Formel 1:Ferrari demonstriert seine Stärke

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Gewusel am Start, kein Problem für den Ferrari: Charles Leclerc fährt in Melbourne ungefährdet zu einem Start-Ziel-Sieg. (Foto: Con Chronis/AFP)

Auch beim Großen Preis von Australien ist die Scuderia nicht zu schlagen. Charles Leclerc gewinnt mühelos, während Max Verstappen ausfällt. Mercedes schafft es wieder aufs Podium. Sebastian Vettel erlebt ein Debakel.

Von Anna Dreher, Melbourne/München

Schon in den ersten Sekunden deutete sich an, dass auch dieses Rennen, das dritte in dieser Saison, ganz im Zeichen des neuen Zweikampfes in der Formel 1 stehen würde: Ferrari gegen Red Bull, Charles Leclerc gegen Max Verstappen. Selbst wenn sich die Scuderia im Verlauf immer wieder deutlich absetzen konnte, gab es doch immer wieder auch Momente, in denen der Weltmeister sich an seinen Konkurrenten rankämpfte und die Frage offen blieb, wer wohl den Großen Preis von Australien gewinnen würde. Leclerc, der beim Saisonauftakt in Bahrain siegreich war, oder Verstappen, der danach in Saudi-Arabien auf dem obersten Treppchen stand?

Die Entscheidung erfolgte dann nicht in einem harten Duell, sondern auf die für Verstappen denkbar bitterste Weise. 39 Runden waren vorbei, der Niederländer bemühte sich redlich, den Abstand zum entspannt an der Spitze kreisenden Ferrari zu verkürzen. Der 24-Jährige bog nach der Start-Ziel-Geraden in die erste Kurve ein, und auf einmal machte sein Motor sehr seltsame Geräusche, ein Gurgeln, das sich gar nicht gut anhörte. "Ich rieche ganz komische Flüssigkeiten!", meldete Verstappen über Funk, stellte seinen Wagen an der Seite der Strecke ab, stieg aus - und musste hektisch Streckenposten mit Feuerlöschern zu seinem Wagen winken, auf dessen Seitenkasten sich schon Bläschen bildeten, aus dem Rauch aufstieg und auch Flammen zu sehen waren.

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Und so machte zum zweiten Mal in dieser Saison nach Bahrain die Technik dem Weltmeister-Team einen Erfolg kaputt, zum zweiten Mal kostet ein Ausfall Verstappen wertvolle Punkte im Unterfangen Titelverteidigung. "Zwei Ausfälle, das ist natürlich unglaublich", sagte er bei Sky. "So sollte das nicht sein. In den vergangenen zwei Jahren waren wir immer verlässlich, aber jetzt ist es eine Katastrophe. Ich hatte heute gegen Ferrari keine Chance." Die WM führt Leclerc mit 71 Zählern vor George Russell (37 Punkte) und Carlos Sainz (33) an. Verstappen folgt erst auf Rang sechs mit der Ausbeute von 25 Zählern nach seinem einen Sieg. Leclerc hingegen war überglücklich. "Was für ein Auto heute!", sagte der Monegasse unmittelbar nach dem Rennende. "Alles hat sich gut angefühlt von der ersten bis zur letzten Runde."

Red Bull kam dennoch aufs Podium, Perez schaffte es als Zweiter über die Ziellinie. Die größte Freude außerhalb der Ferrari-Garage herrschte wohl bei Mercedes. Russell errang als Dritter das zweite Podium seiner Formel-1-Karriere. Der siebenmalige Champion Lewis Hamilton folgte dahinter als Vierter, in der Gesamtwertung ist er nun Fünfter (28 Punkte). Was über Jahre für Enttäuschung gesorgt hätte, kann in dieser Saison mit neuem Reglement als Erfolg verbucht werden. "Wir laufen nicht strahlend ins Fahrerlager. Wir haben so viele Probleme zu lösen", hatte Motorsportchef Toto Wolff noch vor dem Start gesagt. Mick Schumacher beendete die 58 Runden als 13. erneut ohne Punkte, Sebastian Vettel verunfallte. Er blieb unverletzt.

Bereits in der zweiten Runde wird der Grand Prix unterbrochen

Als die Ampeln ausgingen, kam Leclerc bestens weg und konnte die Konkurrenz hinter sich halten. Verstappen behielt Platz zwei. Die beiden Mercedes, die zuletzt in Bahrain und Saudi-Arabien ungewohnte Probleme hatten, nutzten die ersten Meter, um sich von den Parkbuchten fünf (Hamilton) und sechs (Russell) in eine bessere Ausgangslage zu bringen. Hamilton befand sich wieder in der Nähe seines üblichen Habitats, er hatte zwei Plätze gut gemacht und Perez überholt.

Leidtragender des Gewusels war Carlos Sainz, der im Ferrari erstaunlich weit nach hinten rutschte - und dann schon früh aus dem Auto steigen musste. In Kurve neun verlor der Spanier sein Auto und landete kurz danach in einem der Kiesbetten. Mick Schumacher hatte Glück, dass sein Haas in dieser Szene nicht noch erwischt wurde. "Sagt ihnen, sie sollen mich rausschieben, wenn sie können", funkte Sainz seinem Team zu - aber es war vorbei. Sein Auto hatte sich eingegraben. Und so folgte schon in der dritten Runde erst eine virtuelle Safety-Car-Phase. Dann rückte das echte Safety Car an. Der Ferrari musste abgeschleppt werden.

