Essen und Trinken im Landkreis Starnberg:Treffpunkt mit Wohlfühlcharakter

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Bianka Benedikter betreibt bislang mit ihrem Mann Christoph den örtlichen Lebensmittelmarkt nebst eigener Bäckerei. Nun hat die Familie noch ein neues Café im Andechser Ortsteil Erling eröffnet. (Foto: Georgine Treybal)

In das neue "Dreiseit" der VR-Bank in Andechs ist Leben eingezogen: Die Benedikters, die am Ort bereits Lebensmittel und eigene Backwaren verkaufen, haben jetzt dort ein Café eröffnet. Ihr Konzept kommt bereits gut an.

Von Astrid Becker, Andechs

Auch Bürgermeister Georg Scheitz sitzt an einem Tisch. Nicht das erste Mal, wie er sagt. Und fast könnte man den Eindruck gewinnen, er habe diesen Ort im neuen Tagescafé der Bäckerei Benedikter auserkoren, um dort Bürgersprechstunden abzuhalten. Immer wieder kommt jemand an seinen Tisch und meint: "Du, Schorsch, was ich schon lange mal sagen wollte..." In einer relativ kleinen Gemeinde wie Andechs kennt man sich eben.

Etwa 4000 Menschen leben in dem berühmten Wallfahrtsort hoch über dem Ammersee, der sich insgesamt auf drei Ortsteile erstreckt, die jeweils ein paar Kilometer voneinander entfernt liegen: Frieding, Erling, Machtlfing. Erling liegt dabei nicht nur in dieser Aufzählung in der Mitte, es ist auch das eigentliche Zentrum der Gemeinde. Hier geht es auf den berühmten Heiligen Berg zum Kloster, hier wird das weit über die Gemeindegrenzen bekannte Bier gebraut, hier entstehen die ebenfalls in ganz Deutschland vertriebenen Bio-Molkereiprodukte. Hier gibt es eine Wildmetzgerei und gleich mehrere Restaurants: den Klostergasthof, den Bernhardhof und das Café Hemberger.

Das Angebot reicht von liebevoll belegten Sandwiches.... (Foto: Georgine Treybal)
...bis zu Torten, Kuchen und Gebäckstücken aus der eigenen Bäckerei. (Foto: Georgine Treybal)

Und nun also auch noch das Tagescafé der Benedikters. Der Tisch, an dem sich der Rathauschef niedergelassen hat, ist aus hellem Holz, das von Polsterstühlen und -bänken in einem warmen Taupe-Ton flankiert wird. Die Lampen sind modern durchbrochen, teilweise ein wenig an Industriedesign erinnernd. Im hinteren Teil ist eine Kinderspielecke eingerichtet, mit Kaufladen und einem kleinen Tischchen - in gewisser Weise die Fortsetzung dessen, was es hier auch in Groß gibt. Ausgedacht hat sich das gemütliche und trotzdem modern-zeitlose Interieur Bianka Benedikter, die mit ihrem Mann Christoph auch den örtlichen Lebensmittelmarkt nebst Bäckerei betreibt.

Das Stammhaus der Benedikter, also Geschäft und Bäckerei, geht auf das Jahr 1641 zurück und besitzt in der Gegend Kultstatus. Von weit her kommen die Kunden, weil Bianka Benedikter recht genau auf die Qualität der angebotenen Waren schaut. Und weil ihr Mann und sein Team zu den wenigen gehören, die ihr Brot, ihre Semmeln, das Gebäck und die Torten noch selbst backen - was ihnen schon viele Auszeichnungen eingebracht hat, unter anderem mehrmals den Bayerischen Staatsehrenpreis.

Die Bio-Limonade wird direkt im Café zubereitet. (Foto: Georgine Treybal)

Seit ein paar Jahren gibt es in dem Lebensmittelladen zwar auch einen Kaffeeausschank. Von einem eigenen Café haben aber weder Bianka Benedikter noch ihr Mann geträumt. "Das ist uns eher zugeflogen", erzählt sie. Als festgestanden habe, dass die VR-Bank ihr altes Gebäude an der Herrschinger Straße in Erling abreißen und stattdessen dort ein großes Wohn- und Geschäftshaus, das "Dreiseit", errichten werde, "hat die Bank uns gefragt, ob wir nicht das Café betreiben wollen". Vor gut einem Jahr hat sich das Paar, nach Familienrat mit Sohn Felix, 21, selbst Bäcker und Konditor, und Tochter Carina, 19, Einzelhandelskauffrau, dafür entschieden. "Es ist schön, dass unsere Kinder die Familientradition fortsetzen wollen - gezwungen haben wir sie dazu aber wahrlich nicht", sagt Bianka Benedikter.

