Sonderregelung aufgehoben:Maske auf, Maske ab, Maske auf

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Weil Grundschulen keine Infektionsherde seien, müssten Kinder am Platz keinen Schutz tragen, entschied die Stadt - doch diese Ausnahme wurde nun gekippt.

Von Anna Hoben und Isabel Bernstein, München

Müssen Grundschülerinnen und Grundschüler am Platz eine Maske tragen? Diese Frage wächst sich gerade zum Streit zwischen der Stadt und dem Freistaat aus. Auch Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse müssen von Montag an in der Schule am Platz eine Maske tragen, so hat es der Freistaat angekündigt. Ausnahmeregelungen sollen demnach ihre Gültigkeit verlieren. Bislang waren Grundschüler an Münchner Schulen von der Maskenpflicht am Platz befreit. Diese Sonderregelung ist nun aufgehoben.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kündigte nach einer Sitzung des städtischen Corona-Krisenstabs am Freitagnachmittag allerdings an, dies nicht einfach so hinzunehmen. Das Gesundheitsamt habe sofort nach Bekanntwerden der Ankündigung von Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag eine Verlängerung der Ausnahmegenehmigung beantragt. "Denn die infektiologische Lage an den Münchner Grundschulen ist unverändert so, dass dort eine Maskenpflicht am Platz nicht notwendig ist", begründet Reiter seine Position.

Von mehr als 47 000 Münchner Grundschülern seien aktuell genau neun Corona-positiv - und davon habe sich keiner in der Schule angesteckt. Unter den Grundschullehrkräften und dem Schulpersonal gebe es derzeit keinen einzigen Infizierten. Er erwarte deshalb, "dass das Gesundheitsministerium unsere Ausnahmeregelung wieder genehmigt". Besser - und folgerichtig - wäre es aus seiner Sicht ohnehin, wenn das Gesundheitsamt diese Entscheidung selbst treffen könnte.

"Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum wir zwar die Entscheidung über Präsenzunterricht oder Homeschooling für fast 180 000 Münchner Schülerinnen und Schüler treffen können", so Reiter, "uns aber die im Vergleich dazu kleine Frage, ob Grundschüler am Platz Maske tragen, genehmigen lassen müssen". Ebenso habe er kein Verständnis dafür, dass die Stadt noch keine Antwort auf den Verlängerungsantrag bekommen habe. Die Situation an den Grundschulen habe sich in der Ferienwoche nicht verändert - "da sollte eine sachgerechte Entscheidung im Sinne unserer Grundschüler eigentlich nicht besonders schwierig sein".

Auch Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) zeigt sich mehr als unzufrieden: "Ich bin der Meinung, dass Corona-Schutzmaßnahmen zielgerichtet sein müssen." Deshalb würde sie Grundschülern die Maskenpflicht am Platz gern ersparen. Dass man noch keine Antwort habe, sei ärgerlich - so könne man die Eltern nicht informieren, wie es weitergehe. Im Gesundheitsministerium lag am späten Freitagnachmittag noch keine Entscheidung vor. Man prüfe den Antrag noch, sagte ein Sprecher.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in München liegt unterdessen laut Robert-Koch-Institut bei 152,9. Am Donnerstag wurden 343 neue Corona-Infektionen gemeldet. Wegen der hohen Zahlen fallen am kommenden Mittwoch auch die Laternenumzüge zu Sankt Martin aus. Sie fielen unter das Veranstaltungsverbot gemäß den aktuellen Vorgaben zum Infektionsschutz, teilte das Kreisverwaltungsreferat am Freitag mit. Deshalb werde die Behörde "keine Ausnahmegenehmigung erteilen". Das Erzbistum hat im Internet eine Vorlage für eine Martinsandacht in den Kindertageseinrichtungen veröffentlicht.

© SZ vom 07.11.2020 / hob, imei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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