LGBTQI*-Bars in München:Zwölf Orte, an denen sich queere Menschen gern treffen

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Das "Prosecco" ist eine klassische Tanzbar mit Live-DJ, wenig Tischen und Platz zum Tanzen. (Foto: Florian Peljak)

Viele LGBTQI*-Treffpunkte liegen in oder in Sichtweite der Müllerstraße, darunter Tanzbars und das vielleicht erste Fetischlokal Deutschlands. Ein Überblick.

Von Max Fluder

So ziemlich jede Großstadt, die etwas auf sich hält, hat ein schwules Viertel. In Paris ist es das Marais, in San Francisco das Castro - und in München das Glockenbachviertel. Auch heute noch fallen diese Orte durch die hohe Dichte an Schwulenbars auf, auch wenn deren Zahl eher ab- als zunimmt. Die Lokale selbst haben sich auch verändert: Dort sind inzwischen nicht mehr nur schwule Männer willkommen.

In München kommt noch etwas Bemerkenswertes hinzu: Viele Events, die sich an ein schwules oder lesbisches Publikum richten, finden inzwischen statt, wo es tagsüber ganz andere Dinge gibt: in Veranstaltungshallen etwa oder aber in Cafés. Es sind Orte auf Zeit, andere würde von einem Pop-up-Trend sprechen.

Welche queeren Bars und Orte, die dem sehr nahe sind, es in München gibt - eine Auswahl:

Prosecco-Bar

(Foto: Florian Peljak)

Achtung, heiß und voll. Das "Prosecco" in der Theklastraße - beste Ausgehlage, unmittelbar zwischen Viktualienmarkt und Fraunhoferstraße - ist oft derart belebt, dass man aufpassen muss, dem Gegenüber nicht auf den Zeh zu treten; eine Aufgabe, an der man nur scheitern kann. An Wochenenden ist es dort ohnehin voll bis übervoll, aber auch unter der Woche - vor allem natürlich zu später Stunde, wo erst recht getanzt, getrunken und gelacht wird.

Das Prosecco ist eine klassische Tanzbar mit Live-DJ, wenig Tischen und Platz zum Tanzen. Bis vor wenigen Jahren, sagen manche, ging es hier noch weniger rund zu. Doch inzwischen ist das anders. Die Bar gibt sich jung und hip und wenn man als Gast ehrlich zu sich selbst ist, dann geht es hier auch ums Sehen und Gesehenwerden.

Prosecco-Bar , Theklastraße 1, 80469 München, geöffnet Mittwoch, Freitag, Samstag von 20 bis 1 Uhr, Donnerstag und Sonntag von 19 bis 1 Uhr.

Café Nil

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

35 Jahre alt wird das Café Nil in diesem Jahr - wenn man eine kurze Zeit herausrechnet, in der in dem Lokal unter anderem Namen ausgeschenkt wurde. Ein stattliches Alter ist das und eines, das zu der inzwischen gemütlichen Bar mit ihrem großzügig gestalteten Gastraum und dem breiten Schanigarten passt. Der erfreut sich vor allem im Sommer großer Beliebtheit, wenn es auch bei Dunkelheit noch warm ist in der belebten Hans-Sachs-Straße.

Vor allem Bier wird hier getrunken, was zum Kneipenflair des Nils passt, aber das Angebot beinhaltet mehr als das. Unter anderem auch warme Speisen, Gulasch etwa. Das Lokal wirbt damit, dass hier jeder willkommen sei - was sich auch als Hinweis auf die große Altersspanne der Menschen, die das Nil aufsuchen, verstehen lässt.

Café Nil , Hans-Sachs-Straße 2, 80469 München, geöffnet täglich 15 bis 3 Uhr.

Zur Feuerwache

(Foto: Stephan Rumpf)

Die namensgebende Hauptfeuerwache der bayerischen Landeshauptstadt ist direkt gegenüber, doch wenn drüben Feuerwehrleute ausrücken, um Feuer zu löschen, wird in der Bar an der Blumenstraße eher der Durst gelöscht. Die Bar ist relativ schmal und reicht wie ein Keil in das Gebäude rein. Sitzmöglichkeiten gibt es im Inneren der Bar daher kaum, wozu aber auch? Mit einem Bier in der Hand fällt das Stehen nicht so schwer und bei lauem Wetter kann man es sich draußen gemütlich machen.

Die Preise in der Feuerwache sind überaus günstig, sowohl der für das Bier als auch die für das kleine Angebot an Speisen. Bis vor der Corona-Pandemie öffnete das Lokal frühmorgens und bot Nachtschwärmern ein Weißwurstfrühstück. Dass es das nun nicht mehr gibt, mögen manche missen. Der Lebhaftigkeit der Bar tut es keinem Abbruch.

Zur Feuerwache , Blumenstraße 21a, 80331 München, geöffnet täglich 10 bis 1 Uhr.

Edelheiss

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein bisschen unscheinbar wirkt das "Edelheiss" in der Pestalozzistraße, und fast so, als gehörte es nicht in die Innenstadt, sondern an den südlichen Stadtrand oder noch weiter raus Richtung Alpen. Das liegt vor allem am Fachwerkstil und mitunter rustikalem bis ruppigem Mobiliar. Besonders viel Mühe gibt man sich hier mit der Deko, zu Wiesn-Zeiten etwa sieht man sich an bayerischem Weiß-Blau übersatt. Richten tut sich die Bar vor allem an etwas ältere Männer, gern mit Bart, die im Szenejargon auch mal Bären genannt werden. Hinter der Bar prangt ein entsprechendes Schild: bear crossing, Achtung vor querenden Bären.

