Landtagswahl 2023:Spannung bis zum letzten Kreuzchen

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Da geht's rein zur Stimmabgabe: Mehr als 233 000 Menschen sind im Landkreis München zur Wahl des neuen Landtags aufgerufen. (Foto: Claus Schunk)

Mehr als 233 000 Menschen sind im Landkreis München in zwei Stimmkreisen zur Wahl des neuen Landtags aufgerufen. Vier Abgeordnete hoffen auf den Wiedereinzug. Gute Chancen hat auch Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl, der als Neuling das Direktmandat für die CSU im Norden holen möchte.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Im Münchner Landratsamt rechnen die Verantwortlichen mit einem langen Wahlabend: "Frühestens gegen ca. 19/19.30 Uhr" dürfte am Sonntag das erste vorläufige Ergebnis auf Stimmkreisebene vorliegen, teilt die Behörde mit. Die Annahme ist gleichwohl ziemlich kühn, denn bei der Landtagswahl 2018 trudelten die ersten Ergebnisse aus den Kommunen erst um kurz nach 20 Uhr ein; das Ayinger Rathaus meldete damals als erstes ein Ergebnis. Das Landratsamt schob späte Übermittlung der ersten Auszählungsergebnisse auf die hohe Wahlbeteiligung von etwa 80 Prozent im Landkreis München. Und so teilt die Behörde auch diesmal mit: Alles hänge davon ab, wie schnell in den Städten und Gemeinden ausgezählt wird.

Fakt ist, dass diese Landtagswahl in den beiden Stimmkreisen München-Land Nord und Süd eine besondere Spannung bereit halten wird - und am Wahlabend noch nicht alle Entscheidungen gefallen sein werden. Wohl aber jene, welche zwei Kandidaten den Landkreis München als direkt gewählte Abgeordnete in den kommenden fünf Jahren im Maximilianeum vertreten werden.

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Im Stimmkreis München-Land Süd, der von Neubiberg in den südöstlichen Landkreis und das Hachinger Tal über die Isar bis ins Würmtal reicht, geht die CSU-Abgeordnete Kerstin Schreyer als klare Favoritin ins Rennen. Die ehemalige Sozial- und Verkehrsministerin muss sich vor allem des Grünen-Abgeordneten Markus Büchler erwehren; obwohl aus Oberschleißheim kam dieser vor fünf Jahren auf 23,6 der Erststimmen; Schreyer reichten 2018 - bei massiven Verlusten - 32,2 Prozent zum Wiedereinzug ins Parlament.

Die Favoriten der CSU: Kerstin Schreyer aus Unterhaching und Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl. (Foto: Claus Schunk)

Im Stimmkreis München-Land Nord, der sich von Unterschleißheim bis nach Ottobrunn und Hohenbrunn erstreckt, gilt Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) als Favorit auf die Nachfolge seines scheidenden Parteifreunds Ernst Weidenbusch. Gerade im Norden aber könnte es spannend werden, denn dort warten auf die CSU starke Konkurrenten: Einerseits in der Grünen Claudia Köhler aus Unterhaching, die bereits seit fünf Jahren im Landtag sitzt und vor fünf Jahren 23 Prozent der Erststimmen holte; andererseits in dem Ismaninger Nikolaus Kraus, der sogar bereits seit 2013 einen Sitz im Maximilianeum hat und sich als Kandidat der Freien Wähler deutlichen Rückenwind durch seine in den Umfragen erstarkte Partei erhofft. Und dann ist da noch der Kreisvorsitzende der SPD - Florian Schardt aus Ottobrunn - der dem Negativtrend seiner Partei trotzen will.

Die Abgeordneten der Grünen hoffen auf den Wiedereinzug ins Parlament: Claudia Köhler aus Unterhaching und der Oberschleißheimer Markus Büchler. (Foto: Claus Schunk)

Während die Direktkandidaten also bereits am Sonntagabend feststehen werden, dürfte wohl erst am Montag endgültig klar sein, wer es über die Liste seiner Partei geschafft hat. In der ablaufenden Wahlperiode waren es neben Kraus, Köhler und Büchler auch noch die Neubibergerin Natascha Kohnen (SPD) und Helmut Markwort (FDP), die auf diese Weise aus dem Landkreis München in den Landtag einzogen. Kohnen zieht sich aus der Politik zurück und Markwort tritt dieses Mal im Landkreis Freising an.

Über ihre Nachfolge werden im Landkreis etwa 233 400 Wahlberechtigte befinden, davon mehr als 117 000 im Stimmkreis München-Land Nord und nahezu 116 000 im südlichen Stimmkreis. Am Wahlabend zählen in den Wahllokalen von 18 Uhr an jeweils zwei Arbeitsgruppen zeitgleich aus: die eine Gruppe die kleinen Wahlzettel mit den Erststimmen für die Direktkandidaten, die andere die großen Bögen mit den Parteilisten und Zweitstimmen. Die Auszählung der Briefwahlstimmen erfolgt zeitgleich sofort mit Schließung der Wahllokale.

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Im Landkreis München können die Wähler jeweils aus mehr als einem Dutzend Direktkandidaten auswählen. Im Norden wird nach dem Rückzug von Ernst Weidenbusch auf alle Fälle ein neuer Stimmkreisabgeordneter gewählt, aber auch im Süden könnte es spannend werden.

Von Martin Mühlfenzl

Für das Endergebnis werden - das ist anders als bei der Bundestagswahl eine Besonderheit im bayerischen Wahlrecht - die Summe der Erst- und Zweitstimmen addiert. Die Gesamtstimmen entscheiden am Ende darüber, wie viele Abgeordnete eine Partei im jeweiligen Regierungsbezirk über die Liste in den Landtag entsendet. In Oberbayern als einwohnerstärkstem Regierungsbezirk kommen so zu den 31 Direktmandaten weitere 30 Listenmandate hinzu. Erst im Anschluss an die Auszählung der Landtagswahl erfolgt die Auszählung der Bezirkstagswahl. Deren Ergebnis wird voraussichtlich erst am Montag feststehen.

Die Auszählung ist aufwendig, vor allem weil immer mehr Wahlberechtigte die Möglichkeit zur Briefwahl nutzen. Im Landkreis München machen außerdem traditionell besonders viele Wahlberechtigte von ihrem Wahlrecht Gebrauch - vor allem die Wähler in Baierbrunn brechen regelmäßig Rekorde: Bei der Landtagswahl 2018 erreichte die kleine Gemeinde mit einer Wahlbeteiligung von 85,7 Prozent den höchsten Wert in ganz Bayern, bei der Bundestagswahl 2021 mit mehr als 90 Prozent sogar deutschlandweit.

Alle Informationen zur Landtagswahl im Landkreis München erhalten Sie am Sonntag im Live-Blog der Süddeutschen Zeitung.

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