Folgen des Bahnstreiks:Umsteigen auf Flexbus und Elterntaxi

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Von Mittwoch bis Montag werden im Münchner S-Bahn-Netz die meisten Züge ausfallen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der Ausstand der Lokführer trifft vor allem Schüler: Weil der Unterricht trotzdem stattfindet, müssen sie auf anderem Weg zur Schule kommen. Nur in Ausnahmefällen dürfen Kinder zu Hause bleiben.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Wenn von diesem Mittwoch an auf den Schienen wieder fast nichts geht, bedeutet das vor allem für viele Familien den Ausnahmezustand. Denn Leidtragende des Streiks bei der Bahn sind einmal mehr Schülerinnen und Schüler. Während viele Berufstätige im Corona-erprobten Home-Office bleiben können, müssen sie in den Unterricht. Das Kultusministerium hat klargestellt, dass an den Schulen im Freistaat trotz des angekündigten Warnstreiks "regulärer Unterricht" stattfinden wird. Distanzunterricht ist nicht vorgesehen.

Nur Schülerinnen und Schüler, denen "wegen ausfallender Busse und Bahnen" keine alternativen Fahrtmöglichkeiten zur Verfügung stünden, könnten "ausnahmsweise" dem Präsenzunterricht fernbleiben, teilt das Ministerium mit. Die Schule muss allerdings über das Fernbleiben informiert werden. Viele Eltern in und um München planen deshalb schon seit Montag, wie ihre Kinder die nächsten Tage zur Schule kommen. Das betrifft fast alle, die keine Schule am Ort besuchen, denn das Umsteigen auf Busse, Trambahnen und U-Bahn, das in der Stadt möglich ist, bietet sich draußen kaum an. Und es betrifft sowohl jene, die aus dem Umland kommen und eine Schule in München besuchen, als auch diejenigen, die aus der Stadt auf eine Schule am Stadtrand gehen.

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Aus dem Südosten Münchens wiederum besuchen viele Kinder und Jugendliche das Gymnasium oder die Realschule in Holzkirchen - auch sie werden die kommenden Tage ganz genau auf den Notfallfahrplan der Münchner S-Bahn achten müssen. Dieser sieht vor, dass die S7 zumindest im Stundentakt in Richtung Kreuzstraße fährt. Dort sollte der Umstieg in die Regiobahn möglich sein, da diese vom Streik ausgenommen ist. Alternativ können Schüler und Pendler aus dem südöstlichen Landkreis München auch auf den Flexbus ausweichen, der tagsüber in Aying, Sauerlach und Brunnthal verkehrt und laut Landratsamt "in den gewohnten Kapazitäten" zur Verfügung steht. Für viele wird indes nur das Elterntaxi die Alternative sein.

Bei den Buslinien sollten sich Pendler allerdings während des sechstägigen Streiks auf größeren Andrang gefasst machen, insbesondere bei solchen, die zwischen der Stadt und dem Landkreis verkehren und wichtige Drehscheiben und Umstiegsmöglichkeiten anfahren. So etwa auf der Buslinie 210, die vom Ludwig-Bölkow-Campus über Ottobrunn und Neubiberg den U-Bahnhof Neuperlach-Süd bedient. Stärker ausgelastet sein dürften auch die Express-Buslinien, etwa die Linie X206 von Unterschleißheim über Oberschleißheim bis zum U-Bahnhof Feldmoching, der X200 von Taufkirchen bis zum Münchner Ostbahnhof oder der X205 vom Garchinger Forschungszentrum über Ismaning und Unterföhring bis zum U-Bahnhof Arabellapark.

Takt-Erweiterungen im Linienbusverkehr wird es während des Streiks nicht geben. Diese seien nicht möglich, teilte das Münchner Landratsamt am Dienstag mit - auch nicht bei einer längeren Vorlaufzeit. Abgesehen von der Finanzierung fehlt es der Behörde zufolge dafür an Fahrpersonal und Fahrzeugen.

Der ADAC warnt vor Staus auf den Autobahnen und Einfallstraßen

Deshalb dürften vor allem viele Menschen aufs eigene Auto ausweichen. Jeden Tag pendeln nicht nur Zehntausende zur Arbeit nach München, sondern sogar noch mehr Berufstätige aus der Stadt oder dem weiteren Umland in den Landkreis München zu einem der dort ansässigen großen Unternehmen, wie Airbus in Ottobrunn, Allianz in Unterföhring oder Infineon in Neubiberg. Der ADAC warnt daher vor einer Zunahme des Straßenverkehrs, insbesondere auf den Einfallstraßen in die Landeshauptstadt, ganz gleich ob auf der B 13, der B 304 oder der B 471. Aber auch auf der Ostumfahrung der A 99 sowie in der Folge der A 9 Richtung Nürnberg und der A 8 Richtung Salzburg muss mit deutlich mehr Verkehr gerechnet werden.

Im S-Bahnnetz wird sowohl innerhalb der Landeshauptstadt, als auch auf den Außenästen von Mittwochmorgen an bis Montagabend, 29. Januar, 18 Uhr nur ein Notbetrieb aufrechterhalten. Immerhin einen 20-Minuten-Takt soll es auf der S8 von Pasing bis zum Münchner Flughafen geben. Die S2 zwischen Markt Schwaben und Dachau soll alle 20 bis 40 Minuten verkehren, auf den Linien S3, 4, 6 und 7 fahren die S-Bahnen nur im Stundentakt. Die S20 wird komplett gestrichen. Nicht betroffen vom Streik sind neben den U-Bahnen und Bussen auch die Trambahnen in der Landeshauptstadt. Auch die Straßenbahn vom Max-Weber-Platz nach Grünwald fährt in diesem Zeitraum im Regelbetrieb.

Beim vorangegangenen Streik der GDL von 10. bis 12. Januar hatte sich gezeigt, dass viele Menschen im Großraum München nicht ins Büro gefahren waren. Betriebe hatten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geraten, von zu Hause aus zu arbeiten. Diesen Weg geht auch das Münchner Landratsamt. In "solch besonderen Situationen", heißt es aus der Behörde, sollten möglichst viele Beschäftigte mobil arbeiten. Das gilt aber nicht für alle, wie eine Sprecherin des Landratsamts betont: "All jene, die im Parteiverkehr arbeiten oder andere Termine wahrnehmen müssen, sind angehalten, mögliche Auswirkungen des Streiks in ihre Zeitplanung einzuberechnen." Das werden auch andere Berufstätige und Familien mit schulpflichtigen Kindern tun.

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