Harry Kane und der Nachwuchs:Es ist ein Löwe!

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Harry Kane ist am Sonntag zum vierten Mal Vater geworden, und die britische Boulevardpresse hat dieses Ereignis intensiv begleitet. (Foto: Adrian Dennis/AFP)

Harry Kanes viertes Kind ist in England auf die Welt gekommen - und die britische Boulevardpresse atmet auf. Die Sorge, der kleine Henry würde eines Tages den deutschen Adler auf der Brust tragen, wenn er in München geboren wird, war unbegründet.

Von Alexander Menden

Die Behauptung des ehemaligen englischen Weltklassestürmers Gary Lineker, Fußball sei "ein einfaches Spiel, bei dem 22 Männer einem Ball hinterherrennen und am Ende immer Deutschland gewinnt", ist überholt. Zum einen hat die Herren-Nationalmannschaft des DFB dieses Deutschland-Klischee mit ihren Turnierleistungen gründlich widerlegt, zum anderen sind es ja mittlerweile auch nicht mehr nur die deutschen Männer, die dem Ball erfolglos hinterherrennen.

Dennoch übt die Fußballrivalität zwischen Linekers Heimatland und Deutschland noch immer eine Faszination aus, zumindest auf das englische Publikum. Gesänge wie "Two World Wars and one World Cup" (Zwei Weltkriege und eine Weltmeisterschaft), der nach dem Sieg Englands gegen Deutschland im WM-Finale 1966 entstand, oder Boulevard-Überschriften wie "Achtung, surrender!" während der Europameisterschaft 1996 sind heute zwar rar geworden. Doch auch ohne Kriegsmetaphorik ist der deutsche Fußball aus sportlichen wie historischen Gründen ein Reizthema für die britische Presse.

Auch München hat schöne Kreißsäle

In diesem Zusammenhang ist die triumphierende Schlagzeile des Krawallblattes The Sun zu sehen: "Baby Joy - Harry Kanes kleiner Junge IST in England zur Welt gekommen!" Denn, ebenfalls laut der Sun, "Millionen englischer Fans hatten sich Sorgen gemacht, der zukünftige Star könnte für Deutschland spielen". Kane spielt seit dieser Saison für den FC Bayern und hatte angeblich sogar Münchner Krankenhäuser nach dem optimalen Kreißsaal durchkämmt. Als Beweis des britischen Geburtsortes dient der Sun ein Instagram-Foto des nunmehr vierfachen Papas mit seinem Neugeborenen - im Hintergrund ist eine britische Steckdose zu sehen.

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Nun ist schon die Annahme sehr spekulativ, das Kind eines Weltklasse-Sportlers werde automatisch denselben Beruf ergreifen und auf demselben Niveau spielen wie sein Vater. Noch weiter hergeholt erscheint auf den ersten Blick die Sorge, Henry Edward Kane könnte dann eines Tages für den DFB statt für die englische Football Association auflaufen.

Aber natürlich gibt es Fälle, in denen Fußballer die Wahl zwischen mehreren Nationalmannschaften hatten. Ein Beispiel ist Kanes Vereinskamerad Jamal Musiala. Der Sohn eines britisch-nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter wurde in Stuttgart geboren, zog aber mit sieben Jahren nach England. Er spielte in mehreren Nachwuchsteams der "Three Lions", nie aber für die englische A-Nationalmannschaft. Der damalige Bundestrainer Jogi Löw überzeugte ihn schließlich, doch noch zu wechseln - jetzt spielt Musiala für die deutsche Nationalmannschaft. Es kommt sogar vor, dass Geschwister für unterschiedliche Länder auflaufen. So war etwa Jérôme Boateng deutscher Nationalspieler, sein Halbbruder Kevin-Prince spielte für Ghana.

Dass Harry Kanes Jüngster, wäre er in München zur Welt gekommen, wirklich in einen ähnlichen Zwiespalt geraten wäre, ist allerdings unwahrscheinlich: Zum einen sind seine Eltern beide Briten, er hätte also eigens eingebürgert werden müssen. Zum anderen ist sein Vater Kapitän der englischen Nationalmannschaft. Henry Edward würde sich im Zweifel also wohl schon aus Gründen der Familientradition für die drei Löwen und gegen den Adler auf der Brust entscheiden.

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