Sendling:Ein neues Kreativquartier am Rand der Isarauen

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Noch stehen Werkstätten und Lagerhallen auf dem Gelände südlich der Isarphilharmonie. Sie sollen einem urbanen Viertel weichen. (Foto: Google Earth)

Auf dem Stadtwerke-Gelände südlich des Interims-Gasteig soll ein urbanes Viertel mit einer Mischung aus Kultur, Gewerbe und 450 Wohnungen entstehen.

Von Sebastian Krass und Ulrike Steinbacher

Zum nächsten Supermarkt wird es ein Stück zu laufen sein, aber der nächste Kulturgenuss liegt nur einen Steinwurf entfernt: Südlich vom Gasteig-Interim in Sendling sollen auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke München (SWM) 450 Wohnungen und ein neues Kreativquartier entstehen. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat sich am Mittwoch einstimmig dafür ausgesprochen, die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Projekt zu schaffen. Für die konkrete Gestaltung wird ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb ausgeschrieben.

Das gut 38 000 Quadratmeter große Areal zwischen Hans-Preißinger- und Schäftlarnstraße südlich der Abfahrt zum Brudermühltunnel gehört größtenteils den Stadtwerken. Sie wollen Schulungsgebäude, Werkstätten und Lagerflächen an andere Standorte verlegen und Platz für ein "urban geprägtes Quartier" schaffen. Im Süden sind 450 Wohnungen nach Sobon-Grundsätzen in bis zu achtgeschossigen Gebäuden geplant, darunter möglicherweise auch SWM-Werkswohnungen, im Norden soll "ein attraktiver Nutzungsmix aus Kultur und Kreativwirtschaft" entstehen.

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Denn eine Art Kreativquartier war das Stadtwerkegelände schon jahrzehntelang, ehe im Zuge der Generalsanierung des Gasteig vor einem Jahr Isarphilharmonie, Volkshochschule, Stadtbibliothek und Hochschule für Musik und Theater dort einzogen. Das Gasteig-Interim übernahm den Zusatz HP8 in seinen Namen, das Kürzel für die Adresse Hans-Preißinger-Straße 8, das ursprünglich die dortige Kreativ- und Gewerbeszene bezeichnete. Rund 70 Betriebe mit bis zu 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehörten ihr an, von der Architektin bis zum Schreiner, vom Fotografen bis zur Tänzerin. Ein Teil dieser Mieter musste wegziehen, weil der Gasteig ihre Räume brauchte.

Die große Unbekannte ist das Gasteig-Interim

Wer noch da ist, soll bleiben können: "Es wird angestrebt, die gewachsenen Strukturen von kulturellen, kreativwirtschaftlichen und gewerblichen Bestandsnutzungen im Planungsgebiet zu erhalten", heißt es in der Vorlage des Planungsreferats. Kreative und Handwerker sollen zum Beispiel in den Erdgeschosszonen der Häuser entlang der Schäftlarnstraße Platz bekommen. In der Diskussion im Planungsausschuss setzten sich Heike Kainz und Alexander Reissl (beide CSU) speziell für das Kleingewerbe ein.

Vertreter der Rathaus-Koalition fanden im Ausschuss lobende Worte für das Umstrukturierungsprojekt. Nach Werksviertel und Kreativquartier könne dies ein drittes Quartier werden, wo eine Mischung aus Kultur, Gewerbe und Wohnen entstehe, sagte Paul Bickelbacher (Grüne). Simone Burger (SPD) betonte, man wolle das Maximum an bezahlbarem Wohnen entwickeln. "Für uns ist es die Idee, Busfahrern und Trambahnfahrern Wohnen an den Isarauen zu ermöglichen."

Die große Unbekannte bei allen Plänen ist das Gasteig-Interim - die Frage etwa, was mit der Isarphilharmonie passiert, wenn die Philharmoniker sie irgendwann nicht mehr brauchen. Eigentlich war sie als Provisorium gedacht, doch längst steht der Abbruch infrage: "Insbesondere der Verbleib der Konzerthalle" sei "zu untersuchen und gegebenenfalls in das städtebauliche Konzept zu integrieren", erklärt das Planungsreferat.

Offen ist außerdem, wie lange die Generalsanierung des Gasteig dauert, wie lange also VHS, Stadtbibliothek und Co. den nördlichen Teil des HP8-Geländes belegen werden. Weil es aber schnell gehen soll mit dem Bauen, fängt man am anderen Ende an: Das neue Quartier wird von Süden nach Norden entwickelt, inklusive einer Kindertagesstätte mit vier Krippen- und vier Kindergartengruppen, die nebenbei das Kita-Defizit in Sendling beheben soll.

Ob Hort- und Grundschulplätze ausreichen, wird noch geprüft, mit den Einkaufsmöglichkeiten jedenfalls ist es so eine Sache: Großflächigen Einzelhandel wird es im neuen urbanen Quartier nicht geben, allenfalls "kleinteilige Ergänzungsangebote". Denn es soll keine Konkurrenz entstehen zum "Nahbereichszentrum" in der Nähe des U-Bahnhofs Brudermühlstraße. Dieser Supermarkt allerdings liegt zehn Gehminuten entfernt.

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