Extreme Temperaturen:Hitzewelle in Europa hält an - diese Regionen sind am stärksten betroffen

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Griechenland, 19. Juli 2023: Ein Feuerwehrmann versucht, einen Waldbrand in der Nähe der Hauptstadt Athen unter Kontrolle zu bringen. (Foto: Louisa Gouliamaki/AFP)

Über die Maßen heißes Wetter macht den Menschen in Süden des Kontinents nach wie vor zu schaffen. Die Waldbrände bei Athen sind noch immer nicht unter Kontrolle gebracht. Und für fast alle großen italienischen Städte gelten Hitzewarnungen.

Von Laurenz Gehrke

Extreme Hitze mit Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius hält an vielen Orten Südeuropas an - mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in den entsprechenden Gebieten. Hinzu kommt, dass die Reisezeit wegen Hochsommer und Schulferien ihren Höhepunkt erreicht, sodass neben den Einheimischen eine große Menge Touristen in die betroffenen Regionen strömt.

Das EU-Koordinierungszentrum für Notfallmaßnahmen hat für den größten Teil Italiens, den Nordosten Spaniens, Kroatien, Serbien, das südliche Bosnien-Herzegowina sowie Montenegro Alarmstufe Rot für hohe Temperaturen ausgegeben. Einige dieser Länder gehören zu den beliebtesten Sommerurlaubszielen Europas und ächzen nun unter lebensfeindlicher Hitze - eine Übersicht.

Spanien

Der spanische Wetterdienst Aemet hat für Mittwoch und Donnerstag erneut Hitzewarnungen für weite Teile des Landes verfügt, darunter die Regionen Andalusien, Valencia und Murcia. Schon der Dienstag sei ein extrem heißer Tag gewesen, verkündete der Wetterdienst auf Twitter. Mehr als 140 Messstationen im ganzen Land erreichten oder überschritten demnach 40 Grad Celsius. An mehr als 45 Stationen seien die Temperatur auch in der Nacht nicht unter 25 Grad gefallen.

Auf Mallorca sei es am Dienstag an acht Orten so heiß wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, so die staatlichen Meteorologen. Der höchste Wert wurde demnach aus Sa Pobla rund 40 Kilometer nordöstlich der Insel-Hauptstadt Palma gemeldet: 43,9 Grad. Das seien 0,9 Grad über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 1983, hieß es.

In der spanischen Hauptstadt Madrid zeigt ein Thermometer am Dienstag eine Temperatur von 43 Grad Celsius an. (Foto: Miguel Pereira/Getty Images)

Nach Mittwoch werde es in Teilen der Iberischen Halbinsel aber dank "des Eintreffens von Nordwinden, die zu einem ziemlich starken Temperaturrückgang führen werden" kühler, zitiert die Zeitung El País den Wetterdienst. Die schlechte Nachricht sei jedoch, dass dieselben Winde an anderer Stelle zu einem weiteren Temperaturanstieg kommen könnten, nämlich in der Region Murcia und im äußersten Süden Andalusiens.

Griechenland

Am Mittwochmorgen hieß es, es könne immer noch keine Entwarnung für die westlich der Hauptstadt Athen wütenden Waldbrände gegeben werden. Die Einsatzkräfte kämpfen dort den dritten Tag hintereinander gegen die Flammen, dabei seien fünf Löschflugzeuge und acht Löschhubschrauber im Einsatz.

Sengende Hitze macht den Aufenthalt in Griechenlands Hauptstadt Athen während der Hitzewelle fast unerträglich. (Foto: Stelios Misinas/Reuters)

Im griechischen Fernsehen warnte unterdessen ein Experte vor den Folgen der Hitzewelle für die Halbinsel Attika, auf der Athen liegt. "Ich habe große Angst, dass die Kombination aus neuen Bränden und den Bränden der letzten Tage zum ökologischen Kollaps von Attika führen wird", so Efthymios Lekkas, Professor für Geologie und Katastrophenmanagement an der Universität Athen, am Mittwochmorgen auf dem Sender Skai TV. Die extreme Hitze und die Feuer verhinderten die Regeneration der Wälder. "Wenn wir unsere letzten Ressourcen nicht retten können, werden wir letztendlich eine Wüstenbildung erleben und in einer Situation wie Dubai enden", sagte er.

Italien

Laut Nachrichtenagentur Ansa haben die Behörden in Italien am Mittwoch für zahlreiche weitere Städte eine Hitzewarnung ausgesprochen. Die Gruppe ist über das gesamte Land verteilt und besteht aus Ancona, Bari, Bologna, Brescia, Cagliari, Campobasso, Catania, Civitavecchia, Florenz, Frosinone, Latina, Messina, Neapel, Palermo, Perugia, Pescara, Rieti, Rom, Triest, Turin, Venedig, Verona und Viterbo.

Rom, 42 Grad, die Sonne brennt. Da hilft nur noch Kopf unter Wasser, so wie hier im Brunnen auf der Piazza del Popolo. (Foto: Fitziana Fabi/AFP)

Umgekehrt seien nur vier der 27 größten Städte Italiens nicht auf der roten Hitzealarmstufe: Bozen, Genua, Mailand und Reggio Calabria. Wenn roter Hitzealarm herrscht, bedeutet das, dass die Gesundheitsbehörden den Aufenthalt im Freien grundsätzlich für gesundheitsgefährdend halten. Dann bezieht sich die Warnung nicht nur auf ältere Menschen und Kinder, sondern auf die gesamte Bevölkerung. Am Dienstag waren die Temperaturen im Inneren von Sizilien teilweise bis auf 47 Grad Celsius gestiegen, im Binnenland von Sardinien auf 46 Grad. Dort ist es auch am Mittwoch ähnlich heiß.

Aus Rom hieß es am Mittwochmorgen zudem, der durch stetig laufende Klimaanlagen stark gestiegene Energieverbrauch führe immer wieder zur Überlastung des Versorgungsnetze und so zu Stromausfällen. Laut lokalen Medien führten die Ausfälle am Mittwoch mitunter auch zu verspätet öffnenden U-Bahn-Stationen in der italienischen Hauptstadt.

Das italienische Gesundheitsministerium hat eine Notfalltelefonnummer eingerichtet, damit Menschen Hilfe im Umgang mit der enormen Hitze bekommen können. Zudem gibt es offizielle Empfehlungen, wie zum Beispiel viel Wasser und keinen Alkohol zu trinken und statt fettiger Speisen frisches Obst und Gemüse zu essen.

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