An diesem Donnerstagmorgen schaut Tochter Carina vorbei. Sie ist auf dem Weg zur Arbeit in Ascholding, wo sie nach ihrer Ausbildung noch eine Weiterbildung absolviert. Wie ihr Bruder, der noch an die Meisterschule will, hat auch sie vor, ihre Eltern im Anschluss ihrer Fortbildung zu unterstützen. Wie sie die Sache mit dem Café findet? "Top", sagt sie nur, und spricht damit auch vielen der Gäste aus dem Herzen. Das Café ist seit seiner Eröffnung am 23. Januar immer gut besucht. Natürlich sind viele Einheimische gekommen, schon allein aus Neugier - und spricht man mit ihnen, hört man bislang nur Positives, wie: "So etwas hat uns gefehlt." Eine Dame aus Herrsching sagt sogar: "Ich wünschte, wir hätten so etwas."

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Dieses Etwas. Was macht es aus in einem Ort, in dem nur wenige Meter weiter ein anderes, ebenfalls sehr beliebtes Café situiert ist? Es dürfte an dem bewusst ganz anderen Konzept liegen. Während die Hembergers beispielsweise Kaffee und Kuchen sowie diverse Frühstücke immer donnerstags bis sonntags von 9 bis 16 Uhr anbieten mit Service, könnte man das der Benedikters eher als Ladencafé mit Selbstbedienung beschreiben. Die Kunden können sich dort nicht nur niederlassen, sondern auch Brot, Kuchen und Gebäck einkaufen, auf einem Tisch werden Produkte wie Eingelegtes, Nudeln oder Eier von "Unser Land" angeboten. In einem Kühlschrank gibt es Käse, Milch oder auch Joghurt der ortsansässigen Molkerei Andechser Natur. "Bewusst ganz regional" nennt Bianka Benedikter das. In der Theke liegen liebevoll zurechtgemachte Sandwiches (Preise dafür etwa zwei bis fünf Euro): Croissants mit Käse, Birne und Preiselbeeren, Semmeln mit Fleischpflanzerl und Blaukrautsalat oder auch Olivenciabatta mit Tomaten, Rucola und Mozzarella.

Es gibt diverse Frühstücke (zwischen 4,30 und 10,90 Euro), Hotdogs, Leberkäsesemmeln oder auch Strammen Max - aber kein industriell gefertigtes Fast Food: Wie in ihrem Lebensmittelgeschäft legt Bianka Benedikter bei der Auswahl der Zutaten auch hier den Schwerpunkt auf die Region. Wurst und Schinken kommen beispielsweise von der Metzgerei Lutz in Pöcking, der Käse aus Andechs - ebenso wie die Biomilch, die bei Kaffeespezialitäten (Preise zwischen zwei und 3,90 Euro) wie Latte macchiato oder Cappuccino zum Einsatz kommt. Zum Mitnehmen gibt es davon ohnehin nahezu alles - und alles in einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Auf der Getränkekarte stehen auch vor Ort gemischte Biolimonaden (0,25 Liter, 2,80 Euro; 0,5 Liter, 4,30 Euro), etwa Limette-Minze oder Holunder.

Es gibt sogar eine Spielecke für Kinder mit Kaufladen. (Foto: Georgine Treybal)
Wert gelegt wird hier auf Regionalität: Neben Kaffee, Kuchen und Backwaren können auch Produkte von "Unser Land" erworben werden. (Foto: Georgine Treybal)
Einen neuen Stammgast hat Bianka Benedikter bereits: Bürgermeister Georg Scheitz. (Foto: Georgine Treybal)

Den Gästen scheint das zu gefallen. Ein paar Handwerker lassen sich Schnitzel und Leberkäse schmecken, Mütter mit ihren Kindern treffen sich hier auf einen Ratsch, manche Tischrunden besprechen geschäftliche Belange, wieder andere freuen sich, hier Bekannte und Freunde zu sehen. Ganz wichtig, findet der Bürgermeister, auch die Nachbarschaft zum Haus Erling und zu den neu gebauten Wohnungen der VR-Bank und der Maro-Genossenschaft hinter dem Gebäude: Damit auch ältere Menschen soziale Kontakte pflegen können und Neuankömmlinge Zugang zur Gemeinde und ihren Bewohnern bekommen. "Gut für die Dorfgemeinschaft, die heutzutage sehr viel offener für derlei Dinge ist", sagt er. Und: "Schön, dass das schon jetzt so gut angenommen wird." Dann muss er weiter zu einem Termin. Aber er möchte bald wiederkommen. Vielleicht schon morgen.

Das Café Benedikter in der Herrschinger Straße 11 in Andechs-Erling ist montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet, am Samstag von 8 bis 17 Uhr. Sonntag ist Ruhetag.

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