Serie "Lieblingsdings":Warum Harry G seine Karriere einem Hut verdankt

Lesezeit: 2 min

Markus Stoll alias Comedian Harry G. (Foto: Frank Lübke/oh)

Der Comedian Markus Stoll trat erstmals mit Hut vor die Kamera, um gegen modische Verfehlungen auf dem Oktoberfest auszuteilen. Ausschlaggebend dafür war ein Malheur mit dem Langhaarschneider.

Von Korbinian Eisenberger

Falten darf er schon haben, nur zu tief dürfen sie nicht sein. Gewollt sind kleine Grübchen, eines links und eines rechts, zwei Grübchen oben im braunen Stoff. Und dann, klar, die Krempe, sie sollte weder zu schmal noch zu breit sein, vor allem nicht zu breit. "Sonst schaut's aus, als hättst du einen Sonnenschirm auf'm Kopf."

Den Krempenschirm meidet dieser Mann, der Bildschirm ist ihm lieber. Beim Videodreh eben, da hatte er seinen Hut getragen. Für einige Minuten schlüpfte er in seine Kunstfigur "Harry G", behütet und grantelnd, so wie ihn viele kennen, seit er vor zehn Jahren mit Youtube-Clips anfing. Seitdem hat er in der Szene, wenn man so will, den Hut auf.

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Es ist Mittwochmittag und am Telefon spricht Markus Stoll - so heißt Harry G im Leben abseits der Bühne, wenn er den Hut wie soeben verstaut hat. Ja, sagt der 43-Jährige, gar nicht mal so unernst: Die Bedeutung des Hutes für ihn und seine Comedian-Karriere sei enorm, geradezu "ausschlaggebend".

"Diese Verknüpfung war für mich karriereprägend"

Es ist nur ein Kleidungsstück für den Kopf. Ein Accessoire. Doch für ihn ist es mehr, seit er 2013 erstmals damit vor die Kamera trat. Stoll trug damals den alten Trachtenhut seines Vaters und teilte gegen modische Verfehlungen auf dem Oktoberfest aus, so kann man es sehen. "Vollgeschmierte" Besucherinnen etwa, "aufgebrezelt wie die Pfingströsser mit ihren Tülldirndln vom Lodenfrey". Tracht-Prügel, die ihm Fans einbrachten, nicht nur, aber nicht wenige. Haue mit Hut: "Diese Verknüpfung war für mich karriereprägend."

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Inzwischen hat der gebürtige Regensburger knapp 200 000 Youtube-Abonnenten, er füllt große Säle, und ist in TV-, Kino- und Streaming-Produktionen zu sehen. Das Leben des einstigen Betriebswirtschaftlers hat sich in zehn Jahren mehr als gewandelt. Und wer genau hinsieht, wird erkennen, dass auch Harry G's Kopfbedeckung eine Entwicklung durchlaufen hat.

2013 setzte er sich den Hut erstmals vor der Kamera auf - weil ein Malheur passiert war

Der aktuelle Hut ist hellbraun, das Vorgänger-Modell vom Vater war forstgrün. Und er hätte es wohl nicht zwingend aufgesetzt, wäre ihm damals - kurz vor Beginn der Wiesn 2013 - nicht ein Malheur unterlaufen: Stolls Selbstversuch mit dem Langhaarschneider endete mit einer ungewollten Stoppelfrisur. Er hatte das Gerät unterschätzt - und kam zu dem Ergebnis, dass er sein Antlitz merklich verschlimmbessert hatte. Also setzte er sich einstweilen den Hut über die Frisur - und trug ihn solange, bis sich das zweite Malheur ereignete.

Ziemlich genau ein Jahr später, wieder das Oktoberfest: Diesmal hatte der seinerzeit 34-Jährige zwar seine Haartracht im Griff, nicht aber den väterlichen Trachtenhut darüber. Der geriet im Wiesn-Getümmel 2014 außer Kontrolle. "Ich hab den Hut verloren", sagt er. Also besorgte er Ersatz: Eine Maßanfertigung aus Trachtenwolle von einem kleinen Münchner Hutmacher, oben die feinen Grübchen, unten eine dezente Krempe - vorne nicht wie zuvor abwärts gebogen sondern leicht nach oben.

Diesen zweiten Hut, den trägt er bis heute. Ein bisserl mehr Falten haben sie beide bekommen. Er und sein Begleiter aus Wolle, den er immer mit dabei hat, nun wo er wieder auf Tour ist. Ein Stoff für seine Geschichten auf der Bühne oder vor der Kamera. Während er telefoniert, liege sein wolliger Begleiter in einer "reisefähigen Hardcover-Hutschachtel", erzählt Stoll. Dadurch vermeide er Beschädigungen oder gar das Déjà-vu eines Verlusts. Und so dürften sie beide noch eine Weile wohl behütet bleiben.

Bei "Lieblingsdings" erzählen Menschen, woran ihr Herz hängt, was sie durchs Leben begleitet, ihnen Glück bringt und wovon sie sich niemals trennen würden.

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