Münchner Momente:Nachwuchs im Stadion

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Lokalpolitiker könnten sich einen Kindergarten im sanierten Grünwalder Stadion des TSV 1860 vorstellen. Doch vielleicht wären andere Einrichtungen passender für den Verein.

Glosse von Sebastian Krass

Beim FC St. Pauli waren sie natürlich mal wieder schneller als alle anderen. Seit 2010 gibt es dort das "Piraten-Nest", womit der Klub "als erster Profi-Fußballverein eine Kita in sein Stadion integriert" habe, wie er behauptet. Völlig egal, ob man das jetzt glaubt oder nicht. 2017 vergab die New York Times das Testurteil "The World's Coolest Kindergarten" nach Hamburg. Da erübrigen sich alle Nachfragen. Und es bestätigt wieder mal: Wenn es um Selbstvermarktung als Gegenentwurf zum eiskalten, glattgebügelten Fußball-Business geht, dann ist der FC St. Pauli Champions League.

Womit man fast auf direktem Wege beim TSV 1860 München gelandet wäre. Allerdings nicht wegen Champions League oder geschickter Selbstvermarktung. In unnachahmlicher Weise haben die Löwen es ja kürzlich mal wieder geschafft, sich in schlechtes Licht zu setzen. Als die Stadt verkündete, 77 (!) Millionen Euro in Sanierung und Ausbau des Grünwalder Stadions zu stecken, wollte der Klub sich nicht zu zu einem langfristigen Bekenntnis als Mieter durchringen. Dennoch wird der Stadtrat die Investition am Mittwoch wohl beschließen.

Die Löwen? Ein Kindergarten? Bei dieser Verbindung verbieten sich Witze

Nein, ein Kindergarten könnte zur Verbindung zwischen St. Pauli und Sechzig werden. Es waren natürlich nicht die Löwen selbst, sondern der Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten, der die Idee hatte. Das Gremium regte für das neue Grünwalder eine "soziokulturelle Nutzung" an, etwa in Form einer Kita.

An dieser Stelle verbieten sich schale Witze, die eine direkte Verbindung zwischen dem TSV 1860 und einem Kindergarten herstellen. Die Frage ist vielmehr, ob es nicht soziokulturelle Nutzungen gibt, die besser zum Verein passen würden. Ein Alten- und Servicezentrum? Das dürfte auf erbitterten Widerstand bei Seniorinnen und Senioren aus Giesing und Harlaching stoßen, die einem anderen großen Münchner Fußballclub anhängen. Was auch noch besser zur Löwen-Historie passen würde, wäre eine städtische Schuldnerberatung. Die - ein weiterer Vorteil - könnte auch für den Verein selbst auf Jahre hinaus eine hilfreiche Anlaufstelle sein.

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