Freizeit in München:Ideen für die Theresienwiese

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Das Oktoberfest - sonst wird es zu Bavarias Füßen von Sommer an aufgebaut - fällt aus. (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Der Vorstoß eines Veranstalters, auf der Fläche ein Autokino einzurichten, irritiert Lokalpolitiker und Initiativen. Sie wollen die Theresienwiese ökologisch, bürgernah und kulturell nutzen.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Die Absage des Oktoberfests animiert zu kreativen Nutzungsvorschlägen für die Theresienwiese. Auf den Vorstoß des Münchner Veranstalters Alexander Wolfrum, dort ein Autokino einzurichten, in dem zu Corona-Zeiten auch Theater- und Konzertabende stattfinden könnten, antworten die Grünen aus der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt nun mit einem Alternativvorschlag. Sie fordern eine Begrünung und Freizeitmöglichkeiten - in erster Linie für die Anwohner. "Wir sollten die Zeit nutzen, um mehr aus der Schotterfläche herauszuholen", sagt Benoît Blaser, Kandidat für den Vorsitz des Bezirksausschusses.

Derzeit ist die Theresienwiese frei und ungenutzt, nur die Corona-Teststrecke ist mit ein paar Zelten vertreten. Geht es nach den Grünen, soll das Areal bunt und insektenfreundlich werden, "statt leer und grau", wie es heißt - besonders der südliche Teil der Theresienwiese. Deshalb solle sie möglichst rasch durch Wildblumen, die auch im Sommer und Herbst noch blühen, aufgewertet werden. Je nach Einschränkung durch Corona-Auflagen soll auch mehr Platz für Freizeitsport entstehen. Und es sollte genug Raum sein, um kreative Ideen umzusetzen - besonders im nördlichen Teil. Der Vorschlag ist auch bei den Grünen in den beiden anderen an die Theresienwiese angrenzenden Viertel, Sendling und die Schwanthalerhöhe, auf positive Resonanz gestoßen.

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Die neu gewählte Grünen-Fraktionssprecherin im BA Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Meike Thyssen, wandte sich vor allem gegen die Autokino-Idee. "Das steht, ehrlich gesagt, nicht zur Debatte." Ein Kino-Open-Air über ein paar Tage mit entsprechenden Abstandsregelungen könne sie sich vorstellen. "Aber Menschen aus dem Umland zu diversen Auto-Events in die Innenstadt zu lotsen, dafür wird es im BA keine Unterstützung geben."

Zwei nicht weit entfernt von der Theresienwiese ansässige Kulturwerkstätten zeigten sich ebenfalls wenig erfreut von der Autokino-Idee mit bis zu 700 Fahrzeugen auf der Theresienwiese. Andreas Alt von der Glockenbachwerkstatt aus der Isarvorstadt und der Altstadt und Andrea Huber vom Köșk (Schwanthalerhöhe) schreiben in einer gemeinsamen Erklärung, der Vorschlag habe sie sogar "nachhaltig irritiert".

Prompt sprießen Ideen für eine Zwischennutzung der Theresienwiese, während Surfer dort ihre Runden drehen. (Foto: AFP)

Ihrer Meinung nach solle die Theresienwiese "überschaubar, bürgernah und unkommerziell" genutzt werden. Sie haben dafür in den vergangenen Wochen ein Konzept "Kunst im Quadrat" ausgearbeitet. Sobald wieder Veranstaltungen unter freiem Himmel unter Auflagen genehmigt werden, wollen sie über zwei Wochen lokalen Künstlern und Initiativen auf der Theresienwiese eine Plattform für Kunst und Themen bieten. Die Theresienwiese solle zur "Bürgerwiese" werden. Die Zahl der Besucher solle dabei die Kapazitäten der beiden Häuser widerspiegeln, also die Zahl von maximal 250 Gästen nicht überschreiten.

Ein größeres Publikum wollen die Kulturwerkstätten über Screens und Live-Streams erreichen. Auf der Theresienwiese jedoch soll die Besucherzahl streng limitiert werden. Auf dem Areal wird dafür ein Abstandsraster eingezeichnet, das die Einhaltung der Abstandsregeln gewährleistet, so das Konzept. Besucher müssen sich an den Quadraten orientieren. Die angrenzenden Lokalgremien haben bereits Zustimmung signalisiert.

Der aktuell amtierende Vorsitzende in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Andreas Klose (Rosa Liste), sagte für Kulturprojekte Unterstützung seines BAs zu. Die Kunst- und Kreativwirtschaft leide extrem, so Klose. Rettungsschirme gebe es nur für wenige Künstler. "Wenn die Kultur sich präsentieren will, unterstützen wir das je nach Idee und Angebot also sehr gerne." Sybille Stöhr, BA-Chefin der Schwanthalerhöhe, freute sich. "Die Bürgerinnen und Bürger holen sich gerade die Theresienwiese zurück, und das ist gut so."

Seit Jahren wehren sich die Anwohner der Wiesn gegen die ganzen Umstände um das Oktoberfest: Lärm, Menschenmassen, Erbrochenes, Betrunkene. Außerdem erachten sie die Auf- und Abbauzeiten für das Bierfest für zu lange. Arne Brach, Fraktionssprecher in der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, äußerte sich deshalb sehr zurückhaltend zu dem Vorschlag, die Wiesn im kommenden Jahr zu verlängern. "Für die Anwohner ist dieses Spektakel jedes Jahr mehr als eine Belastungsprobe. Das muss bei den Überlegungen berücksichtigt werden."

© SZ vom 28.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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