Dritte Gewalt:Die Lebenden und die Toten

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Die Marmorstatue "Authority of Law" vor dem Eingang des 1935 eröffneten Gebäudes des Obersten Gerichts der USA in Washington. Zuvor hatte der Supreme Court im Kapitol getagt. (Foto: Kevin Wurm/REUTERS)

Was ist wichtiger: Die Wähler oder längst verstorbene Verfassungsväter? Nicht nur in Israel ringen Exekutive und Justiz um die Frage, wer das letzte Wort hat.

Von Ronen Steinke

Es war ein Coup zur Geisterstunde. Ein gruseliges Szenario. Kurz bevor der zweite Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, John Adams, von den Wählern aus seinem Amt gefegt wurde, ernannte er 1801 noch rasch eine große Zahl von Bundesrichtern, um den Einfluss seiner Partei auch weiterhin sicherzustellen. In allerletzter Minute, am letzten Tag seiner Amtszeit, kamen diese sogenannten Midnight Judges, die Mitternachtsrichter, in ihr Amt. Und als der neue Präsident, Thomas Jefferson, sie dann tags darauf schon wieder hinauswerfen wollte - da antworteten die Richter fröhlich: Das geht nicht. Der Präsident ist der Präsident. Aber wir, die Justiz, stehen über ihm.

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