Arbeitsmarkt:Sicherheit geht vor

Lesezeit: 2 min

Matthias Nicolai lernt Koch im Alten Wirt in Grünwald. (Foto: Claus Schunk)

Den passenden Beruf zu finden, war für junge Leute im vergangenen Jahr angesichts der Corona-Pandemie besonders schwierig. Umso wichtiger ist es vielen jetzt, dass ihre Ausbildung oder ihr Studium Aussichten auf einen guten Job bietet.

Von Alina Willing, Grünwald/Oberschleißheim

Anfang September haben im Landkreis München 1220 Jugendliche und junge Erwachsene eine Ausbildung in Betrieben angefangen, die in der Industrie- und Handelskammer (IHK) organisiert sind. Das seien immerhin 14 Prozent mehr als im Vorjahr, als Lockdowns und die damit einhergehende Planungsunsicherheit eine Ausbildung in vielen Branchen unmöglich machte, schreibt die IHK für München und Oberbayern.

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(Foto: Airbus)

Cornelius May hat ein duales Studium bei Airbus in Ottobrunn begonnen.

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(Foto: Schreiner Group)

Simon Vogler lernt Industriekaufmann.

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(Foto: Schreiner Group)

Belma Licina wird zur Maschinen- und Anlagenführerin bei der Schreinergroup in Oberschleißheim ausgebildet.

Aber auch in diesem Jahr sind die Folgen der Pandemie noch zu spüren. Seine berufliche Zukunft habe er ursprünglich eher im musikalischen Bereich gesehen, sagt Cornelius May. "Aber während Corona wurden die Kulturschaffenden im Stich gelassen. Das war also keine gute Option für mich", sagt der 18-Jährige, der seinen Abschluss auf einem Musikgymnasium gemacht hat. Also entschied May sich stattdessen für ein Duales Studium bei Airbus Defence and Space in Ottobrunn. Neben den Theoriephasen im Studiengang "Mobile Informatik" wird er sich in den Praxisphasen mit Innovationen rund um Mobilität im urbanen Luftraum, also beispielsweise mit autonomen Flugtaxis, beschäftigen. Die Chancen stehen gut, dass er am Ende übernommen wird. Denn: "Er studiert etwas, das auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht wird", sagt ein Pressebeauftragter von Airbus.

"Mit 26 kann es nicht ewig so weitergehen."

Die Corona-Pandemie hat auch die Berufswahl von Simon Vogler beeinflusst. Erst studierte er BWL, wechselte dann zu Geografie und fand schließlich, "dass das Studentendasein nicht zu mir passt". Er habe gemerkt: "Mit 26 kann es nicht ewig so weitergehen." Nach einer intensiven Suche bekam er schließlich einen Ausbildungsplatz als Industriekaufmann bei der Schreiner Group in Oberschleißheim. Auch für ihn spielt die Sicherheit seiner beruflichen Zukunft eine Rolle. Die Chancen stünden gut, dass er am Ende übernommen werde. Außerdem sei "die Branche gut aufgestellt für die Zukunft", so Vogler.

Gastronomie und Hotellerie bekamen die Auswirkungen der Pandemie besonders deutlich zu spüren - und tun es immer noch. Das berichtet auch Matthias Nicolai, der eine Ausbildung zum Koch beim Hotel und Restaurant "Alter Wirt" in Grünwald absolviert. Letztes Jahr habe er nicht viel Unterricht gehabt und auch die Lehrer hätten ihn bei der Berufswahl kaum unterstützt. Wie bei vielen Mitschülern auch wurde Nicolais Praktikum im "Alten Wirt" wegen der Pandemie erst abgesagt. Er durfte dann aber doch zu einem persönlichen Kennenlernen vorbeikommen, machte dort erst ein viertägiges Praktikum und bekam dann einen Ausbildungsplatz angeboten.

Der 17-Jährige hat große Ziele: "Vielleicht eröffne ich irgendwann ein eigenes Restaurant." Auch bei Belma Licina führte der Weg zum Ausbildungsplatz über ein erfolgreich absolviertes Praktikum. Bei der Schreiner Group wird sie zur Maschinen- und Anlagenführerin ausgebildet. Davor hatte sie bereits Praktika im medizinischen Bereich gemacht - "das hat mir überhaupt nicht gefallen", sagt die 17-Jährige. "Ich würde mich gerne viel weiterbilden." Das Praktikum bei der Schreiner Group habe ihr gezeigt, "dass das bei diesem Beruf möglich ist".

Weil Kleingruppen gebildet werden und natürlich Masken getragen werden müssen, sei das Kennenlernen mit den anderen Auszubildenden etwas beeinträchtigt, erzählen einige der Azubis. Grundsätzlich glauben aber alle vier, dass die Qualität ihrer Ausbildung nicht unter der Corona-Pandemie leiden werde. Das tatsächliche Problem sehen sie eher an den Schulen: Die Berufsorientierung sei dort oft unter den Tisch gefallen.

© SZ vom 10.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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