Mit dem Ende des langen Lockdowns ist eine Reihe von Lokalen an den Start gegangen, die das schon eine ganze Weile vorhatten. Auffällig ist, dass darunter auch solche sind, die sich der klassischen französischen Küche zumindest verbunden fühlen. Da wäre zum Beispiel das Guy Sauvage in der Sporerstraße 2, direkt an der Frauenkirche. Der junge Koch Carl Schulze-Lessel, sonst als Caterer mit eigener Firma unterwegs, hat hier still und leise sein Pop-up-Restaurant eröffnet, um zu sehen, wie das bei den Münchnern ankommt, bislang ist es nur abends geöffnet. Ein bisschen weiter sind da schon seine Kollegen auf der anderen Seite des Rathauses, dort hat in der Bräuhausstraße im ehemaligen Lokal Gesellschaftsraum die Brasserie Thi eröffnet. Einer der jungen Betreiber ist Vu Nguyen, Geschäftsführer des vietnamesischen Restaurants Ti Vu in der Rumfordstraße. In der Brasserie aber gibt es französische Küche, etwa Boeuf Bourguignon, eine klassische Bouillabaisse, scharf gewürztes Rindertatar, Forelle mit Fenchel oder auch mal ein veganes Ratatouille. Man legt Wert auf die Saucen und solides Kochhandwerk, was sehr erfreulich ist, allerdings hat der Spaß auch seinen Preis: Zwischen 17 und 27 Euro darf man pro Gang schon rechnen (Brasserie Thi, Bräuhausstraße 8, Telefon 59 99 88 67, www.brasserie-thi.de).
Anfang April haben wir bereits über drei Lokale berichtet, die schon länger in den Startlöchern stehen. Das Nachbarschaftsrestaurant Sir Helga in der Mariannenstraße 3 im Lehel hatte damals schon mit Abhol- und Lieferservice begonnen, mittlerweile hat es ebenso aufgesperrt wie das Ganztageslokal Cotidiano am Pasinger Marienplatz in der ehemaligen Kneipe Confetti. Am Donnerstag folgte dann der Dritte im Bunde: Auch die Masi Weinbar in der Maximilianstraße 40, direkt am Altstadtring im Camparihaus, hat seit diesem Donnerstag geöffnet und bietet zu gehaltvollen Weinen des Hauses Masi allerhand venezianische Spezialitäten.
Nicht zurückgekommen ist hingegen das Wirtshaus Zum Stiftl im Tal. Wirt Lorenz Stiftl will sich auf das Hackerhaus in der Sendlinger Straße konzentrieren; das erst vor drei Jahren eröffnete Wirtshaus wird jetzt ein Heimwerk - so nennt sich die slowfoodaffine Schnitzelkette von Archibald Graf von Keyserlingk, die es bereits in Schwabing (Friedrichstraße) und im Gärtnerplatzviertel (Müllerstraße) gibt (Heimwerk, Tal 15, Eröffnung Mitte Juli).
Einen Rückblick auf den ersten Lockdown vor mehr als einem Jahr aus Gastronomesicht gibt es jetzt auch in der Roten Sonne. Dort zeigt die Fotografin Helena Heilig ihr Fotoprojekt Wirte im Lockdown, das sie gemeinsam mit der Texterin Susanne Fiedler gemacht hat. Das Vorhaben wuchs sich coronabedingt stark aus, inzwischen haben sie 192 Wirtinnen und Wirte in 14 deutschen Städten porträtiert. 26 Porträts sind nun in der Roten Sonne zu sehen (Maximiliansplatz 5, bis 4. Juli, täglich 16-20 Uhr, Samstag / Sonntag von 14 Uhr an).