Techno-Jazz:Wie für sie komponiert

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Alle Jahre wieder, und das seit ihrem ersten Programm 2014, lässt die "Jazzrausch Bigband" Weihnachtslieder wummern. (Foto: Sebastian Reiter)

Die "Jazzrausch Bigband" hat auf dem neuen Album "Mahler's Breakdown" die 5. Sinfonie des Klassikers in bewährter Manier vergegenwärtigt.

Von Oliver Hochkeppel

Klar ist die Jazzrausch Bigband für den quasi von ihr erfundenen Techno-Jazz berühmt geworden. Dabei wird aber gerne übersehen, dass die Truppe eigentlich eine eierlegende Wollmilchsau ist. In ihrem Weihnachtsprogramm dekliniert sie die klassischen Big-Band-Stile durch, immer wieder lässt sie sich auf Vorlagen befreundeter Komponisten ein, nimmt auch Auftragsthemen auf wie gerade erst beim "Jazz Sommer" im Bayerischen Hof. Und nicht zuletzt spielt neben vielen anderen Einflüssen auch die klassische Musik eine wichtige Rolle. Bandleader Roman Sladek und Hauskomponist Leonhard Kuhn haben schließlich auch klassische Studiengänge absolviert.

So hat man sich schon ganz früh in der Bandgeschichte bei "Bruckner's Breakdown" mit dem großen österreichischen Romantiker des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Auch Brahms findet sich in der Programmliste, und auf dem Höhepunkt ihrer Erfolgswelle hätte man im Beethoven-Jahr 2020 wohl mit "Beethoven's Breakdown" einen großen Aufschlag gehabt, wenn nicht alles damals von der Pandemie verschluckt worden wäre. Nach zwei "hausgemachten" Technojazz-Alben steht jetzt aber erneut ein Klassiker Pate: Gustav Mahler.

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Anders als bei den früheren Klassik-Adaptionen ist das wieder beim Label Act erschienene Album "Mahler's Breakdown" kein "Best-of" verschiedener Kompositionen, sondern auf ein zentrales Werk konzentriert: auf die berühmte, vertrackte, von Mahler selbst mehrfach überarbeitete 5. Sinfonie in cis-Moll. Hat man sich deren Jazzrausch-Bigband-Version angehört, könnte man auf den Gedanken kommen, dass dieses Werk 120 Jahre lang auf diese Verarbeitung gewartet hat.

Schon wie beim "Trauermarsch" des ersten Satzes das schwere Blech das Thema einführt, das Piano einen Groove unterlegt, dann alle gemeinsam die Melodie zum Tanzen bringen, das Saxofon improvisatorisch dazwischengeht, die Band alles nach einem Tonart-Wechsel kulminieren und schließlich mit dem Einstiegs-Klick ausklingen lässt - einen besseren Original-Song als dieses Arrangement hätte Kuhn für diese Band und ihren Stil nicht schreiben können. Was kaum weniger für den fulminanten zweiten Hauptsatz der Sinfonie ("Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz" nach Mahlers Bezeichnung) oder den träumerischen vierten ("Adagietto. Sehr langsam") gilt.

Insofern ist es mehr als nur ein Scherz des für seine launigen Moderationen bekannten Roman Sladek, wenn er sagt, diese Sinfonie sei für Techno-Big-Bands geschrieben, obwohl es die damals noch gar nicht gab. Auf seinen besonderen Wunsch ist dann gewissermaßen als Zugabe noch ein Satz aus der 3. Sinfonie auf dem Album gelandet - wegen der von ihm seit jeher geliebten herausragenden Posaunen-Passagen.

Zugegeben: Die Jazzrausch-Methode der Techno-Verjazzung ist nicht mehr neu und bleibt Geschmackssache. Unbestritten aber ist sie intelligent, virtuos und mitreißend inszeniert - was man ganz sicher am Freitag, 15. September, in der Isarphilharmonie nachprüfen kann, wenn das neue Werk zusammen mit einer Best-of-Auswahl "United Bangers" live vorgestellt wird. Und so wie es der Jazzrausch Bigband gelungen ist, ein neues, junges Club-Publikum für den Jazz zu gewinnen, so könnte ihr mit "Mahler's Breakdown" auch der Einbruch ins für Neues aufnahmebereite Segment der Klassikhörer gelingen.

Jazzrausch Bigband: "Mahler's Breakdown", Act; live: Fr., 15. Sep., 20 Uhr, Isarphilharmonie, Hans-Preißinger-Straße 8, www.gasteig.de

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