Münchner Spaziergang:Die Welt, der Radi und ein Bauch

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Den Kanal hat der Kurfürst Max Emanuel Anfang des 18. Jahrhunderts ausgraben lassen. (Foto: Catherina Hess)

Von Pasing die Würm entlang und am Nymphenburger Kanal zum Schloss - sehr viel idyllischer dürfte es in der ganzen Stadt nicht werden.

Kolumne von Stephan Handel

Das Licht am Ende des Tunnels leuchtet grün wie ein Versprechen: Jetzt nur noch unter den Gleisen durch, dann ist nicht mehr Stadt, Teer und Beton, dann sind Bäume, Wasser und Sonne. Von Pasing die Würm entlang und am Nymphenburger Kanal zum Schloss - sehr viel idyllischer dürfte es in der ganzen Stadt nicht werden.

Das wissen natürlich auch die Pasinger und die Obermenzinger, deshalb ist es einsam ganz bestimmt nicht, aber mit Abstand. Geradeaus weiter käme man zur Inselmühle, sommerlicher Sehnsuchtsort, einer der schönsten Biergärten Münchens. Um diese Jahres- und Tageszeit wäre er gut voll, nur an einem Tisch sitzt einer, der immer da sitzt, allein vor einem Radi und erklärt dem Radi die Welt. Weil aber das Biergarten-Virus gerade keine Chance hat gegen das andere Virus, biegen Spazier- und Einzelgänger rechts ab zum Kanal.

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Einer Ente im Wasser ist der Trubel offensichtlich zu viel, sie schreit herum wie ein Choleriker nach drei Wochen Ausgangssperre. Die Kinder in ihren Rad-Anhängern finden die Ente eher lustig, was ihre Wut noch steigert. Auf einer Wiese an der Marsopstraße hängt ein Mann in Badehose seinen eindrucksvollen Bauch in die Sonne: Wenn ich wegen der blöden Pandemie hier schon alleine auf meinem Handtuch liegen muss, dann will ich wenigstens Hautkrebs kriegen.

Den Kanal hat der Kurfürst Max Emanuel Anfang des 18. Jahrhunderts ausgraben lassen, weil er auf Schloss Nymphenburg Wasserspiele, Kaskaden, Springbrunnen gebaut hatte, nur das Wasser fehlte. Knapp drei Kilometer ist er lang von der Würm bis zum Park, die richtige Länge für einen Spaziergang.

An der Paul-Gerhardt-Allee schiebt sich die Stadt wieder ins Idyll, weiter vorne wird ein großes Wohngebiet gebaut. So kehrt die Welt zurück zum Spaziergänger, Beton, Kies, Staub. Auf der Landsberger Straße braust der Verkehr. Und kein Biergarten, nirgends.

© SZ vom 16.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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