Freie Wähler feiern in München:Der glücklichste Tag seines Lebens

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Hände schütteln, winken, strahlen: Hubert Aiwanger im Münchner Augustinerkeller. (Foto: Robert Haas)

Trotz des großen Zuwachses in Bayern schneiden die Freien Wähler in München schwach ab. Für die meisten ist das allerdings kein Grund zum Traurig-Sein - vor allem nicht, als Parteichef Aiwanger einläuft.

Von Katharina Haase

Um 20.40 Uhr betritt Hubert Aiwanger unter frenetischem Jubel den Festsaal des Augustinerkellers, wo die Freien Wähler sich zur Wahlparty versammelt haben. Langsam schreitet er zwischen den Tischreihen entlang, wie ein siegreicher Ritter, der gerade seinen Gegner vom Pferd gehoben hat. Er schüttelt Hände, winkt, strahlt. Schließlich steigt er auf die Bühne, wartet bis Stille einkehrt, dann sagt er: "Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens." Die Menge tobt, "Hubert"-Rufe schallen durch den Festsaal. Tatsächlich ist es nicht nur ein glücklicher Tag für Aiwanger, sondern auch für seine Partei.

Als um Punkt 18 Uhr die erste Hochrechnung über die Leinwand flimmert, geht zunächst ein Raunen durch den Saal. 14 Prozent für die Freien Wähler, weniger, als sich hier so mancher erhofft hat, nachdem die Umfragen zwischenzeitlich bis zu 17 Prozent versprochen hatten. Doch von Hochrechnung zu Hochrechnung steigt die Zahl und somit auch die Stimmung im Saal. Als Aiwanger spricht, stehen die Freien Wähler schon bei 15,3 Prozent "und da geht noch was", ruft der Parteichef. Am Ende werden es 15,8 Prozent sein. Der Zuwachs an Stimmen lässt sich nicht leugnen, 2018 schloss die Partei die Landtagswahl mit 11,6 Prozent der Stimmen ab.

In München sieht es hingegen ganz anders aus. Dort liegen die Freien Wähler nicht weit über dem Ergebnis von 2018, als die Partei 6,1 Prozent der Stimmen erhielt, und bleibt somit erneut deutlich unter dem bayernweiten Ergebnis. Keine Überraschung für Martin Blasi, Direktkandidat im Stimmkreis München-Bogenhausen. "In München haben wir leider das Image einer Bauernpartei" sagt er. Der 53-Jährige, der selbst im Rollstuhl sitzt und unter dem Motto "Inklusion jetzt" Wahlkampf betrieb, ist dennoch zufrieden, zumindest mit dem Gesamtergebnis seiner Partei, die nun noch mehr Mitspracherecht in der Landesregierung erkämpft habe. Er selbst hat wenig Chancen auf einen Sitz im Landtag, bleibt aber kommunalpolitisch aktiv. Für die Zukunft hofft er, dass die Ideen der Freien Wähler auch in den Städten größeren Anklang finden.

Aiwanger sieht die Freien Wähler nun als "Volkspartei"

Um kurz nach 21 Uhr steht Michael Piazolo, stellvertretender Freie-Wähler-Chef und Vorsitzender der Partei in München, etwas abseits des Trubels. Ein Mitarbeiter reicht ihm ein Tablet, Stimmauswertung checken. Piazolo, Direktkandidat im Stimmkreis München-Giesing, konnte dort vor fünf Jahren mit 8,6 Prozent das beste Erststimmenergebnis für einen Freie-Wähler-Kandidaten in München erreichen. Hinter diesem Ergebnis wird er wohl 2023 leicht zurückbleiben, Sorgen um seinen Platz im Landtag muss er sich jedoch nicht machen. Schon 2018 war er über seinen Listenplatz dort eingezogen.

Das schwache Münchner Ergebnis nimmt Piazolo gelassen. Der Wahlkampf sei immer sehr auf den ländlichen Raum konzentriert gewesen, deshalb verwundere es wenig, dass der Stimmenzuwachs sich in der Landeshauptstadt nicht niederschlage. Vom Gesamtergebnis hingegen ist er begeistert. "Wir sind glücklich, dass wir uns steigern konnten." In München habe man damit "ohnehin nicht gerechnet".

Hubert Aiwanger ist derweil schon weitergeeilt zum nächsten Auftritt. Das tut der guten Stimmung im Saal jedoch keinen Abbruch. Rund 30 Prozent der Wählerstimmen hat die Partei in einigen Teilen des Freistaats erhalten. In den Ohren der Feiernden klingt das nach dem, was Aiwanger kurz vor Ende seines Auftritts noch in den Saal ruft. "Die Freien Wähler sind jetzt Volkspartei in Bayern."

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