Club-Musik:Sound im Kraftfeld

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Zwischen jazziger Virtuosität und technoidem Spirit: das Leo Betzl Trio. (Foto: Richard Stoehr)

Das multibegabte Münchner "Leo Betzl Trio" spannt einen famosen Bogen zwischen dem Jazz aus der skandinavischen Piano-Trio-Schule und der geradlinigen Körperlichkeit von House und Techno. Nun sind "LBT" in der Unterfahrt zu erleben.

Von Martin Pfnür

Der sogenannte analoge, weil handgemachte Techno ist eines dieser musikalischen Nischenphänomene, die schwerer zu greifen sind, als es vielleicht scheinen mag. Ist Clubmusik mit anderen Mitteln doch nicht einfach immer nur Clubmusik mit anderen Mitteln, sondern oftmals etwas Verzweigtes und Fusioniertes, ein Agieren zwischen musikalischen Gegensätzlichkeiten.

Bestes Beispiel: das geradezu tollkühn zwischen den Welten wandelnde Münchner Leo Betzl Trio, kurz LBT. Anders als etwa ihre technisch nicht minder begabten österreichischen Kollegen von Elektro Guzzi, die in der klassischen Bandbesetzung Gitarre-Schlagzeug-Bass die hypnotisch-repetitiven Qualitäten und das futuristische Moment des Techno einfangen und ins Kosmische driften lassen, nähern sich LBT dieser Musik bevorzugt vom Jazz her.

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Das schließt zwar nicht aus, dass die drei ehemaligen Stammmitglieder der einst im mittlerweile geschlossenen Techno-Club Harry Klein residierenden Jazzrausch Bigband mit einer schlicht "House" betitelten EP auch mal den schnurgeraden Weg der Repetition und der "Four-to-the-Floor"-Rhythmik der House Music gehen. Noch besser sind LBT aber, wenn sie ein Kraftfeld zwischen den musikalischen Polen aufbauen. Wenn sie sich also, wie auf ihrem jüngsten, live vor Publikum im Studio 2 des BR aufgenommenen Album "Abstrakt", gestaltwandlerisch zwischen dem lyrischen Ausdrucksvermögen großer skandinavischer Piano-Trios wie dem Esbjörn Svensson Trio oder dem Tord Gustavsen Trio und der zupackenden Körperlichkeit und Stringenz der Club-Musik bewegen.

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Paradetypisch für diesen fruchtbaren Ansatz steht dabei ihre bisher vielleicht beste Nummer "Alles was Odem hat". Von herrlicher Dynamik ist das, wie Leo Betzl am Piano, Maximilian Hirning am Bass und Sebastian Wolfgruber am Schlagzeug das edel groovende Stück erst sanft voranfedern und schweben lassen, um es dann mit brachialem Anschlag in den tiefsten Registern wieder auf den Tanzboden der Tatsachen herunterzuholen. Anmut und Kraft, Ausdruck und Tanzbarkeit - so vital und schlüssig zwischen jazziger Virtuosität und technoidem Spirit zusammengeführt wie von diesen drei Fusionsspezialisten bekommt man all das tatsächlich nur selten geboten.

LBT, Mittwoch, 10. Januar, 20.30 Uhr, Jazzclub Unterfahrt, Einsteinstraße 42, www.unterfahrt.de

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