Leben im Alter:Neuer Platz für Demenzzentrum

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Das Wolfratshauser Heim am Paradiesweg entspricht nicht mehr dem geltenden Pflegegesetz. Deshalb will die AWO bis 2026 einen Neubau errichten. Die Stadt schafft nun Voraussetzungen auf einem Grundstück am Gewerbepark.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Das Demenzzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) am Wolfratshauser Paradiesweg hat überregionales Renommée. Es war schließlich das erste ausschließlich auf Demenzpatienten spezialisierte Pflegeheim in Bayern und hat mit seinem speziell auf dieses Klientel ausgerichteten Konzept schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Die Tage des 1981 erbauten und 2004 komplett renovierten Hauses aber sind gezählt. Denn es entspricht nicht mehr den seit 2011 geltenden Normen des bayerischen Gesetzes zur Regelung der Pflege-, Betreuungs- und Wohnqualität. Nun bahnt sich eine Lösung an: Auf einem städtischen Grundstück nördlich des Gewerbeparks Isar-Loisach könnte ein Neubau entstehen, den die AWO bis 2026 errichten lassen will. Der Stadtrat hat nun einen Beschluss gefasst, um die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen.

Dass das Demenzzentrum weichen muss, bestätigt die Sprecherin des AWO-Bezirksverbands Oberbayern, Linda Quadflieg. Wie sie erklärt, sehen die aktuellen gesetzlichen Modalitäten unter anderem Quoten für Barrierefreiheit und Einzelzimmer vor, die sich am Paradiesweg nicht wirtschaftlich realisieren ließen. Deshalb hat die AWO bei der Heimaufsicht im Landratsamt einen befristeten Bestandschutz für das Demenzzentrum vor den Toren der Innenstadt erwirkt - bis der Neubau stehen soll. "Die Einrichtung hat form- und fristgerecht Fristverlängerung zur Umsetzung der baulichen Mindestanforderungen verlangt", erklärt dazu Behördensprecherin Sabine Schmid. "Aufgrund des für 2026 angekündigten Neubaus" habe das Landratsamt zugestimmt.

Die AWO möchte mit der Einrichtung gern in der Stadt bleiben, wie Quadflieg bestätigt. "Wir suchen nach einem anderen Ort in Wolfratshausen, wo wir die neuen Voraussetzungen erfüllen können", sagt sie. Der könnte ein Grundstück nördlich des Gewerbeparks Isar-Loisach werden, das die Stadt vor zwei Jahren erworben hat. Den ersten Schritt, um die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, hat der Stadtrat nun getätigt: Einstimmig hat das Gremium in jüngster Sitzung beschlossen, den Flächennutzungsplan für das Areal zu ändern. Es soll als Baufläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen werden.

Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) auf Anfrage sagt, habe die Stadt das zuvor landwirtschaftlich genutzte Grundstück erworben, um die Fläche für den Bau einer sozialen Einrichtung zu entwickeln. "Wir kennen die Situation der AWO und wissen, dass sie was machen müssen", sagt der Bürgermeister. Das Areal müsse freilich noch ausgeschrieben werden, Verhandlungen gebe es noch nicht. Die AWO habe aber Interesse. Dass Wolfratshausen das renommierte Demenzzentrum in der Stadt halten will, ist kein Geheimnis. Der Stadtrat hat nun den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München mit der Änderung des Flächennutzungsplanes beauftragt. Parallel könne der Bebauungsplan aufgestellt werden, sagt Heilinglechner. Der solle explizit eine soziale Einrichtung und kein Wohngebiet vorsehen, betont der Bürgermeister.

Konkrete Neubaupläne gebe es derzeit noch nicht, heißt es bei der AWO. "Wir wollen den ersten Schritt vor dem zweiten machen", sagt Quadflieg. Erst wenn der Bebauungsplan vorliege, könne man "konkret denken". Fest stehe aber, dass das Demenzzentrum in Wolfratshausen, das einzige des Bezirksverbands, als solches erhalten bleiben solle. Es gebe die Idee, im Zuge des Neubaus dem steigenden Bedarf an Betreuung gerecht zu werden und dort künftig 90 statt der bislang 69 Plätze anzubieten. Auch eine zusätzliche Tagespflege mit zehn bis 15 Plätzen sei denkbar, sagt die AWO-Sprecherin.

© SZ vom 28.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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