Design und Kreativwirtschaft:Wo die Natur als Co-Designerin gefeiert wird

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Bäume auf jedem Balkon: Der "Bosco Verticale" von Stefano Boeri in Mailand gilt als wegweisende Architektur. (Foto: sergiomonti via www.imago-images.de/imago images/Panthermedia)

Die diesjährige Munich Creative Business Week, das größte deutsche Design-Event, will von der Natur als Inspirationsquelle lernen. Und lässt unter anderem virtuelle Pflanzen auf dem Rindermarkt wachsen.

Von Jürgen Moises

Von der menschlichen Natur wurde schon oft und viel gesprochen. Ansonsten ist es aber eher so, dass man zwischen Mensch und Natur eine Grenze zieht. Dann ist die Natur irgendwas da draußen, das man als Ressource oder zur Erholung nutzt. Dass diese für den Menschen vorteilhafte Trennung falsch war, zeigen Corona und die Klimakrise. Und es wird immer mehr deutlich, dass es einen Bewusstseinswandel braucht. Das sieht auch der italienische Architekt, Stadtplaner und Pionier des nachhaltigen Bauens Stefano Boeri so. "Wir müssen diskutieren, wie wir mit der Natur weniger anthropozentrisch umgehen", sagt Boeri, der in diesem Jahr der "Creative Explorer" der Munich Creative Business Week (MCBW) ist.

Das Thema der 13. Ausgabe des größten deutschen Design-Events lautet: "How to co-create with nature". Und Boeri hat vor zehn Jahren in Mailand mit seinem Bosco Verticale, einem vertikalen Wald, eine Art Blaupause dafür errichtet. Passend dazu ist auch die vom 10. Mai an auf der Wiese neben der Alten Pinakothek zu sehende Public-Space-Installation "Turning Point" ein Baum. Eine 45 Jahre alte Bergkiefer, die das Münchner Designbüro Blackspace auf einem drehbaren Podest als "Ikone" des Designs inszeniert. Und die danach "wieder behutsam verpflanzt" wird. Die Installation soll ein Aufruf sein, "die Natur zu zelebrieren". Und sie soll auch zeigen: Wir können von der Natur als Menschen und eben auch als Gestalter sehr viel lernen.

Das wünscht man sich auch ganz analog: Die AR-Installation "Arabidopsis Symphony" lässt virtuelle Pflanzen auf dem Rindermarkt wachsen. (Foto: Fillip Studios)

Dieser Gedanke zieht sich auch durch viele andere der mehr als 180 Events, die vom 11. bis 19. Mai in ganz München stattfinden. Etwa im Nature Lab der Fraunhofer-Gesellschaft, wo es vom 14. bis 16. Mai eine Ausstellung, Talks und Workshops gibt. Oder in der Ausstellung "Earth Centered Design" der Design-Fakultät der Hochschule München, die zeigen soll, wie man co-kreativ mit den vielfältigsten Lebensformen zusammenarbeiten kann. In einer Ausstellung in der Galerie Handwerk geht es um Wasser als Inspirationsquelle, in einem Vortrag des Goethe-Instituts um "Design für urbanen Wandel". Die AR-Installation "Arabidopsis Symphony" lässt virtuelle Pflanzen auf dem Rindermarkt wachsen. Und bei einer Pop-Up-Installation auf dem Königsplatz gibt es "Feierabendziegel" zum Mitnehmen.

Der diesjährige Designwalk führt durch Haidhausen. Und darüber hinaus lohnt es sich, zum Ruffinihaus am Rindermarkt zu gehen. Weil es dort mit dem MCBW-Hub den zentralen Info-Point gibt. Dort kann man sich genauso wie auf der Website und im gedruckten Magazin über die unzähligen Events informieren, für die neben dem Veranstalter Bayern Design mehr als 180 Partner verantwortlich zeichnen. Umweltverbände sind darunter nur punktuell. Was etwas schade ist. Laut Bayern Design-Geschäftsführerin Nadine Vincentini fehlten dazu die Kapazitäten. Aber dafür soll eben das Design als Motor und Moderator des Wandels im Zentrum stehen. Und als Vermittler zwischen Mensch und Natur.

MCBW 2024: How to co-create with nature, 11. bis 19. Mai, alle Infos unter www.mcbw.de

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