Freizeit in Bayern:Halb leer über den Starnberger See

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Fahrgastzahlen der Seenschifffahrt gehen im Pandemie-Jahr um etwa 50 Prozent zurück. Trotzdem wird es bald einen neuen Dampfer geben.

Von Armin Greune, Starnberg/Inning

Die bayerische Seenschifffahrt ist in der zurückliegenden Saison nur mit halber Kraft gefahren. Auf allen vier von der GmbH bedienten Seen sind die Fahrgastzahlen pandemiebedingt im Vergleich zum Vorjahr drastisch zurückgegangen - am Starnberger See um 47, am Ammersee um 51 Prozent. Insgesamt beförderte das Transportunternehmen im Besitz des Freistaats heuer 780 000 Passagiere, 2019 waren es noch 1,3 Millionen. "Wir werden 2020 wohl Verlust machen", sagt Geschäftsführer Michael Grießer, "zum Glück können wir aber auf unsere Rücklagen aus den Vorjahren zurückgreifen." 2019 und vor allem im Rekordjahr 2018 hatte der Betrieb satte Gewinne erwirtschaftet.

Im Gegensatz zu Königs- und Tegernsee, wo die Schiffe auch den Winter über verkehren, hätte die Saison am Ammer- und Starnberger See eigentlich wie stets an Ostern beginnen sollen. Der Corona-Lockdown verzögerte den regulären Start um mehr als zwei Monate. Von 30. Mai bis 20. Juni konnten aber immerhin einstündige Rundfahrten von Starnberg beziehungsweise Herrsching und Stegen angeboten werden, andere Haltepunkte gab es nicht. Aber auch nach Aufnahme des regulären Betriebs wurde nicht das gewohnte Fahrgastaufkommen erreicht. Obwohl man als Teil des öffentlichen Personenverkehrs eigentlich nur die Maskenpflicht befolgen musste, ließ die Seenschifffahrt sicherheitshalber ein Drittel der Plätze unbesetzt. Und Sonderfahrten, die in der Bilanz sonst eine große Rolle spielen, fanden heuer kaum statt: "Dieses Geschäft ist bis auf wenige kleinere Veranstaltungen weitgehend ausgefallen", sagt Grießer.

Insgesamt wurden am Starnberger See nur 120 000 Fahrgäste gezählt, 2019 waren es noch 227 000; am Ammersee sank die Zahl der Passagiere von 288 000 auf 140 000. Vor allem am Königssee aber herrschte den Sommer über Hochbetrieb: Zwar gab es kaum Gruppenreisende und ausländische Besucher, aber deren Ausfall wurde durch deutsche Individualtouristen kompensiert: "Oft waren die Tickets schon relativ früh ausverkauft", sagt Grießer. Man musste zusätzlich Saisonkräfte einstellen, nachdem zuvor zwei Drittel der 170 Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt worden waren. Dennoch gingen auch am Königssee die Fahrgäste von 750 000 im Vorjahr auf etwa 400 000 zurück.

Wo immer es möglich war, habe man laufende Kosten reduziert. "Nicht zwingend nötige Investitionen wurden verschoben", sagt Grießer. Die betrifft nicht das neue Schiff, das 2021 die MS Berg und die MS Phantasie auf dem Starnberger See ersetzen soll. Es wird diesen Herbst "im Rohbau" nach Starnberg überführt, wo dann auf der Werft der Innenausbau erfolgt. Das rund fünf Millionen Euro teure und 34 Meter lange Schiff soll maximal 300 Passagiere aufnehmen, der Stapellauf ist zum Saisonstart an Ostern geplant. Auf dem Ammersee wird den Winter über die RMS Herrsching auf Vordermann gebracht: Turnusmäßig wird sie auf dem Trockendock begutachtet, außerdem erhält das Freideck ein neues Dach.

© SZ vom 13.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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