"Alien Disko"-Festival im Volkstheater:"Wir hatten ein Riesenglück."

Lesezeit: 3 min

Der Musiker Kabeaushé aus Kenia gilt als Wunderkind. Mit seinem "Future Pop" erinnert er unter anderen an Prince oder Tyler, the Creator, aber auch an Bollywood. (Foto: Edwin Maina)

Das wunderbare "Alien Disko"-Festival ist zurück - und hat im Münchner Volkstheater seine neue Heimat.

Von Jürgen Moises

Sind dort denn Außerirdische gelandet? Das hat sich so mancher vielleicht während der umstrittenen Intendanz Matthias Lilienthals an den Münchner Kammerspielen gefragt. Und dazu passte, dass es unter Lilienthal dort bis 2019 insgesamt vier "Alien Diskos" gab. Für Liebhaber ungewöhnlicher Pop-, Rock- und Jazz-Klänge war das jedoch ein großes Glück. Denn genau damit haben Markus und Micha Acher von The Notwist auf ihrem so betitelten Festival die hiesige Musiklandschaft bereichert. Mit dem Ende von Lilienthals Intendanz kam dann das Aus. Dann kam Corona. Im letzten Jahr gab es den Versuch, die "Alien Disko" an anderer Stelle wiederzubeleben. Was finanziell nicht klappte. Aber mit der "Alien Pocket Disko" kam immerhin eine Art Taschenbuch-Version des Festivals heraus.

Und jetzt? Ist die "Alien Disko" endlich wieder da, und das in ganzer Blüte. Sie hat im Münchner Volkstheater ihren neuen Ort, wo am 8. und 9. Dezember auf drei Bühnen 18 internationale Bands aus Ländern wie Argentinien, Indien, Japan, Kenia oder der Mongolei auftreten. Wie es zum "Coup" mit dem Volkstheater als neuer Heimat kam? Nun, Intendant Christian Stückl hat laut Micha Acher gleich beim ersten Treffen einfach "Ja" gesagt. Hinzu kam: Die "Alien Disko #5" wird in diesem Jahr wieder vom Münchner Kulturreferat gefördert. Bei der versuchten Reanimation im letzten Jahr, da fehlte leider die entsprechende Zusage. Mit der Folge, dass sie als Veranstalter "einfach auf zu hohen Kosten sitzen geblieben" wären.

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"Wir haben dieses Mal sehr gründlich alles vorbereitet und abgesichert", erzählt Markus Acher, "damit das auf keinen Fall mehr passieren kann. Wir sind jetzt auch ein größeres Team, und das läuft super, musste sich aber auch erst einspielen." Dafür war das "Anfragen und Buchen der Bands eigentlich viel zu kurzfristig", so der Musiker. "Wir hatten aber Riesenglück, bis auf eine Sache hat eigentlich alles geklappt und es haben sich auch noch wahnsinnig tolle Sachen ergeben". Womit er unter anderem das Konzert von Kabeaushé aus Kenia meint. Der Musiker gilt als Wunderkind, mit seinem "Future Pop", der unter anderem an Prince oder Tyler, the Creator, aber auch an Bollywood erinnert. Live steht er für eine "theatralische" Show, die man am 9. Dezember im Volkstheater bestaunen kann.

Als "unglaubliche Live-Band" wird auch das britische Experimental-Rock-Trio Beak> um den Portishead-Musiker Geoff Barrow angepriesen. Ebenfalls von der britischen Insel kommt das Duo Jam Money, das sich irgendwo zwischen Ambient und diversen Lofi-Sounds bewegt. Mariá Portugal und Bruno Berle stammen aus Brasilien, wodurch sich mit Juana Molina und Fiesta en el Vacío dieses Mal ein kleiner Südamerika-Schwerpunkt ergibt. Mariá Portugal ist als Schlagzeugerin und Sängerin in verschiedensten Projekten aktiv, komponiert auch für Film und Theater und stellt in München ihr Solo-Album "Erosao" vor. Der Multiinstrumentalist Bruno Berle schreibt berührende, poetische Songs, die er abgesehen von der "Disko" auch im Plattenladen "Optimal" vorstellen wird.

Mariá Portugal ist als Schlagzeugerin und Sängerin in verschiedensten Projekten aktiv, komponiert auch für Film und Theater und stellt in München ihr Solo-Album "Erosao" vor. (Foto: Frank Schindelbeck)

Juana Molina war früher TV-Komikerin und macht nun elektronisch angetupfte Folksongs. Und die sich Fiesta en el Vacío nennende Luna Maria Cedrón baut in ihre Lieder lateinamerikanische Elemente wie Flamenco oder okzitanische Texte ein. Die in Ulaanbaatar geborene Sängerin Enkhjargal Erkhembayar alias Enji mischt mongolische Melodien mit Jazz und Elektronik. Und die indische Sängerin, Schauspielerin und Filmemacherin MD Pallavi bringt unterstützt von Andi Otto Gedichte in ihrer Muttersprache Kannada zu Gehör. Ansonsten bildet Japan mal wieder einen geografischen Schwerpunkt. Das fängt am ersten Abend mit Kiki Hitomi an, die man als Sängerin und Musikerin von ausgeflippten Projekten wie WaqWaq Kingdom kennt. Parallel dazu steht die Folk-Band Gratin Carnival aus Kobe auf der Bühne.

Ebenfalls aus Kobe stammt die Noise-Punk-Band O'Summer Vacation. Und dann sind da auch noch Turtle Yama mit ihren lustigen Elektronik-Sounds und die Musikerin Kopy mit ihrer "finsteren Dancefloor-Mystik". Die beliebten "Sound Clash"-Improvisations-Sessions gibt es in diesem Jahr übrigens auch wieder. Neu ist dagegen, dass man sich neben dem Tagesticket für 65 und dem 2-Tages-Ticket für 95 Euro auch für ein Supporter Ticket für 150 Euro entscheiden kann. Als Dankeschön dafür gibt es ein exklusives Poster sowie eine Tasche.

Ach und ein inoffzielles "Alien Disko"-Album gibt es auch noch. Vor ein paar Tagen kam mit " The Orchestra In The Sky" nämlich ein Doppel-Album von Hochzeitskapelle + Japanese Friends heraus. Die Hochzeitskapelle ist das bekannte, rumpeljazzige Nebenprojekt der Achers, die damit schon mehrfach in Japan waren. Und dort haben sie nun in Tokyo und Kobe mit befreundeten Bands wie den Tenniscoats oder Zayaendo Lieder aufgenommen, die den kollaborativen Geist der "Disko" atmen. Für das Festival sind sie jedenfalls die perfekte Einstimmung.

Alien Disko #5, Fr./Sa., 8./9. Dez., Münchner Volkstheater, Tumblinger Str. 29, www.muenchner-volkstheater.de

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