verstorbener Persönlichkeiten - auch wenn München üblicherweise nach dem Tod mindestens ein Jahr ins Land streichen lässt und derzeit darauf erpicht ist, neue Straßen vor allem nach Frauen zu benennen. Diverse Stadtratsfraktionen haben das aber bereits beantragt, vermutlich wird Oberbürgermeister Dieter Reiter, selbst ein FC-Bayern-Fan, einen Vorschlag machen. Entscheiden muss der Ältestenrat des Stadtrats. Nötig wäre eine solche Benennung aber eigentlich nicht: Im Stadtteil Schwabing gibt es schließlich schon den Kaiserplatz und die Kaiserstraße.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter trägt sich in das Kondolenzbuch für Franz Beckenbauer ein. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Der Franz-Beckenbauer-Pokal

Die Idee: Der DFB-Pokal wird in Franz-Beckenbauer-Pokal umbenannt.

Der Urheber: Berti Vogts, Beckenbauers Nachfolger als Nationaltrainer.

Die Realisierungschancen: Vogts' Idee hat viel Unterstützung gefunden - nicht zuletzt bei Ex-Nationalspielern, die mit und unter Beckenbauer 1990 Weltmeister wurden. Der Pokal-Vergeber und Namensträger, der Deutsche Fußball-Bund (DFB), hat sich bisher nicht dazu geäußert. Der große Vorteil dieser Idee: Eigentlich müsste sich gar nichts ändern, "DFB-Pokal" könnte schließlich auch für "Der-Franz-Beckenbauer-Pokal" stehen.

Franz Beckenbauer im Jahr 1985 mit Berti Vogts (links). (Foto: Ferdi Hartung/imago sportfotodienst)

Eine Beckenbauer-Akademie

Die Idee: Der DFB-Campus in Frankfurt wird in Franz-Beckenbauer-Akademie umbenannt.

Der Urheber: Ex-Nationalspieler Ulf Kirsten.

Die Realisierungschancen: Vor eineinhalb Jahren hat der Deutsche Fußball-Bund eine neue Zentrale in Frankfurt am Main bezogen; diese umzubenennen, wäre doch eine "klasse Idee", sagt Kirsten, und leichter zu realisieren als bei einem Stadion - der teuer verkauften Namensrechte wegen (siehe oben). Und weil auf dem neuen DFB-Campus auch Spieler wohnen und trainieren können, wäre "Akademie" als Begriff durchaus gerechtfertigt. Ob Beckenbauer das aber wollen würde? Der DFB-Campus ist schließlich Sinnbild der aktuellen Finanzkrise des Verbands, die nicht zuletzt darin gründet, dass der Neubau deutlich teurer wurde als geplant. Der Kaiser würde für sich vermutlich in Anspruch nehmen, mit Geld besser umgehen zu können.

Franz Beckenbauer mit Ulf Kirsten (links). (Foto: imago images/teutopress)

Es gäbe aber noch einen zweiten Campus, der sich umbenennen ließe: der "FC Bayern Campus", jenes große, schicke Nachwuchszentrum, das sich der Klub an den Nordrand Münchens gebaut und 2017 bezogen hat. Angeschoben wurde das Projekt in der Amtszeit Beckenbauers als Bayern-Präsident, das würde passen. Namensrechte sind hier keine abzulösen, das würde kein Geld kosten. Und die Entscheidungswege wären kurz: Das müsste schlicht die Chefetage des FC Bayern so wollen.

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