Das Politische Buch:Attacke auf die Bonner Baracke

Lesezeit: 4 min

Für Konrad Adenauer war die SPD mehr politischer Feind als Gegner. Darum waren ihm auch alle Mittel recht, um zu erfahren, was in der SPD-Zentrale in Bonn gedacht wurde. (Foto: SZ-Foto/Dpa/Collage:SZ)

Jahrelang ließ Kanzler Konrad Adenauer die SPD vom BND ausforschen. Das hat der Historiker Klaus-Dietmar Henke aufgedeckt, sein Buch darüber heißt "Adenauers Watergate". Doch der Vergleich hinkt an mehreren Stellen.

Rezension von Constantin Goschler

1972 entdeckte ein aufmerksamer Wachmann den Einbruch einer Gruppe von Männern im Watergate-Hotel in Washington, D.C. Es stellte sich heraus, dass sie im Auftrag des US-Präsidenten Richard Nixon Abhörmikrofone im Wahlkampf-Hauptquartier der Demokratischen Partei installiert hatten. Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte es da leichter: Von 1953 bis 1962 erhielt er regelmäßig detaillierte Berichte aus dem Vorstand der SPD. Dazu mussten keine Mikrofone installiert werden: Die Informationen stammten von Siegfried Ortloff, dem Personal- und Sicherheitschef beim Parteivorstand der SPD in Bonn. Sein Kontaktmann Siegfried Ziegler übergab diese Berichte dem Chef des bundesdeutschen Auslandsnachrichtendienstes, Reinhard Gehlen, der sie dann bei Adenauers rechter Hand im Kanzleramt, Hans Globke, ablieferte. Dieser legte sie dem Bundeskanzler auf den Schreibtisch, der sie aufmerksam studierte und kommentierte.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivGeschichte der Bundesrepublik
:Das deutsche Watergate

Fast zehn Jahre lang ließ Konrad Adenauer die ganze Spitze der SPD ausspionieren. Einer seiner Agenten arbeitete im Vorstand der Partei. Die Geschichte eines historischen Verrats.

Von Willi Winkler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: