Aktuelles Lexikon:Derblecken

Ein sehr bayerisches Verb, das einmal im Jahr auch im Rest des Landes Bekanntheit erlangt.

Von René Hofmann

Es gibt sehr spezielle bayerische Begriffe, die dem Rest der Republik nur zu sehr speziell bayerischen Anlässen bekannt werden. Beim Derblecken handelt es sich um so einen. Das Wort fällt jedes Jahr, wenn zur Fastenzeit auf dem Münchner Nockherberg Politiker mit einer Spottrede und einem Singspiel bedacht werden. Laut Duden ist derblecken ein schwaches Verb, der Altbayer spricht es "dablecka" aus. Es bedeutet: spöttisch kritisieren, wobei manche Derbheit eingepreist ist. Linguisten leiten seine Herkunft vom Verb "blecken" ab, das sich im Zusammenhang mit den Zähnen der meisten Beliebtheit erfreut. Weil beim Lachen, das ja das Ziel des Spotts über Politiker ist, oft die Zähne zu sehen sind (und manchmal sogar die Zunge), passt das Wort gut zum Treiben auf dem Hügel im Stadtbezirk Au-Haidhausen. Verben mit dem Präfix "der-" sind eine bayerische Spezialität: derrennen, dersaufen, derbröseln. Mancher Sprachwissenschaftler liest daraus, dass damit eine gewisse Endgültigkeit im Inhalt der Aussage betont werden soll. Fürs Derblecken gilt das nur bedingt. Hier gilt, was Luise Kinseher formulierte, die einst als Mama Bavaria auf dem Nockherberg auftrat: Der Spott muss so ausfallen, dass man danach noch ein Starkbier miteinander trinken kann.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: