Klar, bei Sonnenschein sind die Plätze auf der Terrasse besonders heiß begehrt. Das dunkle Mobiliar ist bequem und modern, pinkfarbene Schirme spenden Schatten, auf den Tische stehen frische Blumen. Überhaupt ist die gesamte Fläche recht liebevoll angelegt. Der Blick fällt direkt auf die Dorfkirche des Andechser Ortsteils Erling. Kurzum: Das Café Hemberger, auch wenn es direkt an der Ortsdurchfahrt liegt, vermittelt ein heimeliges Gefühl. Das mag auch daran liegen, dass dieses Lokal in einem recht geschichtsträchtigen Haus liegt, das einst eine Poststelle war, später ein Hotel nebst Wirtschaft. Übernachten kann man hier noch immer, ein klassisches Restaurant gibt es hingegen schon lange nicht mehr. Dafür aber ein Café, das bis mittags um 13 Uhr diverse Frühstücke anbietet und nachmittags selbstgemachten Kuchen, der bei den Einheimischen so beliebt ist, das sie ihn nicht selten sogar dort abholen, um ihn im Garten oder auf der Terrasse zuhause zu genießen.
Schon 2019 hatte sich die Besitzerin der Immobilie, Anneliese Hemberger, dazu entschlossen, ihren langgehegten Wunsch nach einem Frühstückscafé endlich zu realisieren: "Die Idee hatte ich schon ewig, weil unsere Übernachtungsgäste unser Frühstück so geschätzt haben." Einst dachte sie aber nur in recht kleinen Dimensionen. Zwei, drei Tische, nicht mehr, erzählt sie. Doch dann wurde alles anders. Tochter Monika träumte von einem eigenen Trachtenladen, den ihre Mutter seit Jahren in ihrem Hotel betrieben hatte. Sohn Eugen Maximilian hatte seine Ausbildung zum Koch längst abgeschlossen und zehn Jahre lang in den Gastronomien des Landes gearbeitet, unter anderem im Restaurant "Schwarzwaldstube im Traube-Tonbach", in dem damals noch der Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt kochte. Erst als Eugen Hemberger ankündigte, wieder nach Hause zurückzukehren und mit in das Frühstückscafé einsteigen zu wollen, rückte der Wunsch seiner Mutter in greifbare Nähe. Statt zwei, drei Tischen wurden es wesentlich mehr. 50 Gäste finden heute in den einstigen Räumen von "Annelieses Trachtenladerl" Platz. Zeitlos modern sind sie gestaltet, sehr gemütlich und mit einem Hauch von Retro-Charme versehen - was sich in gewisser Weise auch im kulinarischen Angebot widerspiegelt.
Zum Beispiel wird das Frühstück für Zwei, das "König Ludwigs Tischlein Deck Dich" (17 Euro pro Person) auf einer Etagere serviert. Alles ist frisch und alles aus der Region, vieles sogar aus Andechs selbst: Butter und Joghurt etwa stammen von der ansässigen Molkerei Scheitz, das Holzofenbrot von der Bäckerei "Benedikter", die Getränke vom "Plankl" am Ort und die Biere? Na klar: von der Klosterbrauerei Andechs. In der Wildsaison, also von Ende Oktober bis Mitte März, bietet der 31 Jahre alte Eugen Hemberger auch ein "Oberforstdirektor"-Frühstück an, das rein auf den Produkten basiert, die die Hembergers in ihrer Wildmetzgerei herstellen und verkaufen - aus eigenen Rothirschen zum Beispiel, die auf einer großen Fläche (und an einem schönen Spazierweg Richtung Pähl) gehalten werden.
Jenseits der Wildsaison finden sich auf der Etagere für Zwei aber noch ganz andere Köstlichkeiten: Räucherlachs etwa, immer auch ein Feinkostsalat, ein Tomaten-Mozzarella-Spieß, diverse Käse, Wurst, Salami, Schinken und Rührei. Ein Glas Orangensaft gibt es auch dazu - und wer sich richtig verwöhnen will, sollte sich noch ein Glas Prosecco genehmigen. Besser kann man wohl kaum ins Wochenende starten. Denn die Hembergers haben ihre Öffnungszeiten bewusst beschränkt: auf Donnerstag bis einschließlich Sonntag.
Wem die Etagere zu viel ist oder wer einfach allein in aller Ruhe frühstücken will, auf den wartet ein äußerst reichhaltiges Angebot, das süße wie herzhafte Geschmäcker befriedigt. Da ist beispielsweise noch die "Kaiserliche Kammerdienerin" für zwölf Euro, bestehend aus frischer Basilikumcreme, Andechser Holzofenbrot, Tomaten, Gurken, Mozzarella und Kresse, was wohl auch Vegetarier goutieren dürften. Apropos: Es gibt auch ein "veganes Burgfräulein" mit Hummus , Paprika, pikanter Linsencreme und Holzofenbrot. Für die Liebhaber eines süßen Tagesbeginns empfiehlt sich die "Stallburschen Bowl" mit frischen Beeren und diversen anderen Früchten, mit Joghurt, Kokos, Mohn, Müsli und Samenkörnern (sechs Euro) oder das Zofen-Frühstück mit zwei Croissants , Marmelade und handgerührter Nougatcreme für sieben Euro. Wer es gern üppiger hat, sollte das "Hofmarschall-Frühstück" probieren: mit Wurst, Käse, zweierlei Schinken, Obazda , Tomaten und Spiegeleiern mit Speck (14 Euro).
Tee und Kaffee gibt es auch - wobei hier eine Besonderheit Erwähnung finden muss. Auf Wunsch kann man sich den Kaffee am Tisch selbst aufbrühen. Serviert wird das frisch gemahlene Pulver, heißes Wasser und Porzellanfilter. Auch der Kaffee selbst ist keine Durchschnittsware, sondern es sind eigens für die Hembergers geröstete Espressobohnen.
Ein Wunsch, den Eugen Hemberger schon lange hat, ist allerdings noch nicht erfüllt: Das Café um ein Restaurant zu erweitern. Eine Baugenehmigung dafür hätte er, doch die Pandemie, der Lockdown in Gastronomie und Hotellerie, der damit noch verschärfte Personalmangel in seiner Branche und nun auch noch der Ukraine-Krieg haben ihn vorsichtig werden lassen: "Momentan liegen die Pläne auf Eis. Wir warten ab, wie sich alles entwickelt. Denn wenn wir was machen, dann g'scheid", sagt er. Dass er wirklich gut kochen kann, beweist er derweil bei privaten Feiern oder Veranstaltung, für die er spezielle Menüs kreiert. "Mit einer gewissen Einschränkung: "Wir können nicht mehrere Hauptgänge machen, weil uns die richtige Küche dafür fehlt." Deshalb bietet er im Café auch nur wenige warme Kleinigkeiten an. Dafür aber steht wenige Meter von der Freischankfläche entfernt ein Automat mit Hembergers Wildspezialitäten zum Mitnehmen im Glas nebst passenden Beilagen.
Café Hemberger, Starnberger Straße 2 in Andechs-Erling, jeweils donnerstags bis sonntags von 9 bis 16 Uhr, Reservierungen unter 08152/91820 oder unter www.hembergers.de. Von den S-Bahnhöfen Starnberg und Herrsching (Linie 951) sowie von Tutzing (Linie 958) fahren regelmäßig Busse nach Andechs, die in unmittelbarer Nähe des Cafés halten.