In Neuperlach und in der benachbarten Messestadt Riem nimmt die Jugendkriminalität zu - und sie wird immer brutaler: versuchte Gefangenenbefreiung, gezielter Beschuss von Einsatzkräften in der Neujahrsnacht, Sprengstoffdetonation vor einer Polizeiinspektion, Hochhäuser, die von einem eigenen Sicherheitsdienst geschützt werden, zuletzt ein Macheten-Angriff auf zwei Jugendliche. Vergleiche mit der aktuellen Situation in Frankreich findet Andreas Franken gleichwohl völlig unangebracht.
Und auch von Jugendbanden mag der Pressesprecher der Polizei nicht reden, obwohl es sie auch in München gibt. Doch dass Riem und Neuperlach zwar keine Problemviertel sind, es dort aber sehr wohl Probleme mit gewalttätigen Jugendlichen gibt, räumt inzwischen auch die Münchner Polizei ein. Nicht selten wird sie selbst zur Zielscheibe von Attacken. Jetzt will sie mit einem dreiwöchigen Schwerpunkteinsatz im Münchner Südosten gegensteuern - nicht zum ersten Mal, wie am Donnerstag zu erfahren war.
Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
Bereits während der Osterferien gab es einen solchen Einsatz der örtlichen Inspektionen und des Präsidiums. Damals noch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. "Da dieser Wirkung zeigte, indem die Straftaten unter jungen Leuten zurückgingen", so die Polizei, soll das Konzept jetzt vom kommenden Dienstag an erneut umgesetzt werden. Diesmal sozusagen im Rampenlicht.
Einheiten der Bereitschaftspolizei werden dabei sein, die Diensthunde- und die Reiterstaffel, viele junge Beamtinnen und Beamte, von denen man sich ein "differenziertes und transparentes" Auftreten verspricht. Und auch die Experten vom Kommissariat für Prävention und Opferschutz werden Präsenz zeigen - an vier Tagen vor den beiden Einkaufszentren Riem-Arcaden und Pep.
In den beiden Stadtteilen gebe es keine regelrechten Gangs mit "harten, festen Strukturen", sagt Polizeisprecher Franken. Die Polizei beschreibt aber "Mehrfach- und Intensivtäter, darunter im Einzelfall auch Kinder", sie spricht von "gruppendynamischen Prozessen". Und Franken gibt zu: "Die Intensität lässt uns schon aufhorchen." Bei den Raubstraftaten geht es dabei nach Polizeiangaben oft um "jugendtypische" Beute: Kopfhörer, Mobiltelefone, teure Jacken - darauf haben es die Angreifer abgesehen. Besonders auffallend: "Die Taten werden auch gefilmt und die Täter inszenieren sich auf Social Media."