Auto ohne Nase: der Aston Martin von Sebastian Vettel nach dem Einschlag in der Bande. (Foto: Paul Crock/AFP)

Schon in der Qualifikation hatte sich angedeutet, dass auch dieses ein ereignisreiches Rennen werden konnte - wie im Albert Park traditionell üblich. Seit 1996 fährt die Formel 1 hier und erlebt regelmäßig kurzweilige Gastspiele auf dem Kurs, der Fehler hart bestraft und immer wieder von Safety-Car-Phasen unterbrochen wird. Nun ist, nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie, die Strecke neu asphaltiert und der Verlauf geändert worden: Zwei Kurven wurden rausgenommen, fünf Kurven umgestaltet, um mehr Überholmöglichkeiten zu schaffen.

Für Sebastian Vettel ist dieses Wochenende von Anfang bis Ende eines zum Vergessen

Im ersten Qualifikationsdurchgang kollidierten Lance Stroll im Aston Martin und Nicholas Latifi im Williams heftig. Die beiden Kanadier konnten danach nicht weiterfahren, die Session musste unterbrochen werden. Eine weitere Pause war später nötig, nachdem Fernando Alonso (Alpine) in einer Kurve nicht schalten konnte und so die Kontrolle über sein Auto und einen Startplatz in den vorderen Reihen verlor. Der zweimalige Weltmeister krachte in die Streckenbegrenzung.

Im Rennen erfolgte die erste Unterbrechung nach Sainz' Unfall, hielt jedoch nicht lange an - und beeinflusste die Reihenfolge auch nicht weiter. Leclerc konnte seine Position verteidigen, hinter ihm gab Verstappen Gas, und Hamilton sah die beiden davonfahren. Der siebenmalige Weltmeister duellierte sich mit Perez, der es schließlich wieder an ihm vorbeischaffte und dann von der nächsten Unterbrechung profitierte, weil Hamilton keinen Gegenangriff starten konnte.

Denn weiter hinten hatte ein anderer Weltmeister deutliche Probleme, sein Auto zu kontrollieren. Zunächst landete Sebastian Vettel in der zehnten Runde im Kies, konnte sich noch befreien; doch das verhieß nichts Gutes. "Es ist so schwierig, das Auto beim Bremsen einzuschätzen", gab er an die Box weiter. Die ersten beiden Rennen hatte der 34-Jährige aufgrund einer Coronavirus-Infektion verpasst und in Melbourne von fehlendem Rhythmus gesprochen. Was dazukam, half nicht gerade dabei, sich einzugrooven: Im Training verschuldete er selbst einen Unfall und konnte überhaupt nur deshalb eine Runde in der Qualifikation drehen, weil seine Mechaniker durch die Unterbrechung für die Aufräumarbeiten nach dem Unfall von Stroll und Latifi genug Zeit hatten, Vettels Aston Martin wieder hinzukriegen: "Wir haben unsere Probleme, das wird sich nicht von heute auf morgen ändern", sagte der Deutsche am Samstag.

Vorzeitig Feierabend: Max Verstappen (links) beobachtet, wie Streckenposten den Brand an seinem Red Bull löschen. (Foto: Clive Mason/Getty Images)

Und während vorne sein früherer Ferrari-Teamkollege Leclerc mit dem deutlich schnellsten Wagen munter an der Spitze fuhr und auch durch einen Boxenstopp nach 22 Runden keine Position verlor. Und während sich Hamilton und Perez bekämpften, löste Vettel in der 24. Runde die nächste Safety-Car-Phase aus. Er war in einer Kurve auf die hohen Curbs gekommen, sein Auto drehte sich und knallte in die Bande - dabei wurde der Frontflügel komplett abgeschlagen und lag in Teilen verteilt auf der Strecke. Vettel wurde ins Medical Center gebracht, erste Videoaufnahmen zeigten, wie sein Kopf beim Aufprall gegen das Lenkrad krachte. Noch während das Rennen lief, kehrte er ins Fahrerlager zurück. "Mir geht es soweit gut, alles in Ordnung", sagte er. "Ich habe mich sehr schwer getan, vielleicht überfahre ich im Moment das Auto, ich habe einfach die Kontrolle verloren." Es war: ein Wochenende zum Vergessen.

Als diesmal die Strecke freigegeben wurde, kam Leclerc weniger gut weg. Verstappen nutzte einen Fehler des Monegassen und kam so nah dran wie in diesem Rennen bislang noch gar nicht. Würde er es an die Spitze schaffen?

Leclerc verteidigte den Angriff in der ersten Kurve vehement und bekam seine Reifen schließlich so auf Temperatur, dass er vorne wieder wegziehen konnte. Verstappen musste derweil aufpassen, dass nicht Russell die Situation für sich ausnutzte, der es in der Zwischenzeit hinter den Red Bull geschafft hatte. Aber letztlich hatte der Silberpfeil hier nicht genug Power, und die Spitze distanzierte sich wieder vom Rest des Feldes. Hinten sortierte sich die Reihenfolge das ein oder andere Mal um, letztlich aber konnte sich Perez wieder vor die Mercedes schieben - für die war es ein großer Erfolg, sich nun sogar Hoffnungen aufs Podium machen zu können, die durch den Ausfall von Verstappen überraschend erfüllt wurden.

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