Was läuft in der Literatur?:Natur pur

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So finster der Wald: Die neuseeländische Schriftstellerin Eleanor Catton liest am 15. April in München. (Foto: Murdo MacLeod)

Viele Lesungen im April setzen sich mit dem Klimawandel auseinander - von Schriftstellerinnen wie Eleanor Catton oder Amelie Fried, Olga Martynova oder Carolin Emcke.

Von Antje Weber

Manchmal reicht ein Satz, und man verliebt sich in ein Buch. Im Falle von Eleanor Cattons Roman "Der Wald" könnte es dieser sein, mit dem die Autorin ihre Heldin Mira auf den ersten Seiten wie nebenbei demontiert: "Wie alle sich selbst verklärenden Rebellen hatte es Mira lieber mit Feinden zu tun als mit Rivalen, und so bezeichnete sie ihre Rivalen oft als Feinde, damit es leichter war, sie als konservative Besitzstandswahrer zu verachten."

Da fängt die Geschichte gerade erst an; die selbstbewusste Gründerin einer Guerilla-Gardening-Gruppe ist im Internet auf einen alten weißen Mann gestoßen, den die Queen als neuseeländischen Umweltschützer zum Ritter geschlagen hat. Albern genug in den Augen der jungen Aktivistin, aber muss der Mann sich auch noch als Retter des aussterbenden Elfenbeinsittichs aufspielen? Eines Vogels, von dem sie selbst noch nie gehört hat?

Entlarvende Ironie, unerwartete Brechungen, und das alles in Verbindung mit drängend aktuellen Fragen wie dem Klimaschutz - dass Eleanor Catton schreiben kann, wird schnell klar, wenn man in ihren neuen Roman hineinliest. Die neuseeländische Schriftstellerin, im Alter von 38 Jahren bereits Booker-Preisträgerin ( für "Die Gestirne"), wird ihren Öko-Thriller am 15. April im Literaturhaus vorstellen. Und dann vermutlich nach Lesern wie Barack Obama, der "Der Wald" auf seiner Summer Reading List empfahl, auch das deutsche Publikum überzeugen.

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Das Klima-Thema inspiriert derzeit viele neue Bücher. Wie den Roman "Der längste Sommer ihres Lebens" der Münchner Schriftstellerin Amelie Fried, in dem es ebenfalls neben dem Klima- um einen Generationenkonflikt geht: Eine Unternehmerin wird aus der Bahn geworfen, als ihre soeben volljährige Tochter sich radikalen Klimaaktivisten anschließt. Fried stellt ihren Roman bei einer Lese-Party zum 90. Geburtstag des Heyne-Verlags am 22. April im Literaturhaus vor. Der ausverkaufte Abend, an dem sich unter anderen auch Bestseller-Kollege Jan Weiler und als Moderator Thomas Gottschalk die Ehre geben, ist zusätzlich im Stream zu erleben.

Für ein Denken in Utopien plädiert Carolin Emcke in ihrem Buch "Was wahr ist. Über Gewalt und Klima", sie stellt es am 15. April im NS-Dokumentationszentrum vor. Eine "große Parabel von der Natur des Menschen und der Natur im Widerstand gegen den Menschen" (Robert Menasse) ist wiederum Gaea Schoeters' Roman "Trophäe". Die flämische Autorin nimmt dabei das Thema Großwildjagd in Afrika ins Visier, am 17. April im Literaturhaus nachzuvollziehen.

Wie sich eine Welt retten ließe, deren Ökosysteme jeden Tag mehr zerstört werden, arbeitet Lukas Bärfuss in der Reihe "Erde, Feuer, Wasser, Luft" mit verschiedenen Gästen an den Kammerspielen heraus. Am 17. April spricht der Schriftsteller mit der britischen Kollegin A.L. Kennedy anhand ihres frühen Textes "Stierkampf" über das "mörderische Verhältnis zwischen Mensch und Tier".

"Böen im Baum", beginnt ein Gedicht von Olga Martynova. Die Wissenschaft eines Baumes seien "Geduld und Ausgeliefertsein", fährt sie illusionslos fort und fragt schließlich: "Warum so seicht die Luft, so mürb die Erde, so ungestüm und fern die Stille?" Die russische Schriftstellerin, die seit Jahren in deutscher Sprache schreibt und das Thema Trauer in vielfacher Hinsicht kennt, ist am 9. April im Lyrik Kabinett zu Gast.

Kann überhaupt noch ein "Green Deal" gelingen, um Klimawandel und Artensterben aufzuhalten? Der Volkswirt Jonas Beer zeigt in seinem Sachbuch "Europäischer Klimaplan", das er am 2. Mai in der Stadtbibliothek im Motorama vorstellt, jedenfalls Lösungswege auf. Was nun? Die bange Frage wird er sicher so beantworten: Was tun.

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