Edelheiss , Pestalozzistraße 6, 80469 München, geöffnet Sonntag bis Donnerstag von 15 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag von 15 bis 3 Uhr.

Rendezvous

(Foto: Stephan Rumpf)

Nahezu jede hier vorgestellte Bar liegt in der Müllerstraße oder in der Sichtweite derselben, und auch das "Rendezvous" weist eine entsprechende Adresse auf. Hier landet man eher spät am Abend, die Musik ist tendenziell laut und soll zum Tanzen oder Mitsingen ermuntern. Es gibt Partylichter, eine Discokugel und Kunstnebel aus der Maschine. Die wenigen Stühle weisen schnell darauf hin, was hier Sache ist: Hinter dem unscheinbaren und mitunter etwas aus der Zeit gefallenem Äußeren verbirgt sich eine Tanzbar.

Bar Rendezvous , Müllerstraße 54, 80469 München, geöffnet täglich von 18 bis 1 Uhr.

Kraftwerk

(Foto: Stephan Rumpf)

Besser kann eine Bar nicht liegen: Beim Sendlinger Tor einmal ums Eck und schon ist man da, direkt am Eingang des Glockenbachviertels. Der Alpenimbiss, den manche für das Zentrum des Münchner Nachtlebens halten, ist nur einen Steinwurf entfernt. Im "Kraftwerk" selbst geht es laut zu, was an der Musik liegt, aber auch an der Gesprächigkeit an den Nebentischen. Für viele ist das hier der erste Stopp des Abends. Beliebt sind die Getränke, die man guten Gewissens als Jumbo-Cocktails bezeichnen kann, aber vor allem die vielen Plätze draußen, die bei gutem Wetter schnell belegt werden. Auch essen kann man hier.

"Kraftwerk", Thalkirchner Straße 4, 80337 München, Montag bis Donnerstag von 10 bis 2 Uhr, Freitag und Samstag von 10 bis 4 Uhr, Sonntag von 10 bis 1 Uhr.

Ochsengarten

(Foto: Catherina Hess)

Der "Ochsengarten" ist fast schon ein München-Mythos. In die Fetischkneipe in der Müllerstraße haben nämlich nur Männer Zutritt - außer donnerstags, da ist SM-Stammtisch- und entsprechende Kleidung ist sozial-erwünscht. Manche nennen den Ochsengarten das erste Fetischlokal Deutschlands, andere beschränken sich auf Bayern - was sich sicher sagen lässt: Für München, eine Stadt mit doch eher konservativem Image, ist das vor mehr als 50 Jahren gegründete Lokal schon vom historischen Wert. Ausgelebt wird sich drinnen nach wie vor, in den Räumlichkeiten ohne Licht und mit schwerem Holz.

Ochsengarten , Müllerstraße 47, 80469 München, geöffnet Sonntag bis Donnerstag von 20 bis 3 Uhr, Freitag und Samstag von 20 bis 5 Uhr.

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Fesch

(Foto: Robert Haas)

Streng genommen ist das "Fesch" keine Bar. Trotzdem soll es hier Erwähnung finden, weil es die Menschen zusammenbringt. Das "Fesch" in der Müllerstraße hat 2023 eröffnet und versteht sich selbst als "queeres Wirtshaus", zu empfehlen ist ganz klar der Stehausschank - etwas, das man in München zuletzt immer seltener wurde, aber nun womöglich vor einem Comeback.

Wirtshaus Fesch , Müllerstraße 30, 80469 München, geöffnet Dienstag bis Donnerstag von 17 Uhr bis Mitternacht, Freitag von 16 bis 1 Uhr, Samstag von 11 bis 1 Uhr, Sonntag von 11 bis 23 Uhr, Montag Ruhetag.

Deutsche Eiche

(Foto: Florian Peljak)

Die "Deutsche Eiche" ist auch keine Bar im klassischen Sinne, aber ein traditioneller, fester Bestandteil der LGBTQI*-Szene in München. Eigentlich braucht die "Deutsche Eiche" keine Erklärung mehr: Im weit über München hinaus bekannten Mischwesen aus Gaststätte, Hotel und Sauna lässt sich auch ein kühles Bier trinken. Der Schanigarten in der Reichenbachstraße lädt im Sommer zum langen Sitzen ein.

Deutsche Eiche , Reichenbachstraße 13, 80469 München, Restaurant geöffnet täglich von 7 Uhr bis Mitternacht.

Zentren der Community

Gemeinschaftszentren dienen natürlich nicht in erster Linie dem Alkoholkonsum. Es sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen, sich austauschen und im besten Fall aufgehoben fühlen. Nun trinkt der Mensch in Gemeinschaft allerdings gerne auch mal etwas, und so verwundert es nicht, dass auch die Zentren der LGBTIQ-Gemeinschaft Bar- und Thekenabende anbieten.

Im Lesbisch-queeren Zentrum (Müllerstraße 26, 80469 München) finden die donnerstags (18-22 Uhr) sowie freitags und samstags (18-23 Uhr) statt.

Das Café im Sub (Müllerstraße 14, 80469 München), dem schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum, hat täglich bis 23 Uhr geöffnet, freitags bis Mitternacht und samstags bis 1 Uhr.

Die queere Jugendorganisation "diversity München" (Blumenstraße 29, 80331 München) bietet mittwochs einen Barabend an, Beginn ist 19 Uhr.

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